Berlin

Merz scheitert mit Migrationsgesetz im Bundestag

Die CDU/CSU findet für ihr Gesetz zur Migrationspolitik keine Mehrheit – unter anderem, weil zwölf ihrer Parlamentarier dem Bundestag fern bleiben. Dort fallen Begriffe wie "Hölle" und "Schande".  

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Oppositionsführer Merz bei der Debatte im Bundestag. Im Hintergrund Bundeskanzler Scholz. Foto: Michael Kappeler (dpa)
Der Bundestag hat den auch wegen einer Unterstützung durch die AfD heftig diskutierten Gesetzentwurf der CDU/CSU-Fraktion zur Begrenzung der Migration abgelehnt. Sitzungsleiterin Petra Pau teilte mit, das "Zustrombegrenzungsgesetz" habe in zweiter Lesung keine Mehrheit gefunden. Damit entfiel die dritte Lesung mit der Schlussabstimmung.

Nach Angaben des Bundestages gaben 692 Abgeordnete ihre Stimmen ab: 338 Ja-Stimmen, 349 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen. Zuvor hatten neben Vertretern von CDU/CSU auch Abgeordnete der AfD, der FDP, des BSW und Fraktionslose Zustimmung signalisiert. SPD und Grüne hatten die Pläne heftig kritisiert. Kritiker hatten gewarnt, die "Brandmauer" anderer Parteien zur AfD falle, wenn ein Gesetz verabschiedet werde, für das AfD-Stimmen maßgeblich gewesen wären.

Aus der Unionsfraktion gab es nach Angaben des Bundestags keine Gegenstimmen. Allerdings gaben zwölf Unionsabgeordnete ihre Stimme nicht ab. Aus der FDP-Fraktion, die zuvor ebenfalls ihre Zustimmung signalisiert hatte, gab es zwei Gegenstimmen und fünf Enthaltungen. 16 FDP-Abgeordnete gaben keine Stimme ab. Die AfD stimmte bei einer nicht abgegebenen Stimme ansonsten geschlossen für das Gesetz. SPD und Grüne stimmten geschlossen dagegen – bei vier beziehungsweise zwei nicht abgegebenen Stimmen. Wie viele Abgeordnete aus Krankheitsgründen fehlten, war nicht bekannt.

Baerbock spricht von "Schande"

Am Mittwoch hatte ein Antrag der CDU/CSU für Zurückweisungen von Migranten an den deutschen Grenzen, der keine bindende Wirkung hat, eine Mehrheit gefunden. Ihm hatten Vertreter von CDU/CSU, AfD, FDP sowie fraktionslose Abgeordnete zugestimmt, was Empörung auslöste.

"Der Sündenfall wird Sie für immer begleiten. Aber das Tor zur Hölle, ja, ich sage es, das Tor zur Hölle können wir noch gemeinsam schließen." Rolf Mützenich
Viele Menschen gingen am Donnerstag auf die Straße – 15.000 alleine in Freiburg, aber auch in Tausende Berlin, Hannover und München. Auch aus den eigenen Reihen gab es Gegenwind für die Union: Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltete sich ein und nannte es "falsch", erstmalig eine Mehrheit mit Stimmen der AfD zu ermöglichen.

Es gehe nun darum "die Schande von Mittwoch" zu korrigieren, hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in der Debatte am Freitag gesagt. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich rief Merz zu: "Der Sündenfall wird Sie für immer begleiten. Aber das Tor zur Hölle, ja, ich sage es, das Tor zur Hölle können wir noch gemeinsam schließen."

Hitzige Verhandlungen und gegenseitige Vorwürfe

Die Debatte zum Gesetzentwurf begann mit einer Verspätung von dreieinhalb Stunden. Die FDP schlug zunächst vor, den Entwurf in die Ausschüsse zurückzuschicken und so einen möglichen erneuten Beschluss mit entscheidenden Stimmen der AfD zu verhindern. Es folgten hektische Beratungen zwischen CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP, die allerdings keine Einigung erbrachten. Die FDP verzichtete daraufhin auf ihren Vorschlag.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte, er habe SPD und Grünen angeboten, dass die FDP einem rot-grünen Gesetzentwurf zur Migration zustimme, wenn diese im Gegenzug den Unions-Entwurf mittragen. Dieses Kompromissangebot sei aber abgelehnt worden. Dürr kündigte an, dass die FDP dem Unions-Gesetzentwurf zustimmen wolle.

"Von meiner Partei aus reicht niemand der AfD die Hand." Friedrich Merz
Unionsfraktionschef Friedrich Merz wies den Vorwurf einer Zusammenarbeit mit der AfD bei den Abstimmungen über eine schärfere Migrationspolitik erneut strikt zurück. Zur Forderung von SPD-Fraktionschef Mützenich, er solle sich dafür entschuldigen, dass er der AfD die Hand gereicht habe, sagte der CDU-Vorsitzende und Unionskanzlerkandidat in der Debatte über den Gesetzentwurf seiner Fraktion: "Von meiner Partei aus reicht niemand der AfD die Hand."

Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Bernd Baumann, warf der Union einen unglaubwürdigen Kurs in der Migrationspolitik vor. Baumann sagte im Bundestag, Merz wolle vorangehen, er fange aber an zu zaudern und zu tänzeln und verhandle mit Rot-Grün. Außerdem hätten Unions-Ministerpräsidenten bereits angekündigt, dem "Zustrombegrenzungsgesetz" im Bundesrat nicht zuzustimmen.

FDP-Vize Wolfgang Kubicki warf den Grünen eine unmoralische Migrationspolitik vor. "Wer glaubt, andere mit moralischen Appellen beeindrucken zu können, während er selbst nichts tut, um offenkundige Probleme im Land anzugehen, der zeigt nur eins: Es geht ihm nicht ums Land, es geht ihm nur um sich selbst", sagte Kubicki.

Entwurf mit strengeren Regelungen

Kern des Gesetzentwurfs war eine Aussetzung des Familiennachzugs zu Geflüchteten mit eingeschränktem Schutzstatus. Zu dieser Gruppe gehören in Deutschland viele Syrerinnen und Syrer. Außerdem sollten die Befugnisse der Bundespolizei erweitert werden. Sie sollte, wenn sie etwa an Bahnhöfen Ausreisepflichtige antrifft, selbst für eine Abschiebung sorgen können. Die Union drang in ihrem Entwurf überdies darauf, das Ziel einer "Begrenzung" des Zuzugs von Ausländern wieder ins Aufenthaltsgesetz aufzunehmen.

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Schlagworte: Friedrich Merz, Rolf Mützenich, Christian Dürr
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Kommentare (6)

Michael Kautzmann

94 seit 5. Mär 2020

Die Medaille hat halt zwei Seiten. Man muss entweder mit einer wachsenden AfD leben oder man nimmt sich der Sorgen und Ängste an, die die Menschen zu AfD-Wählern machen.
Das dämliche agieren von Friederich Merz wird nur die AfD größer machen. In seiner Geilheit alle Posten von Mutti auch zu bekommen ist er der denkbar schlechteste Kandidat für die CDU.

Noah Weber

516 seit 9. Jul 2024

Aus Bayern vernimmt man weiter dröhnendes Schweigen.

Söder trägt den Dolch im Gewande und lacht sich tot. Der 2. CDU-Kanzlerkandidat nacheinander, der sich aus eigener Dummheit selbst ins Knie schießt. Mit Ansage. Unzählige schreiben hier seit dem Ampel-Aus, dass es Merz nicht kann.

Was haben auch hier CDU-Fanboys von einer eventuellen absoluten Mehrheit für die CDU schwadroniert oder einer tollen Koalition SchwarzGelb. Merz konnte es vorher nicht und ist nach seiner nicht nachvollziehbaren Selbstkastration nun massiv beschädigt. Wahrscheinlich haben ihm die Unsympathen Linnemann und Spahn diesen Floh ins Ohr gesetzt. Seine Partei ist jetzt zutiefst gespalten. Wenn überhaupt kriecht er am 23.02. auf dem Zahnfleisch zu einem blamablen Wahlerfolg. Und dann? Wer will denn mit dem regieren? Eventuell landet er selbstverschuldet nur auf Platz 2 hinter Weidel aus Faschist Höckes Gnaden. Vielleicht wird sie dann auch innerparteilich entsorgt. Österreich 2.0 wäre perfekt. Danke Merz! Danke CDU! Ihr Nieten!

Und die FDP kriecht weiter um die 4 Prozent herum und verzeichnet bei der heutigen Abstimmung noch mehr Abtrünnige als der Saustall Union. Desaströs!

Und sowas will Putin oder Trump die Stirn bieten, Deutschland retten. Mit dieser Komiker-Truppe ist kein Blumentopf zu gewinnen :-) :-) :-)

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