Russischer Angriffskrieg

Ukraine geht in Kursk überraschend zur Gegenoffensive über

Die Ukraine steht militärisch unter Druck. Seit Monaten sind die Truppen auf dem Rückmarsch. Doch nun hat das ukrainische Militär unerwartet einen Vorstoß gestartet - auf russischem Gebiet.  

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Ein schiefes Straßenschild mit den Ric...unter ukrainischer Kontrolle, hieß es.  | Foto: dpa
Ein schiefes Straßenschild mit den Richtungshinweisen der Orte Djakanowo (von oben nach unten), Rylsk und Sudscha steht am Stadtrand. Die Stadt unweit der Grenze ist seit Sommer vollständig unter ukrainischer Kontrolle, hieß es. Foto: dpa

Die unter Druck geratenen ukrainischen Streitkräfte haben im westrussischen Gebiet Kursk überraschend eine neue Offensive gestartet. "Gebiet Kursk, gute Nachrichten: Russland erhält das, was es verdient", schrieb der Leiter des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, auf Telegram - und bestätigte damit indirekt den Vorstoß. Zunächst hatten russische Militärblogs von den unerwarteten Angriffen der Ukrainer berichtet.

Offensive wohl auch wegen anstehender Trump-Amtsübernahme

Im Gebiet Kursk seien die Russen überrascht worden, ukrainische Angriffe liefen in mehrere Richtungen, sagte auch Andrij Kowalenko, der Leiter des Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation beim Sicherheits- und Verteidigungsrat, der dem ukrainischen Präsidenten unterstellt ist. Das Militär in Kiew selbst machte zunächst keine Angaben, auch das russische Verteidigungsministerium schwieg zu der Offensive.

Die Offensive rund zwei Wochen vor der Amtseinführung Donald Trumps am 20. Januar könnte Beobachtern zufolge dazu dienen, russische Schwächen aufzuzeigen, um aus einer besseren Position heraus bei den erwarteten Verhandlungen über eine Beendigung des Kriegs zu starten. Denn zuletzt waren die Russen im Gebiet Kursk wie auch im Osten der Ukraine auf dem Vormarsch. Von den im Sommer in Kursk eroberten knapp 1000 Quadratkilometern kontrolliert das ukrainische Militär zurzeit nur noch die Hälfte.

Russen haben zuletzt hohe Verluste bei eigener Offensive erlitten

Auf Videos, die aus der Region stammen sollen, sind mehrere Kolonnen gepanzerter ukrainischer Fahrzeuge in hohem Marschtempo zu sehen. Minenräumfahrzeuge machen den Weg dabei frei. Den russischen Militärbloggern zufolge nutzt Kiew auch stark Funkstörungsmechanismen, um die russischen Drohnen auszuschalten. Als Hauptstoßrichtung gilt die Ausfallstraße nach Kursk nordöstlich der Kleinstadt Sudscha, die die Ukrainer bei ihrer überraschenden Sommeroffensive einnehmen konnten.

Die Amtsübernahme von Donald Trump (li...n beider Seiten wohl eine große Rolle.  | Foto: Aurelien Morissard (dpa)
Die Amtsübernahme von Donald Trump (links, mit Emmanuel Macron und Wolodymyr Selenskyj) am 20. Januar spielt bei den Offensiven beider Seiten wohl eine große Rolle. Foto: Aurelien Morissard (dpa)

Russen bestätigen Vorstoß

Das russische Verteidigungsministerium verbreitete später die Mitteilung, russische Artillerie und Luftwaffe hätten eine ukrainische Kolonne auf dem Weg in Richtung der Ortschaft Berdin attackiert. Dabei seien zwei Panzer, ein Räumfahrzeug und sieben gepanzerte Truppenfahrzeuge zerstört worden. Die Kämpfe würden fortgesetzt. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Erst am Vorabend hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aber auch von schweren Verlusten russischer Einheiten beim Versuch der Rückeroberung des Gebiets Kursk berichtet. "Bei Kämpfen heute und gestern allein im Umkreis der Ortschaft Machnowka im Gebiet Kursk hat die russische Armee ein Infanteriebataillon nordkoreanischer Soldaten und russischer Fallschirmjäger verloren", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Freitag. Unabhängig waren die Angaben nicht überprüfbar.

Ein Bataillon der russischen Streitkräfte hat offiziellen Angaben nach eine Truppenstärke von bis zu 500 Mann.

Ukraine weiter in der Defensive

In den vergangenen Wochen sind immer wieder Videos aufgetaucht, die Sturmversuche russischer Einheiten - teilweise verstärkt durch nordkoreanische Soldaten - im Gebiet Kursk zeigen sollen. Zu sehen sind dabei vielfach vernichtete russische gepanzerte Fahrzeuge und getötete Soldaten. Militärexperten erklären die überhastet wirkenden Angriffsversuche mit dem Ziel Moskaus, noch vor der Amtseinführung des designierten US-Präsidenten Donald Trump möglichst viel Boden gutzumachen, um in den erwarteten Verhandlungen eine gute Ausgangsposition zu haben.

Die Lage auf dem Schlachtfeld bleibt dabei für die Ukraine schwierig. Russische Truppen greifen trotz der Verluste weiter an. So sollen sie in den letzten 24 Stunden bei Kurachowe, in der Nähe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk, aber auch in der umkämpften Stadt Torezk Geländegewinne erzielt haben.

Russland besonders Ende vergangenen Jahres mit großem Gebietsgewinn

Russland hat Medienberichten aus Kiew zufolge im vergangenen Jahr fast 3600 Quadratkilometer ukrainischen Gebiets erobert - eine Fläche fast 1,5-mal so groß wie das Saarland. Die höchsten Gebietsverluste habe die Ukraine mit 610 Quadratkilometern im November erlitten, als die Russen täglich etwa 20 Quadratkilometer besetzten, berichtete der Militärblog "Militarnyi" unter Berufung auf Kartenmaterial von "Deepstate", einem weiteren Militärblog. Die Verluste des Jahres 2024 sind ein Vielfaches des Vorjahres.

Eine offizielle Bestätigung für die Zahlen gibt es nicht. Mitte Dezember hatte der ukrainische Telegramkanal UA War Infographics die Eroberungen der russischen Truppen seit Jahresbeginn auf gut 2.800 Quadratkilometer taxiert. Allerdings hat die Ukraine auch im Dezember noch 510 Quadratkilometer verloren. Auffällig ist, dass die Gebietsverluste für Kiew nach der eigenen Sommeroffensive und den Eroberungen im westrussischen Gebiet Kursk deutlich zugenommen haben.

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Kommentare (4)

Matthias Knab

1315 seit 26. Mär 2020

Warten wir's ab ob RU kollabiert?

Dr. Jan Kallberg: "Ich habe es auch schon vor einem Jahr gesagt, und es wird immer stärker - der Gedanke & das Gefühl, daß RU als Nation von seinen faschistischen Fantasien nicht mehr zu retten ist.

Ich bekomme ein Gefühl von Deutschland 1943, wenn es um das heutige RU geht - unhaltbare Verluste an Soldaten, Panzern & Artillerie, eine Kriegswirtschaft, die auf Hochtouren läuft, der es aber an Material, Arbeitskräften, Schlüsselkomponenten und Ressourcen mangelt.

„Alles für den Endsieg!“, und zunehmende Verrücktmacherei (viele Reden russischer Propagandisten lassen Joseph Goebbels' „Totaler-Krieg“-Rede im Sportpalast 1943 fast als weniger verrückt erscheinen....), gescheiterte grandiose Pläne, massiver kollektiver imaginärer Irrglaube an ihre Größe und Überlegenheit.

Imaginäre Konstrukteure einer „Neuen Weltordnung“, die von Moskau aus gelenkt werden, wie Albert Speers Modelle von Triumphbögen und Nazikolosseen, während der Rest des Landes heruntergewirtschaftet ist & drei technologische Generationen hinter dem Rest der Welt zurückliegt.

Alles ist von einer Atmosphäre des Wahnsinns oder der Irrationalität durchdrungen. Sie müssen verlieren. Das war's. Das ist kein Land, mit dem man verhandelt, das ist ein Übel, das man zu Fall bringt."

Durchschnittliche Rente 240 Euro & Durchschnittslohn 773 EUR/Monat: "In Anbetracht der aktuellen Lebensmittelpreise glaube ich, dass mittlerweile 90% unterhalb der Armutsgrenze leben" (Tagesspiegel).

Franz Bischoff

3080 seit 25. Jul 2011

Herr Maier-Sütterlin.

Sie schreiben daß sich zur Amtseinführung von Donald Trump Macron und Selensky in Washington einfinden werden.
Wissen Sie auch ob unser Olaf Scholz auch dort sein wird oder ob man ihn bei der Einladung wieder mal vergessen hat ?
Vielleicht ist der doch nicht so cool und nimmt dem Präsidenteneinflüsterer Musk seine Sprüche übel.

Herr von Seggern,

Klar wird es zu Verhandlungen kommen müssen, nur ist der Verursacher des Krieges der Herr Putin derzeit dazu nicht bereit.
Allerdings habe ich den Eindruck daß nicht nur die eine Seite "ausgeblutet und total erschöpft" ist, sondern auch die andere.
Warum wohl werden tausende von jungen Nordkoreanern als Kanonenfutter in den Tod geschickt ?
Und technisch holt die Ukraine auf, bald wird sie die von uns nicht gelieferten Raketen selber produzieren können.
Bei Drohnen funktioniert das schon ganz gut.


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