Briefe, die Ängste und Hoffnung schildern
Berührende Einblicke in das Schicksal einer jüdischen Familie in der Zeit des Nationalsozialismus hat eine Lesung im Heimethues gegeben. Zu dieser hatte die Stolpersteingruppe Nonnenweier eingeladen.
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Am 22. Oktober 1940 wurden aus Nonnenweier 18 Angehörige der jüdischen Gemeinde zuhause abgeholt und über Lahr nach Offenburg verbracht, von wo sie mit einem von sieben Sonderzügen über die Grenze in das nichtbesetzte Frankreich abgeschoben wurden. Der Deportationsbefehl war unerbittlich – ein Koffer war erlaubt, es blieb kaum Zeit, um alles zu regeln und Abschied zu nehmen; die Menschen wurden aus ihrem Leben gerissen. Wer konnte, schrieb seinen Angehörigen, um ihnen und sich selbst Mut zu machen und um seinen Sorgen Ausdruck zu geben.
Unter diesen Deportierten war Jette Rosenberger, Mitglied einer in Baden weitverzweigten jüdischen Familie. Im Lager in Gurs traf sie ihre Schwester Johanna und deren Ehemann Nathan sowie deren gemeinsamen Sohn Julius. Eugen und Alfred, zwei weitere Söhne des Ehepaares, konnten rechtzeitig noch nach Palästina und Amerika emigrieren. Unter diesen Personen entstand ein reger Briefverkehr, bis Johanna 1941 im Lager Gurs verstarb und Julius im August im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in einer Gaskammer ermordet wurde.Aus diesen Briefen, in denen das Erlebte unmittelbar in Worte gefasst wurde, rezitierten Jenny Baretto, Gaby Heitz, Kathrin Lang, Irmgard Matt und Matthias Janssen am Mittwochabend im Heimethues des Historischen Fördervereins Nonnenweier. Moderiert wurde die Lesung von Norbert Klein, der ihn mit den Vorleserinnen und Vorlesern auch vorbereitet hatte.
So wurde es eine sehr berührende und überaus beeindruckende Veranstaltung. Denn die Menschen kommen in den Briefen nicht nur selbst zu Wort, sondern sie schildern insbesondere ihre Ängste und Hoffnungen, beschreiben das Leben im Getto. Norbert Klein ergänzte zwischen den Beiträgen zum Hintergrund und den Biografien der Menschen, denen mit der Lesung wieder eine Stimme gegeben wurde. Nach circa eineinhalb Stunden fanden sich alle zu einem lebhaften Austausch bei Berchers (jüdisches Festtagsbrot) zusammen.
Das Gefühl, dass mit jedem Jahr die Erinnerung an das furchtbare Geschehen, das die Nationalsozialisten den jüdischen Menschen in ihrer zwölfjährigen Schreckensherrschaft angetan haben, schwindet, war Anstoß für die Gründung der Stolpersteingruppe in Nonnenweier. Auf Initiative dieser Gruppe um Ortsvorsteherin Dagmar Frenk wurden im vergangenen Jahr in Nonnenweier zum ersten Mal Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an drei jüdische Familien aus Nonnenweier, die ihr Leben verloren hatten oder zur Flucht gezwungen waren. Auch im kommenden Jahr ist wieder die Verlegung von Stolpersteinen geplant.
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