Verabschiedung
Mit Offenburgs Feuerwehrchef Peter Schwinn geht ein "Top-Manager und Visionär"
Mehr Wertschätzung kann ein Mann am Ende eines erfüllten Berufslebens kaum erfahren: Kameraden und Weggefährten haben Offenburgs Feuerwehrkommandant Peter Schwinn in den Ruhestand verabschiedet. OB Steffens zollte höchstes Lob.
Di, 23. Mai 2023, 19:00 Uhr
Offenburg
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Alles in allem hat die Offenburger Wehr 726 Mitglieder.
"Es ist phänomenal, mit welch leistungsfähiger Feuerwehr die Stadt Offenburg dasteht", bescheinigt später an diesem Montagabend der Ortenauer Kreisbrandmeister Bernhard Frei. Er bleibt nicht der Einzige. Selbst aus der Pfalz sind ehemalige Weggefährten und Kameraden angereist, um Peter Schwinn bei seinem letzten Auftritt als Kommandant der Feuerwehr Offenburg und städtischer Leiter der Abteilung Brand- und Zivilschutz die Ehre zu erweisen.
Welche Last mit diesem Amt auch verbunden sein konnte, wird in der Feierstunde deutlich, als der Zell-Weierbacher Abteilungskommandant Heinrich Herp nach seiner Ansprache vor den vielen Gästen in der Reithalle Schwinn spaßend die Schulterklappen des Kommandanten abnimmt. Herp wird künftig der "Chef" seines bisherigen Chefs sein, wenn dieser der Feuerwehr Offenburg als Mitglied der Alterskameraden seines Wohnortes erhalten bleibt und tauscht die Schulterklappen entsprechend aus. Schwinn sagt lachend: "Fühlt sich leichter an!"
In der Tat hatten es die neuen Jahre seit seinem Amtsantritt in sich – und auch Schwinn mitunter an Grenzen gebracht, wie er freimütig bekennt. Die Herausforderungen im äußerst dynamisch wachsenden Offenburg waren enorm, als der gebürtige Pfälzer, gelernte Tischler und frühere Berufsfeuerwehrmann in Ludwigshafen 2014 vom Gemeinderat zum neuen Kommandanten und Nachfolger von Berthold Maier gewählt wurde. "Ich schätze und bewundere immer wieder Ihre überragenden Management-Fähigkeiten", sagte Oberbürgermeister Marco Steffens. Gleich einem Schach-Großmeister sei Peter Schwinn immer drei Schritte voraus und stets "vor der Lage" gewesen.
Über sich hinausgewachsen sei Offenburgs Kommandant in der Corona-Pandemie, als es in einer gemeinsamen Aktion gelungen sei, Masken und Schutzausrüstung für Offenburg und die Ortenau zu organisieren: "Rückblickend ein Wahnsinn, was Sie auf die Beine gestellt haben", zollte Steffens größten Respekt. Eine maßgebliche Rolle habe Schwinn auch bei der Einrichtung eines von neun zentralen Impfzentren im Land in Offenburg gespielt. Er als OB sei stets dankbar gewesen, Schwinn an seiner Seite zu wissen: "Sie beherrschen das Ad-hoc-Krisenmanagement aus dem Effeff."
Auch als Chef war der scheidende 60-Jährige ein Vorbild: Er betritt bei der zu seiner Überraschung organisierten Abschiedsfeier durch ein Spalier aus Jungfeuerwehrleuten in leuchtorange-blauen Jcken die Reithalle. Dass er den Nachwuchs durch attraktive Angebote von 35 auf inzwischen rund 120 Jungfeuerwehrleute steigern konnte, steht ebenso auf der Habenseite, wie sein hoher Einsatz fürs Ehrenamt. Was Schwinn zusammen mit der Offenburger Firma Meiko bei der Reinigung von Schutzausrüstung und Atemmasken mit der Schaffung eines Service- und Hygienezentrums geschaffen hat, setzt laut OB bundesweit Maßstäbe und werde sogar in den USA beachtet. In der Ortenau profitierten von der Offenburger Einrichtung 31 kommunale Feuerwehren sowie drei Werksfeuerwehren. "Wir alle werden Sie als Top-Manager und Visionär in Erinnerung behalten", sagte Steffens. Zugleich dankte der OB Schwinns Familie, allen voran dessen Ehefrau Sandra Martin und den Kindern Hanna, Emilia und Jonas, wohl wissend, wieviel Verzicht das Amt eines Feuerwehrkommandanten im familiären Bereich zwangsläufig mit sich bringt.
Acherns Kommandant Michael Wegel, Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes, übergab nach einer mit Anekdoten gespickten Rede das deutsche Feuerwehrabzeichen in Silber und hob ebenfalls Schwinns fachliche Fähigkeiten hervor: "Die Ortenauer Kommandanten haben zu Dir aufgeschaut."Lob gab es auch vom Offenburger THW-Chef Carsten Busam, der Schwinn für Begegnungen auf Augenhöhe und Einbindung des THW dankte. Busam übergab das Ehrenabzeichen des Präsidenten der Bundesanstalt und sagte über Schwinn: "Wenn er eine Idee hatte, war auch ein Plan hintendran."
Peter Schwinn selbst, der von seinen Kameraden zum Abschied ein selbstgefertigtes "Pensionärsbänkchen" aus massivem Holz bekam, ließ seine Karriere noch einmal Revue passieren, um mit dem Fazit zu schließen: "Was am Ende bleibt, sind die Menschen." Seinem Nachfolger Nils Schulze samt Familie wünschte er viel Durchhaltevermögen: "Pass auf Dich auf!"
Umrahmt wurde die Feier klangvoll vom Spielmanns- und Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Zell-Weierbach.
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