Tiere

Vögel im Winter füttern – oder lieber doch nicht? Ein Experte aus Grafenhausen erklärt

Die heimischen Vögel im Südschwarzwald brauchen im Winter Hilfe zum Überleben. Harald Nüßle vom Nabu in Grafenhausen sagt, welches Futter sich eignet – und wann man aufs Zufüttern verzichten sollte.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Eine Haubenmeise bedient am Vogelhäusschen  | Foto: Roxane Spiegelhalder
Eine Haubenmeise bedient am Vogelhäusschen Foto: Roxane Spiegelhalder

Spatzen, Amseln, Spechte, verschiedene Meisenarten und manchmal sogar Seidenschwänze kann man im Winter am Vogelhäuschen beobachten. Für viele ist das Füttern und Beobachten der heimischen Vögel im Winter ein Hobby, bei dem man den Tieren auch noch etwas Gutes tut. Dabei gibt es jedoch auch einige Dinge zu beachten. Harald Nüßle ist Hobby-Ornithologe und Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe in Grafenhausen und erklärt, welche Vögel im Südschwarzwald unterwegs sind und wie man sie im Winter am besten unterstützt.

Hilft man den Vögeln wirklich, wenn man ihnen Futter gibt?

Wenn Schnee liegt und der Boden gefroren ist, finden die Vögel nicht viel zu fressen. In der kalten Jahreszeit benötigen sie aber besonders viel Nahrung, um sich warm zu halten, erklärt Harald Nüßle. Um die Tiere mit ausreichend Energie zu versorgen, sei Fettfutter, wie zum Beispiel Meisenknödel, gut geeignet. "Die Knödel im Plastiknetz sollte man aber vermeiden", sagt Nüßle, "darin verfangen sich die Meisen und können sterben." Besser geeignet seien Knödel in Drahtkörben oder selbstgemachte, zum Beispiel in alten Konserven, aus Mischfutter und frischem Frittierfett – nicht aus altem! Neben den Meisen, nach denen die Knödel benannt sind, mögen auch die Buntspechte im Schwarzwald das Fettfutter besonders gern, hat Nüßle beobachtet.

Harald Nüßle beim Befüllen einer Futtersäule  | Foto: Harald Nüßle
Harald Nüßle beim Befüllen einer Futtersäule Foto: Harald Nüßle

Wann sollte man zusätzlich Nahrung zur Verfügung stellen?

Füttern sollte man, wenn Schnee liegt und die Tiere keine andere Nahrung finden können. Ist das Wetter milder und der Boden nicht gefroren, sei es aber ratsam, die Futterstellen nicht jeden Tag wieder aufzufüllen. "Dann dürfen die auch mal leer gehen", rät Harald Nüßle. Die lauen Winter mit wenig Schnee, die inzwischen auch im Schwarzwald normal sind, seien Segen und Fluch zugleich für die Vogelpopulation. Zwar könnten sie besser selbst Futter finden, wenn kein Schnee liegt, der selektive Druck würde dafür deutlich abnehmen. Die Winter hätten dafür gesorgt, dass es kaum Krankheiten bei den Vögeln gab. "Einen milden Winter können auch kranke Tiere besser überleben und gegebenenfalls andere Vögel anstecken", erklärt der Vogelspezialist.

Gibt es weitere Möglichkeiten, den gefiederten Freunden zu helfen?

Verschiedene Vögel mögen verschiedene Futterquellen gerne. Generell sei es gut, wenn man viele verschiedene Bäume, Sträucher und Stauden im Garten hat und diese über den Winter nicht zu sehr zurückschneidet, empfiehlt Nüßle. Die Vögel können sich dann an den Insekten, Samen und Beeren, die sich an den Pflanzen befinden, bedienen. Garten- und Waldbaumläufer sieht man zum Beispiel selten an Futterstellen, da sich diese gerne von den Insekten ernähren, die sich hinter der Rinde von Bäumen verstecken. Für Spatzen und Meisen zum Beispiel sei es gut, wenn man im Garten eine Ecke mit Futterpflanzen wie Raps und Sonnenblumen anpflanzt.

Ein Eichelhäher  | Foto: Roxane Spiegelhalder
Ein Eichelhäher Foto: Roxane Spiegelhalder

Ist Futter aus dem Handel genauso gut wie eigene Mischungen?

"Wenn man Mischfutter im Laden kauft, sollte man sich das in jedem Fall genauer anschauen", sagt Nüßle. Gut sei es immer, wenn das Futter aus heimischen Samen besteht. "Wir haben in einigen Säcken jetzt sogar schon Sonnenblumenkerne aus Kanada gefunden", erzählt er. "Aber die Meisen können die gar nicht knacken, weil die Samen zu groß sind." Daher bieten sich Alternativen an. Für den Eichelhäher seien Erdnüsse mit Schale gut geeignet. Und im Herbst gesammelte Eicheln, Haselnüsse oder Walnüsse kämen ebenfalls gut an. Viele der Vögel lieben außerdem getrocknete Mehlwürmer, die in das Futter gemischt werden.

Muss man als Vogelschützer noch mehr beachten?

Wenn man ein Vogelhäuschen im Garten oder auf dem Balkon hat, sollte man es regelmäßig ausfegen, am besten jeden oder vielleicht jeden zweiten Tag. Sonst könnte es zum Krankheitsüberträger werden. Auch wenn sie nicht so schön aussehen wie ein Vogelhäuschen, sind Futtersäulen deshalb besser geeignet. "Darin wird das Futter nicht nass, und die Hinterlassenschaften fallen runter auf den Boden, wo sie keine anderen Vögel anstecken können", erklärt Nüßle. Das Futter sollte in jedem Fall immer trocken bleiben. Besonders Haferflocken, die häufig dem Futter beigemischt sind, neigen dazu, sich vollzusaugen und zu faulen oder zu schimmeln. Die kleinen Vögel sind dafür besonders empfindlich. Aus diesem Grund sollte man auch niemals Küchenabfälle verfüttern, appelliert Füße.

Schlagworte: Harald Nüßle, Frank von Berger
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2025 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Weitere Artikel