Wenn einer eine Reise tut . . .
Die Ausstellung "Wie geht es Dir? Mir geht es gut." erzählt von Reisen von und nach St. Georgen / Ab morgen in der Stubenscheune.
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ST. GEORGEN. "Wie geht es Dir? Mir geht es gut." Mit diesen Worten fangen viele der alten Postkarten an, die in der neuen Ausstellung der "AG Geschichte" des Bürgervereins St. Georgen zu sehen sind. Es geht ums Thema Reisen in früheren Zeiten: von St. Georgen in die Umgebung und ins Ausland, aber auch von Auswärtigen mit dem Ziel St. Georgen. Neben den Postkarten gibt es Fotografien, Reiseberichte und andere Dokumente zu sehen – und einige kuriose Mitbringsel. Am Samstag ist Eröffnung.
Die Verbindung mit der Heimat: an jedem Tag ihrer Reise mussten sie eine Postkarte nach Hause schreiben. Und die Eltern schickten in die Herbergen, die ihnen als Unterkunft dienen sollten, alle zehn Tage einen Brief – mit der Bitte an die Betreiber, den Brief zurückzusenden, falls die Jugendlichen nicht dort auftauchen sollten.
Ebenfalls heutzutage unvorstellbar: Als in den 1950er Jahren eine Pilgerfahrt von St. Georgen nach Rom stattfand, bekamen die Teilnehmer vorher die Information, dass das Essen in Italien "zwar fremd, aber bekömmlich" sei.
Gut zwei Jahre lang hat die Arbeitsgruppe des Bürgervereins solche Geschichten und die dazu gehörigen Dokumente zusammen getragen und jetzt für eine Ausstellung aufbereitet. Die "AG Geschichte" hat mit Martina Kiefer, Barbara Hettich, Philipp Fehrenbach und seiner Frau Gitta zwar nur vier Mitglieder, ist aber umso aktiver. Alle zwei Jahre entführt sie Interessierte mit einer Ausstellung zu wechselnden Themen in die St. Georgener Vergangenheit. Informationen und Dokumente hat die Gruppe im Stadtarchiv und im Archiv der Kirchengemeinde St. Georg gefunden, außerdem halfen Bekannte und Aufrufe im Stadtteilblättchen "St. Georgener Bote".
Die älteste Postkarte der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1899. Anders als bei heutigen Postkarten ist die Rückseite komplett für die Adresse reserviert, die Nachricht steht auf der Vorderseite. Viel Platz für Texte war also nicht. Dafür konnten die Daheimgebliebenen aber zumindest auf dem Bild fremde Orte sehen. Denn früher war Reisen alles andere als selbstverständlich – erst recht im dörflichen St. Georgen mit seinen vielen bäuerlichen Betrieben, durch die die Bewohner gebunden waren. Eine Gelegenheit zum Wegfahren waren Vereinsausflüge. Egal ob zur Pilgerfahrt mit der Frauengemeinschaft oder mit dem Turnverein zum Turnfest nach Hamburg oder Berlin: "Das war für viele die Chance, überhaupt mal wegzukommen", sagt Barbara Hettich. Durch Reiseberichte und Fotos seien die Fahrten gut dokumentiert.
Die "AG Geschichte" hat sich aber auch mit St. Georgen als Reiseziel beschäftigt. Während der Ort in früheren Jahrhunderten auch als Wallfahrtsziel diente, gab es später kaum noch Tourismus. Und das, obwohl sich der St. Georgener Bürgermeister ab Ende der 1920er Jahre sehr darum bemüht habe, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, berichtet Martina Kiefer. Es seien zahlreiche Gasthäuser mit Fremdenzimmern eröffnet worden. Als "Sommerfrische" habe sich St. Georgen aber nie wirklich etablieren können. Die Gäste blieben aus – und die Wirtshäuser mussten ihre Pforten nach und nach wieder schließen.
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