Skifahren

Lesung in Hinterzarten: So kam der Wintersport in den Schwarzwald

Im Skimuseum Hinterzarten stellt Alfred Speth sein Buch "Schneeschuhläufer" vor. Er blickt darin auf die Geschichte des Wintersports von den Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zurück.  

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Alfred Speth liest aus seinem Buch.  | Foto: Thomas Biniossek
Alfred Speth liest aus seinem Buch. Foto: Thomas Biniossek
Der Hinterzartener Alfred Speth zog in seinem rund zweistündigen Vortrag vor über 50 Besuchern einen großen Bogen zur Geschichte des Wintersports in der Welt und vor allem im Hochschwarzwald und in Hinterzarten, immer wieder angereichert mit Anekdoten: Etwa so manches Geschichtchen des Gold- und Bronzemedaillengewinners in der Nordischen Kombination bei Olympischen Spielen (1960 in Squaw Valley und 1964 in Innsbruck) sowie Weltmeisters (1966 in Oslo) Georg "Jörgle" Thoma.

Von schmutzigen Füßen und Glockengeläut

Der wollte nach der Erstkommunion Ministrant werden. "Der Ortspfarrer Wetzel war nicht begeistert, weil der barfußlaufende Jörgle mit seinen manchmal nicht sauberen Füßen nicht den richtigen Eindruck in der Kirche machen würde", berichtete Speth. Als Alternative durfte Thoma die große Glocke läuten. Von der Glocke wurde der schmächtige Bub mit dem Seil immer wieder nach oben gezogen. "Das führte zu einem Zwischenklang, so dass zu hören war, wenn er die große Glocke läutete."

Höllentalbahn katapultiert Hinterzarten ins Ski-Zeitalter

Ein Ereignis hat Hinterzarten und den Hochschwarzwald ins Tourismus- und bald auch ins Wintersportzeitalter katapultiert: die Eröffnung der Höllentalbahn von Freiburg nach Neustadt 1887. "Der Landbevölkerung eröffnete der Fremdenverkehr eine neue und lukrative Verdienstmöglichkeit, die sich erst auf eine kurze Sommersaison beschränkte", so der Referent. Der Skilauf sei noch kein Thema gewesen, er war zu diesem Zeitpunkt unbekannt, obwohl der Arzt Tholus aus Todtnau von einer seinen Reisen ein paar "Schneeschuhe" – so wurden die Ski lange Zeit genannt – kennengelernt hatte, um sie schließlich auszuprobieren. "Leibesfülle, sein Alter, fehlende Sportlichkeit und mangelnde Technik vereitelten seine gut gemeinte Absicht. Die Latten landeten in seinem Keller."

1891 entsteht der erste deutsche Skiclub

Interessierte junge Männer aus Todtnau fanden aber an der neuen Wintersportart gefallen und gründeten 1891 den ersten deutschen Skiclub. Ein Jahr danach fertigte der Bernauer Ernst Köpfer den ersten Schwarzwälder Holzski. In kurzer Zeit wurden Polizei- und Forstbeamte Kunden für den Köpfer-Ski.

Die Freiburger Jugend fand rasch Gefallen am neuen Wintersport, dessen Ausübung im Schwarzwald durch die Höllentalbahn vereinfacht war. 1895 wurde daher der Ski-Club Freiburg gegründet und zusammen mit den Todtnauer Ski-Club bildeten die beiden Vereine die Keimzelle des Ski-Club-Schwarzwald (SCS), dem Ursprung des heutigen Ski-Verbandes Schwarzwald. "Der war in Mitteleuropa der erste Landesverband, er wurde die treibende Kraft zur Gründung des Deutschen Ski-Verbandes 1905", berichtete Speth, der Professor Paulke, das Urgestein des Schwarzwälder Skilaufs, zitierte: "Mit Riesenschritten hat sich der Ski seinen Weg über Berg und Tal gebahnt, unaufhaltsam schreitet er in seinem Siegeslauf vorwärts und hält seinen Einzug in den einzelnen Bauernhöfen, in Weilern und Dörfern."

Hinterzartens Schüler bringen den Sport voran

Den Fokus in seinem Vortrag legt Speth schließlich auf den Ski-Club Hinterzarten, der erst als Ortsgruppe des SCS geführt wurde. "Hinterzarten wachte auf, wobei Schüler zu den Ski-Pionieren in der Gemeinde wurden", so der Referent. 1922 wurde der eigenständige Ski-Club gegründet, er konnte 2022 sein 100-jähriges Bestehen feiern. 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, musste sich der Ski-Club aufgrund einer Direktive des Alliierten Kontrollrats auflösen, wurde im Dezember 1945 als "Ski-Zunft" neu gegründet und nannte sich 1954 wieder in Ski-Club um. Ausführlich berichtete der Referent über die sportlichen Erfolge der Hinterzartener wie den Hitz-Brüdern, Georg Thoma oder Dieter Thoma, er widmete sich den verschiedenen Sprungschanzen und Skihängen, die es im Ort gegeben hat, und ließ die wichtigen sportlichen Veranstaltungen Revue passieren.

Keine rosige Zukunft

Und er wagte einen Ausblick auf die Zukunft. "Der Klimawandel hat uns eingeholt. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass in absehbarer Zeit in den Hinterzartener Höhenlagen zwischen 900 und 1200 Höhenmetern der natürliche Schnee nach und nach Mangelware wird." Die "guten, alten Zeiten" des Wintersports auf natürlichem, ausreichend vorhandenen Schnee hätten in diesen Höhenlagen keine Zukunft mehr.
Schlagworte: Alfred Speth, Georg "Jörgle" Thoma, Dieter Thoma
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