Wanderweg
Auf die höchsten Gipfel: Der Schwarzwaldverein feiert 125 Jahre Westweg
Vor 125 Jahren wurde die Markierung des Westweges von Pforzheim bis Basel abgeschlossen. Um den Fernwanderweg entstand ein regelrechter Hype. Der Schwarzwaldverein feiert das Jubiläum am 14. Mai in St. Märgen.
So, 27. Apr 2025, 7:00 Uhr
Südwest
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Vor 125 Jahren, es war wohl der 20. November, telegraphierten Philipp Bussemer, ein Baden-Badener Kaufmann und Mitbegründer des dortigen Schwarzwaldvereins, und sein Vereinskollege Wilhelm Katz, vom Belchenhaus dem damaligen Vereinspräsidenten Ludwig Neumann: "Soeben Höhenmarkierung Pforzheim-Basel vollendet. Hurra!" Zuvor im Sommer waren die beiden in zwei Abschnitten von je fünf Tagen die Strecke von Pforzheim bis zum Feldberg abgewandert, im Herbst des ungewöhnlich milden Jahres 1900 kam die noch fehlende Strecke bis Basel dazu. Es war die Geburtsstunde des etwa 285 Kilometer langen Westweges, des ältesten, mit der roten Raute markierten Fernwanderweges in Deutschland.
Bussemer und Katz machten die Vormarkierungen, im Laufe des Jahres 1901 kamen die Schilder an die Bäume. Zuerst verwendete man pflegeintensive Holztafeln, diese wurden 20 Jahre später durch Emailtafeln ersetzt und später durch die heute gebräuchlichen Schilder aus widerstandsfähigem Aluminium. Die rote Raute machte Karriere: Beim Zusammenschluss des Badischen und des Württembergischen Schwarzwaldvereins im Jahr 1934 wurde sie zum Symbol des Gesamtvereins.
Wie kam es dazu? Was trieb diese Herren an? "Es ging um die touristische Erschließung", sagt Dagmar Rumpf, Leiterin des Stadtarchivs Baden-Baden und Mitglied des Schwarzwaldvereins. Sie hat zur Entstehung des Westwegs geforscht: "Der Schwarzwaldverein wurde 1864 gegründet, Initiatoren waren hauptsächlich Gastwirte. Einzelne Sektionen bildeten sich ab 1880, sie haben in der Folgezeit in ihrem Bereich Türme errichtet, Ruhebänke aufgestellt und eben auch viele Wanderwege angelegt. Doch diese waren bis zum Jahr 1900 noch nicht miteinander verbunden. Der Wunsch kam auf, diese Wege miteinander zu verbinden."
Auf die höchsten Gipfel des Schwarzwaldes
Die Route kann, je nach Kondition und Wetter, in elf bis 14 Tagesetappen zurückgelegt werden. Die höchsten Gipfel des Schwarzwaldes wie Hornisgrinde, Schliffkopf, Feldberg, Belchen oder Blauen werden bestiegen. Von Pforzheim beginnend werden die Höhen zwischen Enz und Murg erklommen, das Murgtal durchquert und über die Grindenflächen des Nordschwarzwaldes wird ins Kinzigtal abgestiegen. Weiter geht es über den Brend und die Kalte Herberge an der B500 nach Titisee. Dort haben die Wandernden die Wahl. Denn zwei Jahre nach dem Telegramm von Bussemer und Katz kam die zweite, eine östliche Variante hinzu. Der Westweg teilt sich seitdem in Titisee: Wanderer können entscheiden, ob sie über den Feldberg oder über das Herzogenhorn und Hasel nach Basel weitermarschieren. Ohnehin ist die heutige Strecke nicht mehr identisch mit der damaligen. Gingen die ersten Westweg-Wanderer noch fast alleine auf den staubigen Straßen, wichen sie alsbald dem aufkommenden Autoverkehr, die Strecke wurde vielerorts in den Wald verlegt.
Der damals neue Wanderweg wurde sofort angenommen. "Es entstand ein regelrechter Hype", so Rumpf. Auch heute noch ist der Westweg, ausgezeichnet mit dem Gütesiegel "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland", eine beliebte Strecke und diente als Vorbild für viele andere Wanderwege in Deutschland. Zusätzliche Popularität erfuhr er durch den bemerkenswerten Dokumentarfilm "WildWestwegs" von Marco Ruppert (2022). "Wenn Bussemer und Katz damals schon hätten erahnen können, welches Geschenk sie unzähligen Wanderern mit dem Westweg machen … Auf einem Fernwanderweg unterwegs zu sein, mehrere Tage zu wandern, im Flow zu sein – das ist etwas ganz Besonderes", findet Mirko Bastian, Hauptgeschäftsführer des Schwarzwaldvereins.
Am 14. Mai wird das Jubiläum gefeiert
Am Mittwoch, 14. Mai, feiert der Verein in und um St. Märgen das Jubiläum, zugleich ist dies auch die bundesweite Zentralveranstaltung für den "Tag des Wanderns". Am Vormittag stehen fünf verschiedene Exkursionen und Kurzwanderungen von 3,2 bis 10,2 Kilometern Länge auf dem Programm. Beim Festakt am Nachmittag in der Schwarzwaldhalle ab 14.30 Uhr wird die Staatssekretärin Sandra Boser, grüne Landtagsabgeordnete für Lahr und das Kinzigtal, ein Grußwort aus dem Kultusministerium übermitteln. Dann wird der Gästeführer Klaus Gülker, der im Mai den Westweg von Süd nach Nord beschreitet und dabei entgegenkommende Wanderer interviewt, über seine Eindrücke berichten. Um 19.30 Uhr tritt Max Mutzke auf.
Infos zum Westweg und zu den Veranstaltungen im Internet unter www.westweg.de
Mehrere Ortsvereine des Schwarzwaldvereins bieten seit April und noch bis Anfang Juni 2025 an Wochenenden und Feiertagen Wanderungen auf dem Westweg an. In insgesamt 14 Etappen kann die 285 Kilometer lange Strecke zurückgelegt werden. So geht es etwa am 18. Mai über 22,5 Kilometer vor der Wilhelmshöhe (Schonach) bis zur Kalten Herberge, am 24. Mai von dort bis nach Hinterzarten und von dort am Tag darauf, dem 25. Mai auf der wohl herausforderndsten Etappe via Feldberg zum Notschrei. Am 29. Mai geht es vom Notschrei zum Haldenhof (19 Kilometer), alternativ hierzu gibt es am gleichen Tag Familienwanderung mit Eseln vom Wiedener Eck zur Talstation der Belchenbahn. Am 31, Mai wird vom Haldenhof nach Kandern gewandert (22 Kilometer), am 1. Juni von Kandern nach Basel (26 Kilometer). Die Ortsgruppen des Schwarzwaldvereins geben genauere Auskunft. Radfahrerinnen und Radfahrer können ebenfalls die Strecke von Pforzheim nach Basel in sechs Etappen meistern – etwa am 17. Mai von Haslach im Kinzigtal nach Titisee-Neustadt (66 Kilometer, 1500 Höhenmeter) oder am 24. Mai von Titisee-Neustadt ans Wiedener Eck (55 Kilometer, 1500 Höhenmeter). Am Samstag, 31. Mai geht die Radtour über 50 Kilometer vom Wiedener Eck nach Kandern, am Tag darauf, Sonntag, 1. Juni, ist eine Rundtour von Kandern nach Basel und zurück geplant (40 Kilometer).
dbl
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