Kiew deutet Zugeständnisse an, Kreml nicht
1000 Tage nach Kriegsbeginn ist der ukrainische Präsident Selenskyj von der Forderung nach einem sofortigen und vollständigen Abzug russischer Truppen aus der Ukraine abgerückt. Der Kreml beharrt derweil auf allen Kriegszielen.
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In internationalen Medien wird seit längerer Zeit darüber spekuliert, dass der Krieg in der Ukraine entlang der Frontlinie eingefroren werden könnte, ohne dass Kiew juristisch Gebiete an Russland abtritt. Solche Vorstellungen wurden auch aus dem Umfeld des künftigen US-Präsidenten Donald Trump laut, der angekündigt hatte, den Konflikt "binnen 24 Stunden" zu befrieden.
Formaljuristische Gebietsabtretungen lehnte Selenskyj nun erneut kategorisch ab. "Wir verzichten nicht auf die Rechte der Ukraine auf ihr Territorium", unterstrich der Staatschef. Seine Andeutung, dass man womöglich aber eine längere russische Kontrolle über ukrainische Gebiete hinnehmen müsse, könnte die Tür etwa zu einem Waffenstillstand und einem Einfrieren des Konflikts entlang der aktuellen Frontlinie aufmachen.
Aus Moskau kam dazu allerdings am Mittwoch eine klare Absage. Der Kreml wies Spekulationen über ein mögliches Einfrieren des russisch-ukrainischen Krieges entschieden zurück. "Der Präsident (Wladimir Putin) hat bereits davon gesprochen, dass ein Einfrieren dieses Konfliktes für uns keine Option ist", sagte Sprecher Dmitri Peskow in einem Pressegespräch im Hinblick auf Medienberichte zu verschiedenen Szenarien für ein Kriegsende entlang der aktuellen Frontlinie. Moskau wolle weiterhin seine Kriegsziele erreichen. Präsident Wladimir Putin habe dabei mehrfach seine Gesprächsbereitschaft erklärt.
Russland ist im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert und hält einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim gut ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Russland erhebt Gebietsansprüche auf insgesamt fünf ukrainische Regionen (mit der Krim), verlangt einen dauerhaften Verzicht Kiews auf eine Nato-Mitgliedschaft und eine Demilitarisierung und "Entnazifizierung" des Landes.
Hintergrund der Äußerung Selenskyjs über eine mögliche zeitweise Kontrolle Russlands über ukrainisches Gebiet dürfte die Sorge um ein mögliches Zurückfahren der US-Hilfen sein. Selenskyj räumte in einem Interview des US-Senders Fox News ein, dass die Ukraine den Krieg verlieren könne, wenn die bisherige massive Unterstützung der USA beim Amtsantritt von Trump versiege. "Wenn sie (die Hilfe) beenden, glaube ich, werden wir verlieren", sagte Selenskyj. Dennoch werde die Ukraine den Kampf fortsetzen. Die Ukraine habe ihre eigene Rüstungsindustrie, doch genüge deren Produktion nicht. "Es wird nicht genug sein, um zu überleben."
Die Ukraine hat derweil – nach dem Einsatz von amerikanischen Kurzstreckenraketen – laut britischen Medienberichten erstmals auch aus Großbritannien gelieferte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow auf Ziele in Russland abgefeuert. Das berichteten unter anderem die Financial Times und der Guardian. Das britische Verteidigungsministerium wollte sich dazu nicht äußern.
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