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Weniger Zecken, mehr FSME

Befund stellt Wissenschaftler vor Rätsel / 2017 erkrankten in Baden-Württemberg 180 Menschen.  

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Zecken leben gerne auf hohen Gräsern. ... hier in Hessen, auf die Gefahr hin.    | Foto: dpa
Zecken leben gerne auf hohen Gräsern. Nur selten weisen Schilder, wie hier in Hessen, auf die Gefahr hin. Foto: dpa

STUTTGART (dpa). Im vergangenen Jahr hat es im Land überdurchschnittlich viele FSME-Infektionen gegeben, die von Zecken übertragen wurden. Die 180 Fälle sind allerdings vom Rekordwert des Jahres 2006, als es 281 Fälle waren, einiges entfernt.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kann zu Hirnhautentzündung führen und wird in der Regel durch Zeckenbisse übertragen. Experten zufolge bricht die Krankheit bei 30 von 100 Menschen aus, die von einer infizierten Zecke gebissen werden.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) registrierte im vergangenen Jahr bundesweit 481 Erkrankungsfälle – die zweithöchste je registrierte Zahl. Einen Trend zu mehr Erkrankungen gebe es aber nicht, hieß es vom RKI. "Der Trend ist die Schwankung", sagte eine Sprecherin. Mittlerweile infizierten sich auch im Norden Deutschlands vereinzelt Menschen mit FSME, sagten Zeckenexperten am Dienstag beim Süddeutschen Zeckenkongress an der Stuttgarter Uni Hohenheim. "Wir haben eine Dynamik, die wir nicht verstehen", sagte Gerhard Dobler, Leiter des Münchener Konsiliarlabors für FSME.

Rätselhaft ist auch der Befund, dass im vergangenen Jahr weniger Zecken gezählt wurden, jedoch mehr Erkrankungen auftraten. Tückisch sei, so Experten in Stuttgart, dass Verbreitungsgebiete von mit FSME infizierten Zecken oft nicht größer als ein Fußballfeld seien und über Jahre stabil bleiben könnten. Genauso könnten Zecken, die das Virus in sich tragen, von einem Jahr auf das nächste verschwinden. Wie ein solcher Erkrankungsherd in der Natur entstehe oder verschwinde, sei noch nicht geklärt, so Ute Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie an der Uni Hohenheim.

Die Entwicklung der FSME-Infektionen bleibe regional unterschiedlich, sagten Experten. Der Landkreis Ravensburg etwa habe 2017 allein 19 Fälle gemeldet. Auch das Wetter habe Einfluss: So sei es im Sommer nach einer zweiwöchigen Kältewelle plötzlich wieder wärmer geworden. Zwei Wochen später wurde ein großer Krankheitsausbruch registriert. Offenbar habe es die Menschen nach der Kälte ins Freie gezogen – während der jahreszeitlichen Hochphase des Gemeinen Holzbocks, einer FSME-übertragenden Zeckenart. Dieser zählt zu den am häufigsten vorkommenden Arten. Auch in der zunehmend nach Deutschland einwandernden Auwaldzecke wurde das FSME-Virus gefunden.

Die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung ist die Lyme-Borreliose, eine bakterielle Infektion. Schätzungen gehen von mehreren zehntausend Neuerkrankungen pro Jahr aus. Die Gefahr, sich mit FSME anzustecken, ist wesentlich geringer. Der relativ neue Übertragungsweg bei FSME über Rohmilch von infizierten Weidetieren habe auch im vergangenen Jahr eine Rolle gespielt, so Ute Mackenstedt. Erst 2016 hatte ein Fall Schlagzeilen gemacht, bei dem sich zwei Menschen an Rohmilch-Käse aus Ziegenmilch angesteckt hatten. 2017 seien acht solcher Fälle registriert worden.

Mehr Infos über Zecken unter: http://www.mehr.bz/zecken http://mehr.bz/zecken

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 07. März 2018: PDF-Version herunterladen

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