Freiburg
Literaturhaus will mit jungem Programm Kinder und Jugendliche begeistern
Mit seinem jungen Programm wollen die Verantwortlichen des jungen Literaturhaus Kinder und Jugendliche mit Bücherlust anstecken – wie beim Taschenlampenlesen am 13. Dezember.
Mi, 11. Dez 2019, 16:47 Uhr
Freiburg
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Es ist dunkel im Literaturhaus. Nur ein paar Taschenlampen geben Licht. Die sie halten, sitzen auf dem Boden, vor sich ein paar Bogen weiß leuchtendes Papier. Um sie herum liegen bunte Sitzpolster. Am kommenden Freitag werden sie, im Schein der Taschenlampen, sechs Textausschnitte aus den Werken von Michael Ende lesen. Dann werden Kinder um sie herum sitzen und lauschen. Und mit ihnen in phantastische Welten eintauchen.
Das Taschenlampenlesen ist ein "Wilder Freitag" im Literaturhaus, eine Reihe, die sich vor allem an Grundschulkinder richtet. "Wir wollen die Kinder anstecken, sie begeistern", sagt Birgit Güde, die beim Literaturhaus für das Junge Programm verantwortlich ist. Das versucht das Literaturhaus auf vielen Wegen, nicht nur über bedrucktes Papier und noch weniger nur über schlichtes Vorlesen.
Vielleicht erinnern sich der ein oder die andere an die orangenen Fahrräder voller Kinderbücher, die im Sommer oft in einem der Freiburger Freibäder zu sehen sind? Die Fahrräder gehören zu "Freileser" und zum Jungen Programm. Die Bücher hat das Team des Literaturhauses ausgewählt. Die Radfahrer sind Studierende – "Lesemeisterinnen und Lesemeister" nennt sie Birgit Güde. Die versuchten zwar immer, Strichlisten darüber zu führen, wie viele Kinder und Erwachsene kommen. Aber sie seien ganz schnell viel zu beschäftigt mit beraten und vorlesen, um alle Besucher zu zählen. Aber es seien bestimmt mehrere Tausend, die das Angebot in einem Sommer nutzten, schätzt Güde.
Beim Lirum-Larum-Lesefest im Oktober war das Haus mehr als voll. Auch die Workshops, meist kleinere Formate, sind gut besucht: Mit dem Verein Buchkinder Freiburg konnten Kinder im Literaturhaus ihre eigenen Bücher drucken oder mit dem hauseigenen Riso-Club Poster, Postkarten und Magazine via Schablonendruck herstellen.
Das Junge Literaturhaus arbeitet auch mit Schulen zusammen. So erreichen sie Kinder und Jugendliche, die von Haus aus nicht so viel in Berührung mit Büchern kommen. Comics seien ein guter erster Kontakt, so Güde: "Bilder oder Musik machen den Zugang einfacher." Schüler der Albert-Schweitzer-Werkrealschule etwa haben über sechs Monate hinweg mit Güde und einer Fotografin zusammen eine Schülerzeitung entworfen: Sie haben mit Büchern gearbeitet, Gedichte geschrieben, Interviews geführt oder Bilder gemacht.
In der Textwerkstatt "Schreibcouch" wiederum will das Literaturhaus begabte Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren fördern. Und beim Taschenlampenlesen werden kurze Lieder eingespielt, jedes Mal, wenn eine der sechs Vorleserunden vorüber ist. Diese Lieder stammen von der Literaturhaus-Partnerklasse: eine Förderklasse mit Schülern, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben. Seit vier Jahren besteht diese Partnerschaft. "Am Anfang gab es viele Bedenken", erinnert sich Güde. Aber die Schüler würden sich gut darauf einlassen. Gemeinsam hätten sie Michael Ende gehört und mit einer Komponistin rund zwei Minuten lange Sequenzen dazu entwickelt.
Michael Ende ist jungen und alten Leserinnen und Lesern bekannt: Er verbindet Generationen und wäre nun 90 Jahre alt. Das ist der Grund, warum aus seinen Büchern im Literaturhaus vorgelesen wird. Das Dunkel, die Taschenlampen und die Leseinseln sollen "einen stimmungsvollen Raum eröffnen, in dem es ums genaue Zuhören und Eintauchen in die phantastischen Welten von Michael Ende geht", erklärt Güde.
Weitere Wilde Freitage gibt es an folgenden Terminen:
13. Dezember: Taschenlampenlesen mit "Eine unendliche Geschichte" mit Texten von Michael Ende
31. Januar: Isabel Pin macht einen Workshop zu ihrem Buch "Rosie auf dem Baum"
14. Februar: Buchpremiere: Stefanie Höfler liest aus ihrem neuen Buch Helsin Apelsin und der Spinner
Kontakt: Homepage: https://www.literaturhaus-freiburg.de/
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0761/ 28998
Einer der Vorlesenden ist Jonas Brunsch. Er ist derzeit Praktikant im Literaturhaus und begeisterter Vorleser. "Ich lese sogar meinen Mitbewohnern vor", erzählt er. Er lese zudem immer laut. Olivia Steiert studiert – wie drei andere Vorleserinnen – im ersten Semester Deutsch für Grundschule an der Pädagogischen Hochschule. "Ich habe im FSJ viel in den Pausenstunden vorgelesen", sagt sie. Vorzulesen mache ihr Spaß, die anderen nicken bestätigend.
Das Junge Literaturhaus will den Kindern und Jugendlichen nicht mit dem Zeigefinger sagen: Lesen ist wichtig. Es will Lust machen auf schreiben und lesen – mit Wörtern, Musik, Bildern.
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