Corona verschärft Lage armer Kinder

Einkommensschwache Haushalte besonders von Krise betroffen.  

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(AFP/dpa/bür). Die Corona-Krise sorgt laut Experten dafür, dass mehr Kinder in Deutschland von Armut bedroht sind. Eltern ohnehin benachteiligter Kinder und Jugendlicher arbeiteten oft in Teilzeitarbeit oder als Minijobber. Sie seien daher in der Pandemie von Jobverlust oder Einkommenseinbußen überdurchschnittlich stark betroffen, so die Bertelsmann-Stiftung. Sozialverbände fordern eine Reform der Leistungen für benachteiligte Kinder.

Wegen der Corona-Krise bestehe die Gefahr, dass viele arme Kinder "durchs Raster fallen", warnte der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger. Dies liege auch daran, dass zahlreiche außerhäusliche Unterstützungsangebote während des Lockdowns eingestellt worden seien. Problemverschärfend wirke der Corona-bedingte Unterricht zu Hause. Gut jedem vierten Kind in Haushalten, die Grundsicherung (Hartz IV) beziehen, hätten keinen Zugang zu einem internetfähigen PC.

Die meisten Kinder hätten kaum Aussicht auf Besserung, so die Stiftung. Derzeit seien hierzulande 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut bedroht. Das seien 21,3 Prozent. 2011 waren es 18,7 Prozent. Für zwei Drittel der von Armut bedrohten Kinder gelte dies dauerhaft – für mindestens fünf Jahre durchgehend oder wiederkehrend. Oft betroffen seien Haushalte von Alleinerziehenden oder mit drei oder mehr Kindern.

Die von der Stiftung verwendete Armutsstatistik misst nicht tatsächlichen materiellen Mangel, sondern gibt eher Auskunft über die Verteilung der Einkommen in der Gesellschaft. Kinder gelten als armutsgefährdet, wenn sie in Haushalten leben, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt. Im Wirtschaftsaufschwung vor der Corona-Krise waren die Einkommen gestiegen; parallel hatte sich auch die Grenze nach oben verschoben, unterhalb derer man als von Armut bedroht gilt. Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren galt 2008 laut Statistischem Bundesamt dann als von Armut bedroht, wenn sie weniger als 23 070 Euro im Jahr netto zur Verfügung hatte. Bis 2018 stieg die Grenze auf 28 618 Euro.

Der DGB erklärte: "Armen Kindern hilft das Rumgeschraube an schlechten Regelungen nicht weiter." Gebraucht werde eine "echte Kindergrundsicherung", die das Kindergeld, den Kinderfreibetrag, den Kinderzuschlag sowie die Hartz-IV-Leistungen für Kinder und Jugendliche ersetzt. Der Sozialverband VdK forderte die Parteien auf, Kinderarmut im Bundestagswahlkampf oben auf die Agenda zu setzen. Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer verwies darauf, dass die Regierung in dieser Legislaturperiode "zahlreiche Maßnahmen" zur Verbesserung der Lage von Familien ergriffen habe. Die Armutsquote in Deutschland sei "grundsätzlich rückläufig".
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