Eine Abwahl ist gar nicht so selten

Philipp Saar wurde in Haslach nicht wiedergewählt. Neuer Bürgermeister ist der Polizeioberrat Armin Hansmann. Die Abwahl eines Rathauschefs ist in der Region keine Seltenheit.  

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Philipp Saar verlor die Bürgermeisterwahl in Haslach.  | Foto: Philipp Saar
Philipp Saar verlor die Bürgermeisterwahl in Haslach. Foto: Philipp Saar
Noch im vergangenen Herbst hat Philipp Saar einen weiteren Karrieresprung hingelegt. Die CDU im Kreistag hat den seit 2017 amtierenden Bürgermeister von Haslach als Nachfolger für Thorsten Erny, kurz davor zum neuen Landrat des Ortenaukreises aufgestiegen, zu ihrem neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt. Doch die Freude darüber dürfte aktuell großem Frust gewichen sein: Aus der Bürgermeisterwahl am vergangenen Sonntag ging er klar geschlagen hervor. Saar,1978 in Ettenheim geboren und ehemaliger Büroleiter des früheren CDU-MdB Peter Weiß, wurde eine zweite Amtszeit klar verweigert. Er kam auf lediglich 39,84 Prozent der gültigen Stimmen. 28 Stimmzettel waren ungültig.

Zum neuen Bürgermeister gewählt wurde Polizeioberrat Armin Hansmann aus Haslach, der sich mit 59,95 Prozent deutlich durchsetzte. Bei seiner ersten Kandidatur 2017 hatte Saar mit 91,7 Prozent noch klar die Nase vorn – und das gegen drei Mitbewerber. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 65,58 Prozent.

Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass ein Amtsinhaber bei einer anstehenden Wiederwahl durchgefallen ist. Es gibt sogar Gemeinden, in denen dies zweimal der Fall war. Beispiel Ettenheim: 1986, fast 40 Jahre sind das her, stand Amtsinhaber Dieter Stellbrink zur Wiederwahl an. Im ersten Wahlgang hatte er noch klar die Nase vorn: Lediglich 53 Stimmen fehlten ihm zur erforderlichen Mehrheit – und somit zur weiteren Amtsperiode. Ruthard Hirschner aus Offenburg lag mit 27,18 Prozent aussichtslos zurück. Der zweite Wahlgang brachte dann die Entscheidung: Hirschner schaffte die Sensation und lupfte Stellbrink noch aus dem Chefsessel. Hirschner kam auf 2741 Stimmen, Stellbrink blieb um 300 Stimmen zurück. Doch der Wahlerfolg war kein Freibrief für eine lange Amtszeit – ganz im Gegenteil: 1994 passierte Hirschner das gleiche Malheur wie seinem einstigen Widersacher. Er schaffte lediglich 41,27 Prozent. Das Rennen machte Bruno Metz, er kam auf 55,08 Prozent. Metz hat noch heute – 31 Jahre später – den Chefsessel inne. Immerhin: Hirschner wurde später Erster Beigeordneter in Schopfheim.

Ähnlich die Situation in Meißenheim. 2001 gelang Kurt Reith mit 42,3 Prozent keine zweite Amtszeit: Gerlinde Kleis zog mit 57 Prozent ins Rathaus ein. Doch ihre Freude währte nur kurz – sprich: eine Amtszeit. Denn 2009 gelang auch Mitbewerber Alexander Schröder der Husarenritt: Er kam auf satte 59,1 Prozent, Kleis auf lediglich 38,5 Prozent.

Auch in Durbach erlebte ein ehemaliger Amtsinhaber ein Fiasko: Im Herbst 2001 stand für Wolfgang Pühler eine weitere Amtszeit an. Doch die Wähler/innen machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Er kam im ersten Wahlgang auf nur 28,05 Prozent. Nachfolger wurde Toni Vetrano, damals CDU-Stadtverbandschef von Offenburg – was auch Pühler mal war. Vetrano wurde im Mai 2014 sogar OB von Kehl, er kandidierte aber nach der ersten Amtszeit nicht mehr. Sein blaues Wunder erlebte im April 2013 in Neuried auch Amtsinhaber Gerhard Borchert. Er unterlag im zweiten Durchgang Jochen Fischer ganz klar: mit 30,2 zu 52,4 Prozent. Im März 2010 hievte Meinrad Baumann in Bad Peterstal-Griesbach Bürgermeister Johann Keller aus dem Chefsessel. Baumann holte satte 78,98 Prozent, Keller magere 20,63 Prozent – und das nach zwei Amtsperioden. Eine schmerzhafte Erfahrung machte auch Wolfgang Reinholz, der Bürgermeister von Sasbach im nördlichen Ortenaukreis und in früheren Jahren bei der Gemeindeverwaltung Schwanau beruflich tätig. Die Bürger verweigerten ihm 2017 mit lediglich 34,2 Prozent eine dritte Amtszeit.

2011 erlebte Bürgermeister René Lohs in Müllheim sein persönliches Desaster, als er zur Wiederwahl anstand, im zweiten Durchgang mit 28,6 Prozent aber nur auf dem dritten Platz landete. Lohs kennt man noch aus einem kurzen Offenburger Intermezzo: Bei der OB-Wahl 2002 wollte er der späteren Rathauschefin Edith Schreiner das Rennen streitig machen, was ihm aber nicht gelang. Aus heutiger Sicht sind seine 18,4 Prozent aber doch mehr als ein Achtungserfolg: Lohs trat damals für die FDP an.

Doch nicht nur die Bürgerschaft kann einen Rathauschef abwählen, sondern auch der Gemeinderat Großer Kreisstädte; Dem Gremium steht das Recht zu, die "Beigeordneten" zu wählen. Diese Erfahrung mussten im Frühjahr 2011 Dieter Eckert in Offenburg und 2010 Brigitte Kaufmann in Lahr machen. Auf Eckert folgte Oliver Martini, auf Kaufmann Guido Schöneboom.
Schlagworte: Ruthard Hirschner, Dieter Stellbrink, Wolfgang Pühler
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