Eine entfesselte Tuba tänzelt über die Reithallenbühne
Letzter Abend der Jazzpassage 2024 in der Offenburger Reithalle mit Michael Godards Tuba Trio und Root 70.
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Den Anfang machte das Trio unter der Leitung des facettenreichen Tuba-Spielers Michel Godard, der nicht nur die Möglichkeiten seines Instruments, sondern auch des Serpents, meisterhaft auslotete. Brummen, Blubbern, Quietschen, Klagen, Dröhnen – damit verwandelte er die Bühne in eine oft überraschende, aber immer atmosphärische Klanglandschaft, deren Eindrücklichkeit und Intimität beeindruckte. Das Trio führte durch Szenerien zwischen Melancholie und rhythmisch mitreißenden Passagen. Besonders beeindruckend war das Zusammenspiel mit Florian Webers einfühlsamem Pianospiel, das eine Brücke zwischen Jazz und zeitgenössischer Klassik schlug. Anne Paceos dynamisches Schlagzeugspiel verlieh der Musik zusätzliche Tiefe und pulsierende Energie. Die Überraschung war der differenzierte Einsatz des Serpents – einem Instrument, das ursprünglich in gregorianischer Musik eingesetzt wurde, aber in Vergessenheit geriet, bevor es von Godard für den Jazz entdeckt wurde.
Im zweiten Teil des Abends präsentierte Root 70, angeführt vom renommierten Posaunisten Nils Wogram, ihr Repertoire. Gemeinsam mit Hayden Chisholm (Altsaxophon), Matt Penman (Kontrabass) und Jochen Rueckert (Schlagzeug) gelang es dem Quartett, den Saal mit seiner Mischung aus Cooljazz, freier Improvisation und subtil experimentellen Klängen zu fesseln. Im Gegensatz zu dem erst vor einem Jahr gegründeten Tuba Trio sind Root 70 seit 24 Jahren eine "working band", was für eine Jazzband außergewöhnlich ist. Auf der Bühne zeigten die Musiker daher eine besondere Harmonie, die im Zusammenspiel individueller Virtuositäten stets als Einheit erschien.
Obwohl das Tuba Trio und Root 70 musikalisch unterschiedliche Ansätze verfolgen, verband beide spürbarer Innovationsgeist. Während das Tuba Trio eher auf intime Klangexperimente setzte, begeisterte Root 70 mit einer kraftvollen Bühnenpräsenz und einem hohen Maß an technischer Präzision. Diese Gegensätze ergänzten sich an diesem Abend auf beeindruckende Weise und boten dem Publikum eine umfassende Perspektive auf die Vielfalt des Jazz.
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