Sportangler retten Fische mit Strom - 1052 Tiere im Gewerbekanal
Nach dem Bachabschlag kommen die Sportangler, um die Fische im trockenfallenden Gewerbekanal zu retten – ein Job mit viel Zeitdruck und Spannung.
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Bachabschlag: Der Runzmeister stoppt den Zufluss der Dreisam. Ab jetzt läuft die Zeit, denn das Wasser im Gewerbekanal läuft ab. Die Angler haben einen spannungsreichen Job an diesem Samstag: Bevor die Fische auf dem Trockenen landen, müssen die Männer sie aus dem Wasser holen – mit Strom.
Auf der steht Heinz Haag vom Garten- und Tiefbauamt. Das wird in den nächsten sechs Wochen den Gewerbekanal von Grund auf reinigen, Schlamm und Müll entfernen. "Da lagen schon gestohlene Räder, Geldbörsen und eine Waschmaschine drin", sagt Haag. Der Kanal, der seit dem Mittelalter besteht und auch die Bächle speist, und ist 9,5 Kilometer lang. Während der Trockenzeit werden Reparaturen an Mauern erledigt, am Rotteckring Natursteingewölbe für die neue Stadtbahntrasse verstärkt und saniert, erklärt Haag, als die Angler Stau beim Mez-Gelände melden: Die Stellfalle bei einer der sieben Wasserkraftturbinen im Kanal ist noch zu, das Wasser hoch. Kaum ist das Problem gelöst, taucht ein neues auf: Unter einem Steg ist kein Durchkommen. Die Männer holen so viele Fische raus wie möglich. "98 Prozent kriegen wir", schätzt Michael Münzer. Die Angler freuen sich über jedes Tier, über Mühlkoppen, Bachneunaugen, Schmerlen, Elritzen, Giebel, besonders über einen kleinen Aal und eine 60 Zentimeter lange, kapitale Forelle. Kommen die schönsten Exemplare abends in die Pfanne? "Nix!", sagt Boch. "Die werden in der Dreisam freigelassen", erklärt Bühler, "auch wenn der Magen knurrt." Die Elektrofischer arbeiten sich weiter vor, unterm Schlossbergring durch, am Stein-Krokodil vorbei, bekommen bei der Brauerei Feierling was hinter die Kiemen, ziehen durch die Fischerau und tauchen ein in den Tunnel unterm Uni-Kollegiengebäude IV, der stockdunkel und mehrere hundert Meter lang ist. Über- und unterirdisch folgen sie dem Nordarm des Kanals von der Fehrenbach-Gewerbeschule bis zu Solvay im Industriegebiet Nord. Am Abend wissen die Sportangler, was sie getan haben, auch dank ihrer Strichliste: 1052 Fische sind gerettet, die meisten Bachforellen.