Baden-Württemberg

Umweltminister: "Ich bin kein Wolfsfreund"

Oft stehen sich Naturschützer und Schafzüchter uneins gegenüber, wenn es um Wölfe geht. Im Südwesten gehen Nabu und Landesschafzuchtverband einen gemeinsamen Weg.  

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Ein Schäfer schließt seinen Weidezaun.  | Foto: Fabian Sommer (dpa)
Ein Schäfer schließt seinen Weidezaun. Foto: Fabian Sommer (dpa)
Schafherden in Baden-Württemberg sollen künftig mit neuen Schutzzäunen besser gegen Angriffe von Wölfen geschützt werden. Diese Zäune seien höher und sicherer, dabei aber kaum schwerer und teurer, sagte Anette Wohlfarth vom Landesschafzuchtverband (LSV) am Dienstag bei der Abschlussveranstaltung eines gemeinsamen Projektes mit der Umweltschutzorganisation Nabu in Pfalzgrafenweiler (Kreis Freudenstadt).

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sagte den Schafzüchtern die weitere Unterstützung des Landes beim Umgang mit Wölfen zu. Er habe kein Interesse daran, dass die Zahl der Schafzüchter in den kommenden Jahren noch weiter zurückgehe. Sie leisteten eine sehr wichtige Arbeit.

"Ich bin kein Wolfsfreund", sagte Untersteller. Das werde ihm manchmal fälschlich zugeschrieben. "Ich bin aber an Recht und Gesetz gebunden." Der Wolf sei eine nach europäischem und deutschem Recht streng geschützte Art. Schäfer sorgten mit ihrer Arbeit allerdings auch für den Erhalt streng geschützter Pflanzenarten in einer offen gehaltenen Landschaft. Das wäre mit technischem Einsatz kaum möglich.

Er würde sich nicht davor scheuen, einen Wolf auch töten zu lassen, wenn dieser mehrfach Schutzzäune überwinden und Tiere reißen sollte, versicherte Untersteller. Das Ministerium fördert das LSV-Nabu-Projekt bis zum Jahresende mit 300 000 Euro.

Natürlich gebe es bei dem Thema unterschiedliche Interessen und Emotionen, sagte Untersteller. "Aber der Wille, Lösungen für die Herausforderungen beim Nebeneinander von Wildtier und Nutztierhaltung zu finden, zeichnet beide aus", lobte er Nabu und LSV.

Aus Sicht der Grünen-Landtagsfraktion ist das Projekt ein Erfolg. "Das Besondere an diesem Projekt ist, dass Weidetierhalter und Naturschützer – anders als in anderen Bundesländern – gemeinsam nach Lösungen suchen, um Schafe mit den bestmöglichen Mitteln gegen den Wolf zu schützen", teilte der naturschutzpolitische Sprecher Markus Rösler mit.

Der LSV-Vorsitzende Alfons Gimber warnte allerdings davor, sich jetzt zurückzulehnen. Auch künftig müssten neue Maßnahmen zum Herdenschutz erprobt werden. "Wir erwarten, dass die Weidetierhalter mit dem Wolf nicht alleine gelassen werden."

Ende August hatte die Landesregierung berichtet, bisher seien knapp 700 000 Euro für den Herdenschutz bewilligt worden. Davon profitierten demnach rund 230 Halter. Für getötete Tiere bekamen die Eigentümer gut 11 000 Euro Entschädigung. Seit Oktober 2017 habe es nachweislich 16 Übergriffe von Wölfen auf Herden gegeben. Dabei hätten die Raubtiere 77 Schafe und sechs Ziegen gerissen.

Im Südwesten sind aktuell zwei Wölfe bekannt, die dauerhaft im Schwarzwald leben. Weil die Raubtiere neben Wild auch Schafe oder Ziegen als Beute reißen, investieren Züchter und Landesregierung viel Geld in den Schutz der Herden. Wenn Tiere getötet werden, gibt es bei ausreichender Sicherung der Herde eine Entschädigung. Das Land zahlt einen großen Teil der Schutzmaßnahmen.
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