Chormusik außerhalb des Mainstreams
Die Chöre "chorus delicti" und "Tourdion" bieten beim Doppelkonzert in Altenheim ein spannendes Programm mit großer Vielfalt. Ein gelungener Auftakt des Herbstprogramms des Arbeitskreises Kultur in der Kirche.
Zwei Chöre, eine Liebe: die zu einem Repertoire, das den Anspruch hat, musikalisch "außerhalb des Mainstreams zu fischen". Was an diesem Konzertabend bei beiden Chören deutlich zum Ausdruck gekommen ist. "Chorus delicti", die vor vollem Gotteshaus das Programm eröffnet haben, zeigen dies zunächst schon in der Aufstellung. Nicht brav in Reihen zum Publikum hin ausgerichtet, sondern in loser Formation sich gegenüberstehend, schwören sie sich wie eine Mannschaft im Sport mit einem kräftigen Klatsch-Rhythmus aufeinander ein und legen schon mit dem ersten Song eine mitreißende Dynamik an den Tag: "African wha lah yeh" – das geht ins Blut. Auf dem ersten begeisterten Applaus ausruhen ist aber nicht. Ohne Unterbrechung geht es weiter mit dem Stück "Venus" aus den späten 60er-Jahren – das der Chor allerdings zu einem höchst interessanten Stil-Mix umwandelt: Pop unterlegt mit einer Madrigalgesang-Linie in Französisch und weiteren Sprüngen in andere Epochen. Das hat Witz und macht neugierig auf das, was noch alles kommt in diesem Programm ohne gedrucktes Programmheft. Was die Besucher zunächst irritiert, im Nachhinein aber Sinn macht, denn so bleibt die Spannung länger erhalten. Und spannend ist das Repertoire der Gruppe auf jeden Fall. A-capella-Beiträge der Männer (mit hohem Gänsehaut-Faktor dabei das Stück "And so it goes" von Billy Joel), Alleingänge der Frauen (darunter das frech-fetzig rübergebrachte "Je veux" der französischen Sängerin Zaz), ein gemeinsam intoniertes türkisches Volkslied und zum Ende des ersten Konzertteils gar die "Engel" der Heavy Metal Band Rammstein werden gesungen. Das ist Vielfalt! Doch auch die Formation "Tourdion" aus Kaufbeuren im Allgäu versteht es, die Zuhörer nach der Pause zu überraschen. So steht am Anfang ein ungewöhnliches Tenor-Solo, nämlich ein Schweizer Jodler, vorgetragen in der höchstmöglichen Männer-Stimmlage. Dafür gibt es frenetischen Applaus.
Der setzt sich mit jedem weiteren Song fort, über die "Autumn leaves", den Beatles-Klassiker "Honey pie" bis hin zum am Klavier begleiteten "I’m beginning to see the light" des unvergessenen Duke Ellington. Das absolute Bonbon dieses Programmteils gibt es unter dem Motto "Name the tune" (hierzulande im Fernsehen der Siebzigerjahre bekannt als "Erkennen Sie die Melodie"). Der Chor intoniert mit sichtlichem Vergnügen ein aberwitziges Medley aus Mozart, Bizet, Beethoven, Strauß bis hin zu Rossinis Wilhelm Tell und einem innigen Ave Maria – da sind die Besucher hin und weg. Und bestens vorbereitet auf den gemeinsam mit "chorus delicti" gesetzten Schlusspunkt des Abends: "Bohemian Rhapsody". Zum Rausschmeißer wird ein schmissig in Szene gesetztes Medley der Beach Boys.
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