Museen bieten pädagogische Chancen

Wenn die verpflichtende Ganztagsbetreuung an Grundschulen 2026 kommt, sollen Museen eine wichtige Rolle einnehmen. Beispiele aus Lahr und Offenburg zeigen, wie Museen Bildung und Integration fördern könnten. .  

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Wolfgang Reinbold vom Offenburger Muse...verbandes zum Thema Museen und Schulen  | Foto: Endrik Baublies
Wolfgang Reinbold vom Offenburger Museum im Ritterhaus und Silke Höllmüller vom Lahrer Museum im Storchenturm bei der Frühjahrstagung des Museumsverbandes zum Thema Museen und Schulen Foto: Endrik Baublies
Der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung der Klassen eins bis vier wird im Land ab dem Schuljahr 2026/2027 stufenweise eingeführt. Welche Bedeutung Museen bei pädagogischen Angeboten haben, die Teil der Betreuung oder des Unterrichts sein können, war ein Thema der Frühjahrstagung des Museumsverbandes im Bürgerpark in Lahr am Freitag. Diana Frei, Rektorin der Schutterlindenbergschule in Lahr, stellte zusammen mit Valerie Schoenenberg vom Museum im Ritterhaus in Offenburg Möglichkeiten vor, wie so eine Zusammenarbeit aussehen kann.

Frei hatte bei ihrem Vortrag und der anschließenden Diskussion im Bürgerzentrum im Bürgerpark den entscheidenden Vorteil, dass die Grundschule in der Dinglinger Hauptstraße seit dem Jahr 2006 eine Ganztagsbetreuung, allerdings derzeit noch auf freiwilliger Basis, anbietet. Sie erklärte den rund 50 anwesenden Mitarbeitern verschiedener Museen aus dem Land diesen Vorteil so: "Wenn in zwei Jahren die Ganztagsbetreuung verbindlich wird, feiern wir schon das 20-Jährige."

Die Rektorin, die zudem für die SPD im Lahrer Gemeinderat sitzt, erklärte den Gästen zunächst, welche Unterschiede es bei der jetzigen Ganztagsbetreuung gibt. Der Schulbetrieb in der Schutterlindenbergschule läuft zwischen 7 und 16 Uhr. Grundsätzlich werden die Kinder am Vormittag und am Nachmittag unterrichtet. Mit einem entscheidenden Unterschied: Kinder benötigen am Vormittag eine andere Art Unterricht. Wie das aus Sicht der Schulleitung und der Lehrer aussieht, erklärte Frei an einem Beispiel: Von den rund 320 Schülern nehmen circa 200 die Ganztagsbetreuung in Anspruch. Da die Schutterlindenbergschule einen hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund hat, bedeutet das unter anderem, dass es in jeder Klasse unterschiedliche Stundenpläne gibt: Welche Kinder gehen in den Religionsunterricht, welche nicht, wer ist am Mittag da und wer geht nach Hause? Frei beschrieb an dieser Stelle einen Teil der Anforderungen, die es zu den jeweiligen Schulzeiten gibt. Die Ganztagsbetreuung ab dem Sommer 2026 sehe aber auch vor, dass die Kinder – zunächst der Klasse eins – einen Anspruch auf Betreuung auch in den Ferien haben – in beiden Fällen könnten Museen aber sicherlich einen Beitrag leisten.

Valerie Schoenenberg, die das Museum im Ritterhaus leitet, stellte ein Beispiel vor, wie die Zusammenarbeit an einer Brennpunktschule in Offenburg gut funktioniert. Ein Teil der Schüler der Klassenstufe drei komme einmal die Woche nachmittags in das Museum. Die Gruppe macht das über einen Zeitraum von drei Monaten. Das Museum stelle bei jedem Termin zwei Pädagoginnen als Kontaktpersonen. Damit sind die Museumsmitarbeiterinnen für die Kinder feste Ansprechpartner und – im Fall von Krankheit einer der Pädagoginnen – fällt das Angebot nicht aus. Die Idee dahinter ist, dass Kinder, die aufgrund ihrer Herkunft das Museum wohl kaum besuchen würden, das Angebot kennenlernen und das Erlebte an die eigenen Eltern und Geschwister weitergeben.

Dass ein Museum beide Aufgaben erfüllen kann, war unter allen Teilnehmern des Vortrags unumstritten. Silke Höllmüller, die in Lahr Leiterin des Museums in der alten Tonofenfabrik ist, verwies hier auf die Zusammenarbeit, die es vonseiten des Museums mit Schulen in Lahr bereits gibt. Wolfgang Reinbold, der bei der Stadt Offenburg Leiter der Abteilung Stadtgeschichte und Heimatpflege ist und die lebhafte Diskussion moderierte, fasste die Informationen der Podiumsdiskussion und der Nachfrage vonseiten der Zuhörer so zusammen: Die knappe Stunde Diskussion habe eine "gute Bandbreite" aufgezeigt. Neben Projekten, die gut laufen, gebe es auf dem Weg zum Angebot, das Grundschulen in zwei Jahren anbieten müssen, noch etliche Hindernisse.

Zur Finanzierung kam zur Sprache: Die Schule bezahle dem Museum einen Anteil dieses Angebots, die Stadt Offenburg beteilige sich ebenfalls daran. Das griff Frei auf, mit dem Hinweis, dass die Lahrer Schutterlindenbergschule als sogenannte "Startchancenschule" gerade für Projekte dieser Art Gelder zur Verfügung habe. Die Mittel können einerseits der Bildung zugutekommen, andererseits auch für soziale Projekte genutzt werden. Franziska Freihart, Referentin des Städtetags in Stuttgart, hatte eingangs vorgestellt, was das Land bei der Ganztagsbetreuung vorgeben wird und wo Möglichkeiten sind, die zum Beispiel Museen bieten können. Es stellte sich schnell heraus, dass es bereits viele gute Erfahrungen bei der Zusammenarbeit zwischen Museen und Schulen gibt, aber auch etliche Fragen offen sind. Freihart entschied sich bei der Wahl, ob das Glas halb voll oder halb leer sei, für die erste Variante.
Schlagworte: Valerie Schoenenberg, Franziska Freihart, Silke Höllmüller
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