Zeigmal-App
Zeig dich mal, Waldkirch! Mit einer Stadtführungs-App den Ort erkunden
Fr, 11. Oktober 2024, 09:02 Uhr
Waldkirch
Ob als Besucher oder Einheimischer: Mit der kostenfreien Zeigmal-App kann man seit Ende August die Waldkircher Sehenswürdigkeiten auf eigene Faust erkunden. Was kann die App? Ein Versuch.
Etwa der Marienbrunnen auf dem Waldkircher Marktplatz. Mit einem Klick erscheint ein Bild des Brunnens und ein erklärender Text dazu. Aber es gibt noch mehr: Hier ist auch eine Audiodatei hinterlegt. Auf dieser ist der bekannte Waldkircher Stadtführer Thomas Kern zu hören: Lebendig erzählt er von der eindrücklichen Größe des mittelalterlichen Platzes, aber auch von Hexenverbrennungen und Hinrichtungen, die hier früher stattgefunden haben.
Doch schon vibriert es wieder. In Richtung Lange Straße gibt es einen Infopunkt mit "Augmented Reality", kündigt die App an. Diese Funktion zu aktivieren erweist sich als etwas tüftelig, während die Nutzung der App sonst sehr intuitiv ist. Doch schließlich klappt es: Der Blick die Straße hinunter Richtung Stadtapotheke wird auf dem Handydisplay überlagert von einer alten fotografierten Straßenansicht, die sich passgenau über die Häuser legt.
Neben dem Entdeckermodus ist auch ein Stadt-Rundgang im Angebot: Er ist 2,5 Kilometer lang, 40 Sehenswürdigkeiten werden gezeigt. Das ist nichts für mal zwischendurch: 90 Minuten veranschlagt die App für den ganzen Rundgang.
Entwickelt hat die App ein Start-up mit Sitz in Konstanz. Vier Gründer sind es, darunter der heute 27-Jährige Till Reitlinger und Elias Greve, die sich beim Studium in Konstanz kennengelernt und dort die Idee entwickelt haben. "Viele Touristen machen keine Gästeführungen mehr, an manchen Orten werden auch keine oder nicht so oft welche angeboten", sagt Reitlinger. Dabei seien die Führungen meist "hochinteressant". Sie wollten deshalb ein Angebot schaffen, mit dem man selbst beim Spazierengehen die Inhalte erfahren könne. Noch ist die App in der Pilotphase, die Finanzierung sei ein Jahr lang über eine baden-württembergische Förderung gelaufen, derzeit helfe ein Gründerstipendium des Bundes, so Reitlinger. Langfristig sollen die Kommunen für das Angebot aufkommen.
Gemeinsam mit der Tourismus-Marketing-GmbH wurden die Daten gesammelt – zunächst für die 20 Städte in Baden-Württemberg, die bereits als "Kleinstadtperlen" für sich werben. Auch Endingen, Bad Säckingen, Freudenstadt und Schramberg sind als "Kleinstadtperlen" am Start. Mittlerweile seien etwa 30 Städte online, sagt Reitlinger, weitere sollen hinzukommen. Der Fokus bleibe aber auf den kleineren Städten."Waldkirch war vorne mit dabei", sagt Julius Müller vom Zweitälerlandtourismus, der sich um die Waldkircher Präsenz gekümmert hat. "Wir haben die Inhalte schnell geliefert." Die gehen auf den "virtuellen Stadtrundgang", der sich bereits auf der Homepage der Stadt befand. Müller hat auch den Kontakt zu Thomas Kern hergestellt.
"Wir haben bei mir in der Küche gesessen bei mir", erzählt Kern über seine Mitarbeit an der App. Dort habe er über die Sehenswürdigkeiten referiert und Reitlinger habe das Band laufen lassen. "Das war ganz spontan, aber das hat ihm so gefallen, dass er das gleich für die App genommen hat", sagt Kern.
Treffen mit dem passionierten Stadtführer an der Stiftskirche St. Margaretha. Kern schaut neugierig auf das Handy. Er hat die App selbst noch nicht ausprobiert. "Ich habe nur ein Seniorenhandy", sagt er freimütig. "Das ist nicht meine Welt." Sein Feedback nach einer etwa halbstündigen Tour mit der App durch seine Stadt ist aber dennoch positiv: "Spannend". Er lacht. "Da kann man was entdecken. Und man kann zu jeder Zeit auf Tour gehen, selbst bei Nacht und Stromausfall."
Die Texte in der App sind zuweilen recht voraussetzungsreich. Beim Lesen taucht die ein oder andere Frage auf. Etwa die: Was ist eigentlich eine Kaplanei? Da ist es doch schön, einen Stadtführer aus Fleisch und Blut dabei zu haben. Der zu den früheren Kaplanen des Klosters – die in der besagten Kaplanei wohnten – gleich noch jede Menge Geschichten parat hat.
- Neue Tourismus-App: Mit dem Smartphone auf Entdeckungstour durch Endingen und Waldkirch
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