Potzblitz
![Juliana Eiland-Jung Juliana Eiland-Jung](https://ais.badische-zeitung.de/piece/0c/7b/12/e1/209392353-f-1_1-w-80.jpg)
INFANTILISIERUNG
Eine Rutsche im Atrium von Sevdesk wie einst für uns Kinder im Salamander-Schuhhaus, Wasserpistolen für neckische Interaktionen mit den Kolleginnen und Kollegen – für die einen ist das schicke US-Hipster-Firmenkultur nach Vorbildern aus dem Silicon-Valley, mit der man junge Kreativkräfte der Generation Z an sich bindet, für die anderen ist das die Infantilisierung der Arbeitswelt. Jetzt mach’ dich mal locker, darf man mir gerne vorhalten, und auf den Kollegen verweisen, der schon vor 20 Jahren Minesweeper zur Entspannung am Arbeitsplatz spielte oder digitale Moorhühner wegballerte. Und selbst Schiller sagt ja, dass der Mensch nur da ganz Mensch ist, wo er spielt. Oder sollen wir Shakespeares Macbeth zitieren, der sagte: Das Leben ist eine Geschichte, erzählt von einem Idioten, die rein gar nichts bedeutet. Zwischen diesen Polen liegt irgendwo die Wahrheit, und natürlich soll jeder nach seiner Façon glücklich werden. Bei der Arbeit geht es halt am Ende um gute Produkte, Arbeitsplätze, menschliche Existenzen und deren Erhalt. Wenn bei allem neckischen Spiel und Spaßfaktorbedarf das nicht vergessen wird, ist ja gut. Und wenn all die Peters und Petras Pan ein noch besseres Arbeitsklima hinbekommen, indem sie ab und zu ihrem inneren Kind die Zügel schießen lassen können, soll’s mir auch recht sein. OFFENBURGER MODELL
Sozialbürgermeister Hans-Peter Kopp kann einen Erfolg verbuchen. Das Offenburger Modell, das er gegen teils heftigen Widerstand aus der Elternschaft durchgesetzt hat, scheint zu greifen. Wegen akuten Fachkräftemangels in den Offenburger Kitas hat Kopp 2023 durchgesetzt, dass die Erzieherinnen und Erzieher in Offenburger Pilot-Kitas sich nur noch in einer Kernzeit von sieben Stunden um echte Erziehungs- und Dokumentationsaufgaben kümmern müssen, für die reine Spielzeit am Nachmittag hat er die Malteser eingespannt, die mit eigenen Kräften dort die Aufsicht führen. Nur ein Jahr später präsentierte Kopp dem zuständigen Gemeinderatsausschuss eine Bilanz, wonach alle angemeldeten Kinder einen Betreuungsplatz haben und auch derzeit keine offenen Erzieher/innen-Stellen zu beklagen seien. Bleibt nur der Wermutstropfen, dass man sich ein bisschen selbst ausgetrickst hat, weil durch die sieben Stunden Betreuungszeit die Modell-Kita-Plätze aus der Ganztagsförderung des Landes herausgefallen sind.
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