Starkes Erdbeben in Japan
Zentrum von Beben mit einer Stärke von 7,3 liegt fast genau unterhalb von Fukushima / Zwei Millionen Haushalte ohne Strom.
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Ein starkes Erdbeben hat am späten Mittwochabend (Ortszeit) die Region um die Atomruine von Fukushima erschüttert. Japans Meteorologische Behörde gab zunächst eine Warnung vor einem Tsunami von bis zu einem Meter Höhe für die Pazifikküste der Präfekturen Fukushima und Miyagi aus. In dem früheren Atomkraftwerk Fukushima Daiichi gab es in einem Turbinengebäude Feueralarm, wie der Betreiber Tepco mitteilte.
Auch im 250 Kilometer entfernten Großraum Tokio gerieten Gebäude beängstigend lang und anhaltend ins Schwanken. Berichte über größere Schäden lagen zunächst nicht vor, laut der Nachrichtenagentur Kyodo mussten in Fukushima aber zahlreiche Menschen in Krankenhäuser gebracht werden. In zwei Millionen Haushalten fiel zudem vorübergehend der Strom aus.
Das Beben der Stärke 7,3 ereignete sich fast auf den Tag genau, elf Jahre nachdem die Region im Nordosten des asiatischen Inselreiches von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 9 und einem dadurch ausgelösten gewaltigen Tsunami verwüstet wurde und es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu Kernschmelzen kam.
Viele Japaner waren schlafen gegangen, als kurz vor Mitternacht die Wände schwankten. Kurz darauf erfolgte die Warnung vor einem bis zu einem Meter hohen Tsunami. Bald darauf wurde in der Hafenstadt Ishinomaki in der Präfektur Miyagi eine 20 Zentimeter hohe Flutwelle registriert. Die Regierung in Tokio richtete einen Notfallstab ein. Am Abend wurde die Tsunami-Warnung aufgehoben.
Dass ein Shinkansen entgleiste, zeigt die Stärke der Erschütterungen. Der Shinkansen ist berühmt für seine extrem hohe Sicherheit. Entsprechend fassungslos waren die Japaner, als im Oktober 2004 nach einem Erdbeben ein Shinkansen zum ersten Mal aus der Spur gesprungen war – obgleich auch dabei niemand zu Schaden gekommen war. Noch tagelang war der entgleiste Zug damals im staatlichen Fernsehen zu sehen gewesen, so sehr nagte der Fall am Stolz der Nation.
Nach Angaben der Meteorologischen Behörde ereignete sich das Beben vom Mittwoch vor der Küste von Fukushima in einer Tiefe von rund 60 Kilometern. "Für japanische Verhältnisse ist es mittelgroß", sagte der Seismologe Marco Bohnhoff vom Potsdamer Geoforschungszentrums (GfZ) am Mittwoch auf Anfrage.
Die Erschütterungen zeigten den Japanern erneut, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. Starke Erdbeben können jederzeit kommen. Irgendwann, das fürchten viele, wird ein schweres Erdbeben auch Tokio treffen. Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben bedrohten Länder der Welt.
Es sei kein unerwartetes Ereignis, betonte Bohnhoff. Die pazifisch-ozeanische Erdplatte schiebe sich unter Japan, dieser Prozess werde aufgehalten, wenn sich die Platten verhakten. Dann sammele sich im Laufe von Jahren bis zu Jahrhunderten Energie, die sich schlagartig entlade. Es sei nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich, dass jetzt unmittelbar noch ein größeres Beben folge. Japans Meteorologische Behörde warnte jedoch für die nächsten sieben Tage vor einem möglichen weiteren Beben einer ähnlichen Stärke.
Am 11. März 2011 hatte sich in Folge eines Seebebens eine gigantische Flutwelle an der Pazifikküste aufgebäumt und alles niedergewalzt: Städte, Dörfer und riesige Anbauflächen versanken in den Wasser- und Schlammmassen. Rund 20 000 Menschen riss die Flut damals in den Tod. In Fukushima kam es in der Folge des Bebens und Tsunamis im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einem Super-GAU. Er wurde in aller Welt zum Sinnbild der "3/11" genannten Dreifach-Katastrophe – auch wenn keiner der Todesfälle auf die Strahlung zurückgeführt wird.
Panik kam unter der Bevölkerung auch diesmal nicht auf. Was im Westen gelegentlich als Gleichmut missverstanden wird, ist tatsächlich Gefasstheit und Durchhaltewillen, mit der Japaner Naturgewalten begegnen. Die Erkenntnis, dass man sich letztlich nur damit abfinden kann, auf einem Pulverfass zu leben, hat bei den Inselbewohnern zu außergewöhnlicher Ausdauer in Krisen geführt.
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