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"Echt lang, der Darm"

  • Sa, 05. Dezember 2015
    Neues für Kinder

     

BZ-INTERVIEW mit Professor Robert Thimme über Verdauung, Bauchweh und gesundes Essen.

Robert Thimme  | Foto: Britt Schilling/Universitätsklinikum Freiburg
Robert Thimme Foto: Britt Schilling/Universitätsklinikum Freiburg
Was passiert mit unserem Essen, nachdem wir es hinuntergeschluckt haben? Es wird verdaut, sagt ihr? Aber was heißt das genau? Sonja Zellmann hat Professor Robert Thimme, den Ärztlichen Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II in Freiburg, gefragt. Er ist Verdauungsexperte und hält heute, Samstag, in Freiburg sogar einen Vortrag extra für Kinder über das Thema.

BZ: Was ist die Verdauung?
Thimme: Verdauung ist das, was mit der Nahrung in unserem Körper passiert. Was wir essen, muss der Körper verarbeiten und sich daraus die Produkte nehmen, die wir zum Leben brauchen: Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate, Zucker. Die Verdauung beginnt bereits im Mund, wo das Essen zerkleinert – gekaut – wird. Sie gelangt durch die Speiseröhre in den Magen. Dort und später im Dünndarm wird sie weiterverkleinert und von bestimmten Stoffen in ihre Bestandteile zerlegt. Die Nahrungsmittel, die wir brauchen, gelangen vom Dünndarm aus in die Blutbahnen. Später wandert der Speisebrei weiter in den Dickdarm. Dort wird er eingedickt, Wasser wird abgezogen – und teilweise über den Urin abgelassen. Was dann noch im Darm verbleibt, wird als Stuhlgang ausgeschieden. Der ganze Prozess kann zwölf bis 120 Stunden dauern.

BZ: Warum, denken Sie, sollten Kinder sich für ihre Verdauung interessieren?

Thimme: Wir essen ja alle jeden Tag mehrmals – und müssen immer wieder auf die Toilette. Verdauung ist also etwas, was unseren Körper andauernd beschäftigt, was wir aber nicht sehen können. Wenn man in Grundzügen versteht, was in einem drin passiert, kann man mit Dingen wie Bauchgrimmen oder Durchfall besser klarkommen. Außerdem gibt es spannende Fakten: Schon allein zu wissen, wie riesig lang der Darm ist, ...

BZ: Wie lang ist er denn?

Thimme: Der Darm einer Person ist etwa fünfmal so lang, wie der Mensch groß ist. Bei einem Kind von 1,40 Meter Körpergröße ist er also rund sieben Meter lang.

BZ: Wow! Und läuft darin nicht alles rund, bekommt man Bauchweh, oder?

Thimme: Ja so ähnlich, aber zum Glück ist das meist harmlos. Bei Kindern reagiert der Darm manchmal auf bestimmte Mengen an Nahrung empfindlich. Kinder können oft noch nicht so gut einschätzen, wie viel Essen und welches Essen ihnen gut tut. Der Darm wächst ja noch – wie der Hunger – und muss sich immer wieder neu einstellen. Man lernt erst mit den Jahren, mit seinem Darm umzugehen. Manchmal haben Kinder auch Bauchweh, weil sie etwas verdauen müssen, was mit Essen nichts zu tun hat: Streit oder Stress. Dann ist der Darm ein bisschen der Spiegel unserer Seele.

BZ: Welche Nahrungsmittel sind gut zu verdauen, welche eher schlecht?

Thimme: Fettreiche Mahlzeiten sind sehr viel anstrengender und schwieriger zu verdauen als zum Beispiel ein Apfel, der ja komplett fettlos ist.

BZ: Kann man sagen, dass Gesundes wie Obst und Gemüse generell leichter zu verdauen ist als Ungesundes?

Thimme: Nein, denn das hängt sehr vom einzelnen Menschen ab. Am besten ist eine ausgewogene Ernährung: von nichts zu viel und von nichts zu wenig.

Vorlesung "Wie funktioniert die Verdauung?", 5. Dezember, 15 Uhr, Hörsaal der Universitäts-Kinderklinik, Mathildenstr. 1, Freiburg, für Kinder von 8 bis 12 Jahre

Ressort: Neues für Kinder

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