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"Noch nie den Kopf im Wasser gehabt"

BZ-INTERVIEW mit dem Hochdorfer Schwimmlehrer Rüdiger Lehmann über Erwachsenen-Schwimmkurse.  

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Rüdiger Lehmann arbeitet als Schwimmlehrer im Hochdorfer Hallenbad.  | Foto: Michael Bamberger
Rüdiger Lehmann arbeitet als Schwimmlehrer im Hochdorfer Hallenbad. Foto: Michael Bamberger

FREIBURG-HOCHDORF. Mit kräftigen Zügen ein Schwimmbecken auf ganzer Länge durchschwimmen oder im Sommer im Badesee ein paar Runden ziehen – damit das möglich wird, nehmen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene Schwimmunterricht. Die Freiburger Regio-Bäder GmbH bietet in ihren Schwimmbädern regelmäßig entsprechende Kurse an, ab heute wegen der coronavirus-bedingten Schließung der Freiburger Bäder vorübergehend allerdings nicht mehr. Claudia Füßler hat mit dem Hochdorfer Schwimmlehrer Rüdiger Lehmann gesprochen.

BZ: Herr Lehmann, lernen die Erwachsenen eigentlich anders schwimmen als Kinder?
Rüdiger Lehmann: Vom rein technischen Aspekt her nein, das Grundprinzip ist ja das gleiche. Aber die Herangehensweise unterscheidet sich schon ein wenig. Wer das Schwimmen nicht in jungen Jahren gelernt hat, tut sich häufig schwer damit und entwickeln eine Angst vor der unbekannten Materie Wasser. Das merken wir deutlich in unseren Kursen.

BZ: Was tun Sie dagegen?
Lehmann: Wir machen mit den Erwachsenen wie mit den Kindern auch eine Wassergewöhnung. Die ist in den Kinderkursen allerdings eher spielerischer Natur. Bei den Erwachsenen üben wir Dinge wie das Ausatmen ins Wasser, sich aufs Wasser legen und den Auftrieb spüren. Das Gesicht ins Wasser zu halten, ist für viele eine Riesenhürde. Viele haben auch noch nie den Kopf im Wasser gehabt.

BZ: Wie kam es überhaupt, dass Sie Kurse fürs Erwachsene ins Angebot genommen haben?
Lehmann: Josef Enderle, eine Kapazität unter den Freiburger Schwimmlehrern und für mich übrigens eine Art Mentor, hat im Westbad Erwachsene unterrichtet, die Kurse gab es nur dort. Doch auch bei uns in Hochdorf stieg die Nachfrage nach Anfängerkursen für Erwachsene, also haben wir unser Angebot entsprechend erweitert. Wir haben den Vorteil, dass die Schwimmschüler bei uns außerhalb des öffentlichen Badebetriebs lernen, es gibt also keine Zuschauer bei den ersten Schwimmversuchen. Ein weiteres Plus ist die Gruppengröße von vier bis sieben Teilnehmern, das schweißt so einen Kurs oft gut zusammen.

BZ: Wer lernt in diesen Kursen?
Lehmann: Vom 17-Jährigen bis zur 70-Jährigen ist alles dabei. Die Motivationen sind ganz unterschiedlich. Eine Frau hat einen Segeltörn gebucht, die wollte vorher schwimmen können. Manche haben nie schwimmen gelernt. Andere haben es als Kind gelernt, sind dann aber nie geschwommen, so dass sich eine Angst aufgebaut hat. Viele können schwimmen, trauen sich aber nicht ins tiefe Wasser. Ich habe einer Nonne das Schwimmen beigebracht. Und ich habe Leute unterrichtet, die sind am Meer aufgewachsen, konnten aber nicht schwimmen.

BZ: Woran liegt das?
Lehmann: Für viele Menschen bedeutet Wasser Gefahr. Wir haben in unseren Kursen junge Eltern, die sagen, sie selbst haben nie schwimmen gelernt, wollen jetzt aber nicht am Beckenrand sitzen, während ihre Kinder im Wasser toben. Und das trifft auch auf viele Menschen aus anderen Kulturen zu. Wir haben hier immer ein schönes Multikulti in den Kursen und generell einen schönen Zusammenhalt.
BZ: Wie unterrichten Sie dann, auf Englisch?
Lehmann: Nein, mein Schulenglisch reicht dafür nicht aus. Wir unterrichten auf Deutsch und mit Händen und Füßen. Wir sind ja viel drin im Wasser bei den Leuten. Das ist nicht mehr so wie früher, wo einer vorne am Beckenrand steht mit dem Stock und was vormacht. Wir begeben uns im Wortsinn auf Augenhöhe mit unseren Schülerinnen und Schülern.

BZ: Wie gut kann jemand schwimmen, nachdem er bei Ihnen im Anfängerkurs war?
Lehmann: Das hängt natürlich immer auch davon ab, wie viel er selber übt. Wir haben Teilnehmer, die treffen sich extra am Wochenende und üben gemeinsam. Unser Ziel ist es, dass ein Schwimmanfänger nach zehn Mal 45 Minuten Unterricht sicher eine 25-Meter-Bahn schwimmen kann. Ich bin aber auch nicht enttäuscht, wenn jemand nur eine halbe schafft. Mir ist wichtig, dass man Spaß dabei hat. Schließlich eröffnet einem das Schwimmen ganz neue Sport- und Freizeitmöglichkeiten.

Rüdiger Lehmann, 56, ist Fachangestellter für Bäderbetriebe und seit 1987 im Hallenbad Hochdorf tätig. Er unterrichtet seit 25 Jahren Kinder, seit 20 Jahren Erwachsene im Schwimmen.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 14. März 2020: PDF-Version herunterladen

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