Fußball
Zerstörte Stadion-Toiletten sorgen immer mehr für Ärger
Das Phänomen ist bekannt, doch zuletzt häufen sich Berichte über Vandalismus von Fußballfans in Stadiontoiletten. Nimmt die Klo-Randale zu – und was macht es so schwierig, solche Vorfälle aufzuklären?
dpa
Di, 15. Apr 2025, 19:55 Uhr
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Zerstörte Toiletten, herausgerissene Türen und Waschbecken: Verstörende Bilder verwüsteter Stadion-Sanitärräume lösten in den vergangenen Monaten immer wieder Kopfschütteln und Wut aus. Fast scheint es, als sei das Demolieren von Klos im Gästebereich zu einer neuen Sportart einiger Fans geworden.
Bei 1860 München randalierten Fans von Energie Cottbus, in Aachen Anhänger des FC Hansa Rostock und in Nürnberg Fans der SpVgg Greuther Fürth: Diese Fälle sind nur drei von zuletzt mehreren Beispielen für Vandalismus rund um Fußballspiele. Sie sorgen für Frust und hohen finanziellen Schaden.
Fan-Forscher Jonas Gabler vermutet vor allem einzelne Fans hinter der Zerstörungswut, keine im großen Rahmen geplanten Aktionen. "Vandalismus gehört zu keiner Fankultur dazu. Sicherlich gibt es in der Fußballfankultur – wie in anderen jugendlich und männlich geprägten Szenen – teilweise eine höhere Akzeptanz für Gewalt und auch Gewalt gegen Dinge", sagt Gabler. Einen Wettstreit zwischen radikalen Fangruppen, wer größeren Schaden anrichtet, halte er für unwahrscheinlich. Er halte es für plausibler, "dass es sich um Einzelpersonen, maximal kleine Cliquen von Personen" handle.
Überwachung der Toiletten wegen geschützter Privatsphäre nicht möglich
"Sinnlose Sachbeschädigung können wir nicht erklären", teilte auch die Fan-Interessenvertretung "Unsere Kurve" mit. "An den Standorten und in den Szenen, wo dies geschieht, kann man aber davon ausgehen, dass diese Probleme in den vorhandenen Gesprächsformaten angesprochen werden und nach einem entsprechenden Umgang gesucht wird."
Im Gegensatz zu anderen Stadionbereichen sind Toiletten aufgrund der dort geschützten Privatsphäre nicht von Kameras überwacht. Für Sicherheitskräfte ist es also häufig schwierig, rechtzeitig einzuschreiten oder Täter später zu identifizieren.
"Anders als bei Vandalismus im Fanblock oder im Rahmen von Fan-Märschen werden Zerstörungen in den Sanitärbereichen maximal von den wenigen zum Zeitpunkt der Tat anwesenden Personen wahrgenommen und entziehen sich so weitgehend der sozialen Kontrolle innerhalb der Fanszene", sagt Fan-Forscher Gabler. Er hat zwar beobachtet, dass zuletzt häufiger darüber berichtet wurde, ihm sind aber keine Zahlen bekannt, ob dieses Phänomen häufiger auftritt. Der öffentliche Fokus auf den Taten könnte eine Rolle spielen. "Die Berichterstattung über solche Akte des Vandalismus könnte zu Nachahmung in anderen Fanszenen führen", vermutete Gabler.
Zahl der jüngeren Zuschauer zu Auswärtsspielen gestiegen
Zudem sei die Zahl der jüngeren Auswärtsfahrer bei vielen Vereinen gestiegen. Und manche darunter seien nicht in die etablierten Strukturen in der Fanszene integriert. Einzelne dieser Fans hielten sich möglicherweise nicht an die ansonsten üblichen Normen, dass so etwas ein Tabu sei, mutmaßte Gabler.
Die Versicherungskammer Bayern, die mit Schäden in Stadien im Profi- und Amateurbereich befasst ist, sah zuletzt keinen anwachsenden Trend. Die Kammer könne keinen Anstieg in den Zahlen feststellen, hieß es auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks.
Mit Ärger und teils deutlichen Worten reagieren die Vereine. "Es kotzt mich bzw. uns einfach nur noch an, dass wir fast wöchentlich mit Themen wie zerstörten Toilettenanlagen oder anderem Inventar beschäftigt sind", sagte etwa Hansa Rostocks Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Eggert in einer Vereinsmitteilung, nachdem Hansa-Fans im März beim Auswärtsspiel in Aachen randaliert hatten.
Neben Appellen an die Vernunft der Fans gibt es immer wieder auch andere Ansätze, um Randale zu verhindern. So brachte Hansa Rostock für die Drittliga-Partie bei Rot-Weiss Essen am 6. April eigene Ordner mit – auch um die Toiletten im Gästeblock zu schützen. Zudem beschränkte der Club den Verkauf von Auswärtstickets auf Vereinsmitglieder.