"Orientierung fällt uns schwer"
BZ-Gespräch mit dem Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer über die besondere Beziehung der Deutschen zur Angst
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Besonders furchtsam sollen die Deutschen sein, weshalb man im Englischen gerne von der "German Angst" spricht. Seit Urzeiten ist das Gefühl der Angst ein Begleiter des Menschen, doch die Deutschen pflegen ein besonderes Verhältnis zu ihm. Zum Tag der Deutschen Einheit sprachen Michael Gleich und Hajo Schuhmacher mit dem Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer über das deutsche Optimismusdefizit und das Erbe der 68er-Generation.
BZ: Herr Schmidbauer, Sie haben immer wieder über das Thema Angst geschrieben. Haben Sie in diesem Moment, wo das Interview beginnt, Angst?Schmidbauer: Nein, ich bin ein bisschen aufgeregt, aber das empfinde ich eher als angenehm.
BZ: Jeder redet von Angst – was ist das eigentlich?
Schmidbauer: Angst ist ein sehr altes Gefühl, ähnlich wie der Schmerz. Wir brauchen es, um nicht in Gefahrensituationen zu geraten. Unser Nervensystem, das in der Steinzeit entstanden ist, entwickelte einen Mechanismus, um vor Feinden zu fliehen und sich bei Bedrohung maximal anzustrengen. Unter primitiven Umständen wissen wir, was wir fürchten. Wir müssen dem Säbelzahntiger entkommen. Die Zivilisation macht Ängste zum Dauerzustand – wir hängen von einem Chef ab, der uns ängstigt, ...