Stoppschild für den Milliardendeal

Die Investorenpläne der Deutschen Fußball-Liga platzen, weil 16 Profivereine nicht zustimmen. Sehr zum Ärger der Bosse Hans-Joachim Watzke, Axel Hellmann und Oliver Leki.  

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Foto: IMAGO/UWE KRAFT
Bereits am gläsernen Eingang zum Hotelkomplex am Frankfurter Flughafen sahen sich die Führungskräfte des deutschen Profifußballs am Mittwochvormittag mit Protest konfrontiert. Mit Bannern und Plakaten hatte sich die Bürgerbewegung "Finanzwende" aufgestellt, um vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) "ein klares Zeichen" zu setzen. Interims-Geschäftsführer Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) bekam von der überparteilichen Gruppierung ein Paket mit rund 8000 Unterschriften überreicht, um eine neue "Dimension der Kommerzialisierung des Fußballs" zu verhindern. Es sollte der Vorbote eines historischen Tages für den deutschen Profifußball sein, an dem sich die 36 Vereine der beiden Bundesligen nach mehrstündiger Sitzung dazu entschieden, nun doch keinen Investor ins Haus zu holen.

Bei der auf Antrag des VfL Bochum geheimen Abstimmung kam die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht zustände, zwar votierten 20 Klubs dafür, aber elf dagegen – fünf Clubs enthielten sich der Stimme. Der SC Freiburg wollte auf BZ-Nachfrage zu seinem Abstimmungsverhalten keinen Kommentar abgeben. Das Gros der Nein-Stimmen soll dem Vernehmen nach aus der zweiten Liga gekommen sein. Um die Verhandlungen mit einem strategischen Partner fortzusetzen, hätte es 24 Ja-Stimmen gebraucht.

"Manchmal ist das Leben auch einfach. Das ist Demokratie. Für uns ist klar, dass der Prozess mit dem heutigen Tag beendet ist. Du kannst ja nicht alle sechs Monate eine neue Sau durchs Dorf treiben", erklärte Liga-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke angesäuert. Unverständnis klang bei ihm unverhohlen durch, dass die Liga auf absehbare Zeit ihre Investitionen ohne die zwei Milliarden Euro aus der Private-Equity-Branche speisen muss. Mit dem Geld hätten vor allem eine Streamingplattform im Ausland aufgebaut oder Infrastrukturprojekte bezahlt werden sollen, im Gegenzug hätte der Investor über 20 Jahre aber auch 12,5 Prozent der Medieneinnahme abgezweigt.

Die monatelange (Überzeugungs)-Arbeit, die neben Hellmann auch Oliver Leki (SC Freiburg) als zweiter Teil der Interimslösung in das mehrfach modifizierte Konstrukt hatten, war letztlich vergebens. Einigen sei offenbar die Wettbewerbsfähigkeit nicht so wichtig, unkte Strippenzieher Watzke, der genau wie die Doppelspitze Hellmann und Leki mächtig frustriert wirkte. Und so fehlte Watzkes sarkastischer Hinweis nicht, dass man sich schon auf die konstruktiven Vorschläge der Kritiker freue. An dieser Stelle grinste auch Hellmann süffisant. Gerade für den Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt war das ein Schlag ins Kontor, auch wenn er nicht von einer persönlichen Niederlage sprechen wollte. "Ich habe einen absoluten Konsens gespürt, dass es einen Investitionsbedarf gibt. Vom Abstimmungsverhalten ist das erstaunlich – aber so ist es", merkte der Jurist zerknirscht an.

Mit vergleichsweise bescheidenem Kapitalaufwand hätte die Liga aus seiner Sicht wettbewerbsfähig gemacht werden können. "Mit jedem Jahr wird das jetzt schwieriger – ich weiß nicht, ob das alle Kritiker bis zum Ende gedacht haben." Damit sei klar, dass er bereits zum 30. Juni ausscheiden werde. "Im Sommer habe ich wieder mehr Zeit für meinen Klub."

Sein Kollege Leki rätselte über die unerwartete Niederlage im Plenum. "Es wäre zwingend notwendig bei so einem Projekt gewesen, mit einer breiten Mehrheit zu starten. Das ist nicht gelungen. Warum, wieso, weshalb – das ist schwer einzuschätzen", beschied der Finanzfachmann mit stottriger Stimme.
Schlagworte: Axel Hellmann, Oliver Leki, Hans-Joachim Watzke
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