Gesellschaft

Saudische Frauen wollen Auto fahren – Demo gegen Verbot

Die saudischen Behörden sind offenbar entschlossen, eine für Samstag geplante Demonstration gegen das Fahrverbot für Frauen auch mit Gewalt zu verhindern.  

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Eine saudisch-arabische Frau widersetzt sich dem Fahrverbot.   | Foto: DPA
Eine saudisch-arabische Frau widersetzt sich dem Fahrverbot. Foto: DPA

Die geltenden Gesetze würden "jegliche Aktionen zur Störung des sozialen Friedens verbieten", heißt es in einer Erklärung des saudischen Innenministeriums. Wer dennoch protestiere, mache sich der Volksverhetzung schuldig und müsse damit rechnen, nach den Buchstaben des Gesetztes "mit Entschlossenheit und Härte" bestraft zu werden.

jVon den Drohungen wollen sich die saudischen Frauenaktivistinnen nicht einschüchtern lassen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten sie am Donnerstag erneut Aufrufe, sich am Samstag hinter das Steuer zu setzen. Alle Frauen mit einem gültigen internationalen Führerschein sollten an dem Protest teilnehmen und das Logo der Kampagne "October 26 Driving" an die Windschutzscheibe heften. Eine Internet-Petition wurde bereits von mehr als 16 000 Personen unterzeichnet.

Auf ihrer Homepage betonen die Frauenaktivistinnen, dass der Staat kein Recht habe, fahrtüchtigen Frauen das Autofahren zu verbieten. Sollte das Fahrverbot dennoch aufrechterhalten werden, dann sollten die Behörden endlich eine rechtsgültige Begründung präsentieren und damit aufhören, sich auf einen angeblichen "gesellschaftlichen Konsens" zu stützen.

Tatsächlich ist die saudische Gesellschaft tief gespalten. Viele junge Saudis orientieren sich am Westen und studieren im Ausland. Auf der anderen Seite gibt es eine sehr starke islamistische Strömung. So waren am Montag 150 Islamgelehrte nach Riad gereist, um im Palast des greisen König Abdallah für die Aufrechterhaltung des Fahrverbotes zu werben. Die Behörden seien bislang viel zu lasch gegen die Frauenaktivistinnen vorgegangen, monierten sie. Der geplante Aktionstag der Frauen sei eine "Produktion der Amerikaner", die den sozialen Frieden in dem erzkonservativen Königreich stören wollten.

Eine Frau, die regelmäßig Auto fahre, bringe ihre Gesundheit und die ihrer neugeborenen Kinder in Gefahr, erklärte der Geistliche Saleh bin Saad al Lehaydan Ende September auf der saudischen Newsseite Sabq. In der Wissenschaft der funktionellen Physiologie sei dieses Thema eindeutig erforscht worden. Die Körperhaltung beim Autofahren drücke "das Becken nach oben" und könne "die Eierstöcke spontan schädigen". Das sollten sich die saudischen Frauen überlegen, bevor sie sich am 26. Oktober ans Steuer setzten.

Unterdessen hat die Organisation Amnesty International erneut die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien angeprangert. Kritisiert wurde vor allem die "systematische Diskriminierung von Frauen". Diese bräuchten nicht nur zum Reisen, sondern auch für die Annahme eines Jobs oder zur Einschreibung in einer Universität die Einwilligung eines Mannes. Insgesamt sei die Situation in dem Land desaströs. Anstatt wie versprochen die Lage zu verbessern, habe Riad die Repressionen noch verschärft. Es gebe "willkürliche Verhaftungen, ungerechte Prozesse und Folter"". Davon betroffen ist vor allem die schiitische Minderheit im Osten des Königreiches.

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