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Bericht: Große KZ-Gedenkstätten gegen Schüler-Pflichtbesuche

Die Unionsfraktion möchte einen Besuch am historischen Ort der Nazi-Verbrechen und des Leids der Opfer für alle Schüler verpflichtend machen. Vertreter von Gedenkstätten sind dagegen.  

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Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Thüringen  | Foto: Martin Schutt (dpa)
Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Thüringen Foto: Martin Schutt (dpa)

Die meisten großen KZ-Gedenkstätten lehnen Forderungen der Unionsfraktion im Bundestag nach verpflichtenden Besuchen von KZ-Gedenkstätten für alle Schülerinnen und Schüler ab. Das berichtet die Welt unter Berufung auf eine eigene Abfrage.

Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, sagte: "Freiwilligkeit ist eine Grundvoraussetzung demokratischer und historisch-politischer Bildung." Hinter dem Ruf nach Pflichtbesuchen stecke manchmal die Vorstellung, dass Gedenkstätten "demokratische Läuterungsanstalten" seien. Die Forderung nach Pflichtbesuchen werde häufig "reflexhaft nach antisemitischen Vorfällen für Gruppen erhoben, von denen man fälschlicherweise annimmt, sie heilen oder immunisieren zu können".

Ein ehemaliges Konzentrationslager könne für junge Menschen eine emotionale Überforderung sein, die man niemandem aufzwingen sollte, sagte der für Sachsenhausen und Ravensbrück zuständige Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. "Die Erfahrung zeigt, dass Zwang häufig ablehnende Haltungen eher verstärkt." Auch Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, setzt auf Freiwilligkeit.

In Bayern ist der Besuch für Gymnasiasten und Realschüler verpflichtend

Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, sieht das anders. In Bayern ist der Besuch einer Gedenkstätte für Gymnasiasten und Realschüler verpflichtend. "Wir machen hier sehr gute Erfahrungen mit einem in den Lehrplänen integrierten obligatorischen Besuch von Schülerinnen und Schülern." Die Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Elke Gryglewski, sagte, sie befürworte, dass möglichst viele Menschen eine Gedenkstätte besuchen könnten. "Dabei wünsche ich mir, dass die Besuche unter Bedingungen stattfinden, die Lernprozesse real ermöglichen." Zwangsbesuche seien dazu nicht geeignet.

Die Welt hatte Mitte April über einen Bundestagsantrag der Unionsfraktion berichtet, in dem die Bundesregierung aufgefordert werde, "gemeinsam mit den Ländern darauf hinzuwirken, dass alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland verpflichtend mit ausführlicher Vor- und Nachbereitung mindestens einmal im Laufe ihrer Schulzeit eingebettet in den Unterricht ein ehemaliges Konzentrationslager der NS-Diktatur besucht haben".

Ressort: Deutschland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 24. April 2024: PDF-Version herunterladen

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