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Spenden zu Weihnachten: Kommt das Geld auch an?

Spenden kann jeder und viele möchten das – besonders zur Weihnachtszeit. Aber wie verhindert man, unseriösen Organisationen auf den Leim zu gehen? Fragen und Antworten.  

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Wo kommt die Spende an?  | Foto: dpa
Wo kommt die Spende an? Foto: dpa
Wofür soll ich spenden?

Klar – für etwas, was einem am Herzen liegt. Es falle einem dann auch leichter, sich gut über die Organisation zu informieren, für die man spenden will, sagt Burkhard Wilke, der Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Das DZI prüft Spendenorganisationen auf ihre Seriosität. Wir aber wollen für etwas spenden, wofür nicht mehr viele Menschen Geld geben – für die Umwelt. Gerade zwei Prozent aller Spendengelder in Deutschland fließen noch dorthin, sagt die Gesellschaft für Konsumforschung. Unsere Spende soll helfen, den Regenwald zu bewahren. Experte Wilke empfiehlt: "100 Euro an eine Organisation sind besser als je zehn Euro an zehn Organisationen, weil der Verwaltungsaufwand dann geringer ist." Auch könne man sich über eine Organisation fundierter informieren als über zehn.

Wer ist ein seriöser Spendenempfänger?

Daniela Felser, die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, sagt: "Eine Spendenorganisation sollte vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt sein, andernfalls ist vom Spenden abzuraten." Das Finanzamt könne einer Organisation den Status der Gemeinnützigkeit entziehen, wenn sie unseriös arbeite. Doch Vorsicht: "Nicht jede Organisation, die behauptet gemeinnützig zu sein, ist es", warnt Felser. Das Finanzamt gebe auf Anfrage keine Auskunft über den Status der Gemeinnützigkeit – des Steuergeheimnisses wegen. Daher könne zunächst jeder Verein behaupten, gemeinnützig zu sein. Achten Sie auf einen Freistellungsbescheid! Dies ist der amtliche Nachweis, dass eine Organisation gemeinnützig ist. Diese Bescheinigung des Finanzamts darf nicht älter als drei Jahre sein. "Seriöse Organisationen veröffentlichen die wesentlichen Angaben zum Freistellungsbescheid", so Felser – etwa auf ihrer Internetseite.

Seriöse Spendenorganisationen nennen zudem laut Felser ihren Vorstand namentlich, sie haben freundliche und auskunftsfreudige Mitarbeiter, es gibt Mitgliedsversammlungen und Aufsichtsgremien. Sie beschreiben auf ihrer Internetseite oder in Werbematerialien detailliert, wofür sie ihr Geld verwenden. Ihre Geschäftsberichte sind aussagekräftig, konkret und widerspruchsfrei. Unseriös sei fast immer, wenn eine Organisation schnell Geld sehen wolle – krassestes Beispiel: der Sammler an der Haustür.

Bei unserem Selbstversuch stoßen wir auf den Verein "Rettet den Regenwald". Die Website macht einen professionellen Eindruck, Geschäftsberichte lassen sich herunterladen, unterstützte Projekte werden detailliert beschrieben. Doch laut Geschäftsbericht fließen zwei Drittel der Ausgaben in die Kampagnenarbeit, also politisches Lobbying und Öffentlichkeitsarbeit. Das ist nicht zu kritisieren, aber wir suchen jemanden, der den Regenwald vor Ort aufforstet oder rettet.

Woran erkenne ich schwarze Schafe?

"Misstrauen Sie übertrieben dringlichen Aufrufen", schreibt das DZI. Druckvolle Werbung – etwa mit schockierenden Bildern hungernder Kinder – sei unseriös. "Auf keinen Fall sollte man sich ein schlechtes Gewissen einreden lassen", meint Wilke vom DZI. Skeptisch sollte man auch bei Spendensammelaktionen auf der Straße sein. Denn fast alle Bundesländer haben entsprechende Auflagen dafür abgeschafft. "Mit einer Dose darf in Baden-Württemberg jeder Spenden auf der Straße sammeln, da das Sammlungsgesetz leider 2013 aufgehoben wurde", bedauert Wilke. Deshalb komme eine Spende nur infrage, wenn man die Organisation kenne und nicht zur Spende gedrängt werde. Wilke findet: "Die beste Spende ist reiflich überlegt und keine Impulsspende." Erfahrungsberichte im Netz können ein Anhaltspunkt sein, um schwarze Schafe zu erkennen. Sie sollten allerdings nicht alleinige Entscheidungsbasis sein. "Die Erfahrungsberichte sollten zahlreich vorhanden sein, authentisch wirken und aktuell sein, da sich eine Organisation auch verbessern oder verschlechtern kann."

Bei unserer Suche nach einem passenden Regenwaldretter stoßen wir auf "Wilderness International". Die Website der Stiftung macht einen professionellen Eindruck. Doch das DZI möchte keine Einschätzung über die Organisation abgeben. Im Mai 2014 habe man zuletzt um Informationen gebeten, doch die Stiftung habe dem Auskunftsersuchen nicht entsprochen. Deshalb könne das DZI "nicht beurteilen, ob die (…) veröffentlichten Werbe- und Informationsmaterialien klar, wahr, sachlich und offen gestaltet sind und die Werbe- und Verwaltungsausgaben im vertretbaren Rahmen liegen".

Ähnliches findet man für den Verein "Rettet den Regenwald". 2013 überprüfte die Stiftung Warentest 44 Spendenorganisationen aus dem Bereich Tier- und Umweltschutz. Im Test schneidet "Rettet den Regenwald" nur mittelmäßig ab. Zwar arbeite der Verein "wirtschaftlich", so die Stiftung Warentest, Transparenz sowie Organisation und Kontrolle seien aber "unzureichend". Es lohnt sich also, bei der Stiftung Warentest Rat zu suchen.

Wie groß ist der Aufwand für Verwaltung?

Hier helfe der Blick in den Geschäftsbericht, erklärt Felser vom Spendenrat. "Darin veröffentlicht eine seriöse Organisation ihre Werbe- und Verwaltungsausgaben", sagt sie. Das DZI vergibt sein Spendensiegel nicht an Hilfswerke, die mehr als 30 Prozent ihrer Ausgaben in Werbung und Verwaltung stecken.

Organisationen mit dem Spendensiegel geben im Schnitt 14 Prozent dafür aus, bei "Rettet den Regenwald" sind es neun Prozent. Beim WWF, einer deutlich größeren Organisation, waren es zuletzt fünf Prozent. Dazu kommt die individuelle Betreuung von Förderer und Spender mit zehn Prozent. Die Höhe dieser Ausgaben ist laut DZI in Ordnung. "Seriöse Organisationen müssen Geld in ihre Verwaltung und Werbung stecken, damit sie ihre Arbeit transparent und kompetent leisten können", so Wilke.

Taugt das Spendensiegel etwas?

Die Spender können sich auf das Siegel verlassen. Wer es trägt, darf als seriös gelten – aber: Wer es nicht trägt, ist nicht unbedingt unseriös. Viele Organisationen können sich das Siegel schlicht nicht leisten, weil das DZI hohe Gebühren verlangt. Hilfswerke müssen 1500 Euro plus 0,035 Prozent ihrer Einnahmen bezahlen, wenn sie das Siegel zum ersten Mal beantragen. "Auch Organisationen, die nicht in Transparenzinitiativen sind, können seriös sein", betont Felser, die selbst Geschäftsführerin einer Transparenzinitiative ist. Der WWF Deutschland zum Beispiel, eine der größten Umweltschutzorganisationen im Bundesgebiet, verzichtet auf das Spendensiegel.

Wie kann ich Spenden steuerlich absetzen?

Spenden an gemeinnützige Hilfsorganisationen sind absetzbar. "Spenden bis zu 20 Prozent des Gesamtbetrags der Einkünfte sind als Sonderausgaben absetzbar", erklärt Christina Georgiadis von der Vereinigten Lohnsteuerhilfe. Spendet man 30 Prozent und überschreitet so die Grenze, darf man zehn Prozent im nächsten Jahr geltend machen.

Bei Spenden unter 200 Euro reiche ein einfacher Nachweis – ein von der Bank abgestempelter Einzahlungsbeleg, ein Kontoauszug oder der PC-Ausdruck beim Onlinebanking, erklärt Georgiadis. Will man Spenden von mehr als 200 Euro absetzen, muss man dem Finanzamt eine Zuwendungsbestätigung vorlegen. Diese Spendenbescheinigung stellt der Spendenempfänger aus. Bei Spenden für Flüchtlinge gibt es eine Ausnahme – hier gelte von August 2015 bis Ende 2016 der vereinfachte Nachweis wie sonst für Spenden unter 200 Euro.

Spenden an ausländische Organisationen sind nur absetzbar, wenn der Empfänger in einem EU-Land oder einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums sitzt. "Damit das Finanzamt die Spende sicher anerkennt, brauchen Sie eine Spendenbescheinigung nach amtlichem, deutschem Muster – und das am besten auch in deutscher Sprache", sagt Georgiadis.

Zweckfrei oder zweckgebunden Spenden?

Daniela Felser vom Spendenrat rät "grundsätzlich immer zur Geldspende, die ist flexibler einsetzbar". Geld kann überall für Hilfen ausgegeben werden, außerdem spart sich das Hilfswerk teure Transporte. "Sachspenden sind nur sinnvoll, wenn eine seriöse Organisation explizit dazu aufruft." Einer Hilfsorganisation ist außerdem am meisten geholfen mit Spenden, die nicht zweckgebunden sind. Die Experten kennen die Lage vor Ort am besten und wissen, wo das Geld gebraucht wird. Zweckgebunden sollte man laut Felser nur spenden, wenn einem ein bestimmtes Projekt ganz besonders am Herzen liegt.

In unserem Fall entscheiden wir uns dann nicht konkret für den Regenwald, sondern für eine zweckfreie Geldspende an den WWF, der auch Tiere schützt. Die Organisation schneidet mit am besten ab bei der Stiftung Warentest.

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Ressort: Geld & Finanzen

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