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Leute in der Stadt

Paralympics-Sieger Alexander Spitz: „Man muss sich auf seine Stärken konzentrieren“

Er weiß, was es heißt, wenn ein Kind eine Krebsdiagnose bekommt: Alexander Spitz (50) war zehn Jahre alt, als ihm das passiert ist. Danach wurde ihm in der Uni-Kinderklinik ein Oberschenkel amputiert. Er hat sich dadurch nie von seiner Leidenschaft, dem Sport, abbringen lassen, und wurde mehrfach Paralympics-Sieger.  

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Alexander Spitz engagiert sich für die...mit einer Radtour nach Menzenschwand.   | Foto: Thomas Kunz
Alexander Spitz engagiert sich für die neue Kinder- und Jugendklinik: unter anderem mit einer Radtour nach Menzenschwand. Foto: Thomas Kunz
Um – als Prolog zum Spatenstich am Montag, 15. Oktober – für die neue Kinder- und Jugendklinik Flagge zu zeigen, ist er am Samstag von Freiburg aus nach Menzenschwand geradelt, wo er aufgewachsen ist. Der SC Freiburg unterstützte den einbeinigen Radler bei seiner herausfordernden Tour.

Es kann jederzeit geschehen: "Jeder Mensch kann plötzlich eine Behinderung bekommen", sagt Alexander Spitz. Und: "Das muss man annehmen können. Man kann auch dran kaputtgehen." Er ist einer, der sehr glaubwürdig und sympathisch vermittelt, wie so ein Annehmen gelingen kann. Als bei ihm Anfang Januar 1979 Knochenkrebs festgestellt und am 15. Januar sein Bein amputiert wurde, begriff er erst kaum, was vor sich ging. Seine wichtigste Frage damals war: "Wann kann ich wieder Skifahren und Fußballspielen?" Denn das liebte er.

Stattdessen musste er vier Monate in der Klinik bleiben und danach ein Jahr lang jede zweite Woche von Dienstag bis Freitag zur Chemotherapie wiederkommen. Er erinnert sich daran, dass manche der Chemolösungen wie Himbeersirup aussahen, andere wie Apfelsaft. Und daran, wie oft er sich übergeben musste.

Doch niemand habe ihm in dieser Zeit das Gefühl gegeben, dass es dramatisch um ihn stehe, sagt Alexander Spitz. Seine Freunde hätten ihn nie ausgegrenzt, seine Familie, in der wegen einer genetischen Veranlagung öfters Krebs auftritt, habe ihm immer Rückhalt gegeben.

Auch wenn seine Krankheit daheim alles heftig durcheinanderwirbelte: Seine Mutter verbrachte viel Zeit bei ihm, seine fünf Geschwister blieben in Menzenschwand und mussten früh selbstständig werden. Für kranke Kinder waren die Zeiten andere als heute, Eltern konnten nicht in der Klinik übernachten, und das Zimmer von Alexander Spitz war ohnehin so klein, dass kein weiteres Bett hineingepasst hätte. So fuhr seine Mutter viele Male von Menzenschwand nach Freiburg und zurück, genau die Strecke, die Spitz jetzt per Rad bewältigt hat.

Die Freude am Sport hat ihn angetrieben

Sein Zimmer gibt’s nach wie vor, Alexander Spitz schaut immer wieder rein, wenn er ab und zu jungen Krebspatienten seine Geschichte erzählt, um ihnen Mut zu machen. Die neue Kinder- und Jugendklinik liegt ihm sehr am Herzen: "Es gibt nichts Schlimmeres, als einem Menschen das Gefühl zu geben, krank zu sein. Dann wird alles noch schlimmer", sagt er. Für ihn steht fest, dass sich die Selbstheilungskräfte umso besser entfalten können, je normaler die Umgebung ist. Deshalb wünscht er sich, dass Kinder mit ihren Familien ähnlich wie zu Hause in der neuen Klinik leben können.

In einer möglichst stabilen Umgebung sollen sich die Patienten dann auf das konzentrieren, was ihnen wichtig ist, ganz egal, was es ist. Bei ihm war’s der Sport: "Der hat mich angetrieben." Alexander Spitz hatte genug Selbstvertrauen, immer auszutesten, was ging. So kam es, dass er nach der Amputation trotz seiner Krücken weiter Fußball spielte: als Torwart. "Man muss sich auf seine Stärken konzentrieren, nicht auf die Schwächen", sagt er. Auf den Tag genau fünf Jahre nach der Amputation gewann er die erste Medaille im Skifahren bei den Paralympics: Silber. Während seiner Lehre bei der Sparkasse St. Blasien wurde er immer wieder für den Sport freigestellt. Mit 18 war er Weltmeister. Als er 1998 nach einer Verletzung aussteigen musste, bekam sein Leben eine neue Wende: Er kam mit seiner Frau zusammen, zog zu ihr nach Wesseling zwischen Bonn und Köln, 1999 und 2001 wurden seine Kinder geboren. "Da hatte ich neue Lebensaufgaben", sagt Spitz, der inzwischen bei der Kölner Sparkasse arbeitet. Er hat nie aufgehört, anderen Mut zu machen.

Mut braucht er aber auch selbst: Vor zehn Jahren hatte er einen Tumor am Kopf. Zum Glück hat er die gefährliche Operation gut überstanden.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 08. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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