Der Pionier des Würzens
Christiane Oelrich (dpa)
Vor 175 Jahren wurde Julius Maggi geboren – er erfand die Flüssigwürze, die seinen Namen trägt, und den Brühwürfel.
. Spüli, Uhu, Maggi – manche Produkte haben sich seit ihrer Einführung so erfolgreich verbreitet, dass die Markennamen die ganze Gattung bezeichnen: Spüli für Geschirrspülmittel, Uhu für Kleber und Maggi für Würze. Ganz nach dem Gusto des Erfinders Julius Maggi.
Ein Ma, zwei gg, ein i – für Deutsche ist die Aussprache klar: Maggi eben. Aber der Namensgeber sprach sich anders aus. Julius Maggi war der Sohn eines Italieners. Sein Name wird deshalb "Madschi" ausgesprochen, wie der Lago Maggiore.
Julius Maggi wurde 1846 in Frauenfeld unweit des Bodensees geboren. Sein Vater brachte es mit einer Mühle zu einigem Wohlstand. Als der Sohn das Unternehmen mit 23 Jahren übernahm, kam im Zuge der Industrialisierung aber immer mehr günstiges Getreide aus dem Ausland. Maggi ersann neue Produkte. Inspiriert von einem Arzt wollte er nahrhafte und preiswerte Nahrung für Arbeiter machen und begann mit Mehlen aus Hülsenfrüchten, Leguminosen.
Maggi war so begeistert, dass er eine Tochter Leguminosa nennen wollte, was seine Frau verhindern konnte. Zum Glück: "Die Leguminosen waren ein Flop", sagt Pfiffner. Unbeirrt machte Maggi weiter. Er brachte Suppenmehle aus Erbsen und Bohnen auf den Markt. Das schweizerische Nationalmuseum spricht von Maggis stürmischer Energie und Experimentiersucht.
Den Durchbruch schaffte Maggi 1886 mit der Flüssigwürze, einer Weltneuheit. Schon ein Jahr später begann die Abfüllung in einem Werk in Singen, wo bis heute Maggi-Würze hergestellt wird. 240 000 Flaschen sind es täglich, die in 21 Länder exportiert werden. Werke gibt es heute in China, Polen, Kamerun, Elfenbeinküste und Mexiko.
Statistisch verbraucht jeder deutsche Haushalt einen halben Liter Maggi-Würze im Jahr, geht aus einer Verbrauchererhebung hervor. Das Saarland ist nach Angaben von Nestlé Maggi-Hochburg, mit 812 Millilitern pro Haushalt im Jahr.
Zurück zu Julius Maggi: Er brachte nach der erfolgreichen Flüssigwürze weitere Produkte heraus – 1908 den legendären Brühwürfel, als schnelle Basis für Mahlzeiten aller Art. Auch im Marketing war Maggi Pionier. Als einer der ersten Unternehmer richtete er eine Werbeabteilung ein.
Der Maggi-Brühwürfel hat Picasso inspiriert: Er verewigte ihn 1912 in seinem Werk "Paysage aux affiches". Joseph Beuys verwendete die Maggi-Flasche 1972 für sein Objekt "Ich kenne kein Weekend". Die Flasche mit dem Etikett hat Maggi selbst entworfen. Am Design hat sich seitdem wenig geändert.
Auch am Rezept nicht, das nur je nach Absatzmarkt etwas angepasst wird. Grundbestandteile sind pflanzliches Eiweiß, Wasser, Salz und Zucker, dazu kommen Aromen und Hefeextrakte. Viele Menschen fühlen sich an das Würzkraut Liebstöckel erinnert, das kurioserweise heute auch Maggi-Kraut heißt.
Die genaue Zusammensetzung der Würze ist Betriebsgeheimnis. Schon Maggi hütete das Rezept aus Angst vor Industriespionage in einem Tresor. Nestlé hat ein Originaldokument dazu in Maggis Handschrift. Um Abwerbungen seiner Mitarbeiter und damit womöglich die Preisgabe seiner Verfahren zu verhindern, umsorgte Maggi die Mitarbeiter: Er richtete eine betriebsinterne Kranken- und Vorsorgekasse ein und baute Arbeitersiedlungen. 1912 starb Maggi im Alter von 66 Jahren. Er hatte vier Töchter und einen Sohn. Ob noch direkte Nachfahren von Julius Maggi leben, weiß Nestlé nicht.
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