Interview
"Tag der Artenvielfalt" ist dieses Jahr rund um die Dreisam
Ralf Hufnagel von der Ökostation Freiburg spricht im Interview über den "Tag der Artenvielfalt", der am Wochenende stattfindet. Die renaturierte Dreisam könnte für Überraschungen sorgen.
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Der "Tag der Artenvielfalt" findet diesmal am Samstagabend und Sonntag in verschiedenen Lebensräumen rund um den Sandfang im Stadtteil Waldsee statt. Mit BZ-Mitarbeiter Andreas Braun spricht Ralf Hufnagel vom Leitungsteam der Ökostation über die Besonderheiten des diesjährigen Aktionstags, auch im Hinblick auf die Renaturierung der Dreisam.
Ralf Hufnagel: Die gibt es sicherlich. Neben der Vielfalt an Biotopen und Arten spielen jedoch noch weitere Kriterien eine Rolle – etwa die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie die erwartete Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Über die Standortfrage wird jedes Mal bei einem Vortreffen aller Akteure gesprochen und abgestimmt. Diesmal lag die Gegend rund um den Sandfang mit dem renaturierten Dreisamabschnitt knapp vor dem Opfinger See und Dietenbach-Park.
BZ: Sind bei den Ergebnissen wesentliche Veränderungen gegenüber den beiden früheren Untersuchungen zu erwarten – etwa infolge des Insektenschwunds, über den seit Monaten diskutiert wird?
Hufnagel: Vor allem der Spritzmitteleinsatz in der konventionellen Landwirtschaft führt sicherlich zu einem Rückgang der Insektenbiomasse und fördert somit – zum Beispiel über die Nahrungskette – auch den generellen Artenschwund, der noch weitere Ursachen hat: etwa die Zerstörung von Lebensräumen. Aus den Ergebnissen unseres Aktionstags lässt sich diese traurige Entwicklung jedoch nicht unmittelbar ablesen, da auch andere Faktoren eine Rolle spielen: insbesondere das Wetter sowie die Zahl der Teilnehmer, von der wir uns wünschen, dass sie möglichst hoch sein wird. 2005 hatten wir an diesem Standort 553 Arten dokumentiert, 2009 waren es 450. Aber das lässt sich nicht als Rückgang interpretieren.
BZ: Neu ist diesmal, dass die Dreisam zwischen Sandfang und Schwarzwaldstadion inzwischen renaturiert wurde und deshalb dort neue Biotoptypen entstanden sind, zum Beispiel Kiesbänke. Lässt dies erwarten, dass am Sonntag auch Arten gefunden werden, die auf den Listen von 2005 und 2009 noch fehlen?
Hufnagel: Genau, Sie sprechen ein weiteres Argument an, das für diesen Standort spricht. Ich gehe davon aus, dass diesmal sicherlich die eine oder andere Pionierpflanzenart und daran gebundene Insekten gefunden werden, die 2009 noch keine Chancen hatten, sich hier anzusiedeln. Wir sind jedenfalls sehr gespannt.
BZ: Demnach sollte der positive Effekt der Dreisam-Renaturierung – also die Zunahme der Vielfalt an Kleinlebensräumen – negative Effekte, die letztlich aus der gestiegenen Freizeitattraktivität dieses Gebiets resultieren, überwiegen? Die Gebirgsstelze zum Beispiel findet dort kaum noch ein ruhiges Plätzchen, um erfolgreich brüten zu können.
Hufnagel: Ob die gestiegene Freizeitnutzung an diesem neu geschaffenen Naturerlebnisraum unter dem Strich negativ für den Naturschutz ist, würde ich bezweifeln. Darüber hinaus kann durch das Erkunden und Erleben dieses Abschnitts auch ein neuer Zugang zum Naturschutz ermöglicht werden, gerade auch für Kinder. Das ist in Großstädten umso wichtiger, da besonders hier solche freien Naturerfahrungsräume erhalten und neu geschaffen werden sollten.
BZ: Ist zu erwarten, dass die Besucher auch Besonderheiten zu sehen bekommen?
Hufnagel: Wir werden sicherlich keine Erstentdeckung einer Art vermelden können. Es geht unserem Netzwerk Artenvielfalt auch weniger darum, "besondere" Arten zu finden. Vielmehr ist es uns ein Anliegen, mit den Menschen die Vielfalt der Arten und Biotope und damit auch die Wechselwirkungen zwischen Tieren, Pflanzen und der unbelebten Natur – also die Ökologie – zu erkunden. Wir denken, dass sich die Menschen dann eher für den Erhalt der Natur und Umwelt engagieren werden, sowohl persönlich als auch in der Gesellschaft.
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