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Besichtigungsnachmittag in Tiengen

Lob für die neue Flüchtlingsunterkunft - obwohl sie neben einem Schweinegehege liegt

Großes Interesse der Tiengener Bürger ließ das fast fertiggestellte Flüchtlingswohnheim „Im Maierbrühl“ am Samstagnachmittag zum viel besuchten Dorftreff werden. Einige hundert Besucher nutzten den Tag der offenen Tür zum Kennenlernen der Unterkunft, bevor die neuen Bewohner eintreffen. Das Gebäude liegt neben einem Schweinegehege. Doch obwohl Muslime Schweine als unreine Tiere ansehen, deren Fleisch nicht verzehrt werden darf, sieht die Stadtverwaltung in dieser Konstellation kein Problem. Am Samstag war das aber kein Thema.  

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Das Außengehege eines Schweinestalls reicht bis an die Flüchtlingsunterkunft. Foto: Rita Eggstein
"Für uns ist es ein guter Standort", sagte die städtische Pressesprecherin Edith Lamersdorf am Montag auf Nachfrage der BZ. Der Stadt sei die Lage des Schweinezuchtbetriebes in unmittelbarer Nähe der Unterkunft bei der Entscheidung bekannt gewesen und in den Abwägungsprozess einbezogen worden. Die Emissionen seien geprüft worden und hätten nicht gegen den Bau gesprochen.

Die vielen Menschen, die sich am Samstagnachmittag durch die zur Besichtigung freigegebenen Erdgeschosse der beiden dreistöckigen Gebäude schoben, interessierten sich hingegen viel mehr für den Bau an sich als für dessen tierische Nachbarschaft. Für diesen Andrang waren die schmalen Flure offensichtlich nicht konzipiert, so dass es immer mal zu kurzen Staus kam: Alteingesessene Tiengener und einige Auswärtige, viele junge Familien mit ihren Kindern und als Helfer engagierte Bürger wollten sehen, wie die erwarteten Neubürger untergebracht werden. "Ich habe noch nichts Besseres gesehen", äußerte Hartmut Tillner Lob für die Architektur des Heimes: "Ich freue mich auf die Leute, die ihr Leben retten mussten und es hierher geschafft haben." Andere schlossen sich an. "Viel besser als die elenden Container", sagte Marita Hennemann: "Die Menschen können sich, wenn sie wollen, zurückziehen."

Was die Besucher sofort einnahm, war die durchgängige Bauweise der Wände und Decken aus Holz. Ähnlich sah das der Freiburger Architekt Rolf Disch, der für ökologisches Bauen bekannt ist: "Die recht einfache Bauweise in Massivholz ist eine gute Alternative."

Das betrifft unter anderem die Sozial- und Verwaltungsräume im Erdgeschoss des einen Hauses, die als Gruppenräume für Schulungskurse oder gemeinsame Veranstaltungen genutzt werden können. Aus Holz sind auch die Wohnräume in beiden Gebäuden. Kleine Elektroheizgeräte machen deutlich, dass die Wände gut gedämmt sind und das Holz ein idealer Wärmespeicher ist. Die 16 Quadratmeter großen Zimmer für jeweils zwei Menschen sind gut voneinander isoliert.

Viel Zustimmung gab es auch für die Planung, dass bei Bedarf größere Familienzimmer möglich sind. Pluspunkte sammelten zudem die beiden gut eingerichteten beiden Küchen und der Waschraum. "Wir wollen die Flüchtlinge nicht bedienen, sondern ihnen die Chance geben, sich selbständig zu versorgen", erklärte Thomas Tritschler als Koordinator der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. Wer von den dicht umlagerten Architekten der Arbeitsgemeinschaft für den Bau mehr erfahren hatte, gab sein Wissen weiter an die immer noch ins Haus strömenden Bürger. Architekt Heinz Geyer wurde oft gefragt, warum zu dem hellen Holz ein pechschwarzer Boden genommen wurde. Mit den kritischen Augen der Besucherinnen betrachtet, wurde er als eher hässlich, unpraktisch und schwierig zu putzen eingestuft. "Wir hatten wenig Zeit, die Häuser zu errichten", verteidigte Geyer die Entscheidung. Böden von dieser Qualität aus Stein und Bitumen, der schnell trockne, gebe es nur in Schwarz. Die Bäder sind jedoch gefliest.

Um zu sehen, wie ihre zukünftigen Schüler wohnen werden, hatte sich die Rektorin der Markgrafenschule, Ulrike Kost, in den Besucherstrom eingereiht. "Wir haben schon einen Raum für eine neu einzurichtende Klasse", sagte die Tiengener Lehrerin: "Je mehr man gesehen hat, desto besser kann man sich in die Situation der Flüchtlinge hineinfühlen."

Ressort: Freiburg

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