Einwohnerversammlung
In Hinterzarten soll Platz für Praxen und Grund für Gewerbe entstehen
Was tut sich in Hinterzarten? Bei der Einwohnerversammlung wird ein Überblick über Projekte, Entwicklungen und Finanzen gegeben. Und es werden Neuigkeiten verkündet.
Fr, 11. Apr 2025, 9:11 Uhr
Hinterzarten
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Seit Jahren möchte Johannes Ruf seinen Beckesepp-Lebensmittelladen erweitern. Geplant ist, das Geschäft um 800 auf 1100 Quadratmeter durch einen Anbau an das alte Bauernhaus zu vergrößern. Und genau dieses ist das Problem, wie der Geschäftsmann schilderte. "Die Unsicherheiten, die der Altbestand mit sich bringt, sind groß. Man muss in den Hof extrem eingreifen. Die Kosten dafür sind sehr hoch – das ist wirtschaftlich nicht darstellbar", sagte Ruf. Vier Planungsentwürfe seien aus diesem Grund schon verworfen worden, der Wille, den Markt zu vergrößern, sei jedoch weiterhin da. "Und deshalb suchen wir nach einer Lösung." Die könnte auch ein Neubau sein.
Hinterzarten ist umgeben von wertvoller Landschaft. Das ist ein großes Pfund, kann aber auch ein Hindernis sein – vor allem, wenn es um die Ausweisungen neuer Bau- oder Gewerbeflächen geht. "Alle Flächen, die die Gemeinde umgeben, sind zu 100 Prozent mit Einschränkungen belegt", sagte Wirtschaftsförderer Binder. Es würden aber dringend Flächen benötigt, wie Tatsch deutlich machte. Es seien bereits Betriebe in Nachbarorte abgewandert. Gemeinsam mit dem Landratsamt hat sich die Gemeinden nun zwei Flächen ausgeguckt, die möglicherweise für eine Bebauung in Frage kommen könnten. Zum einen die Wiese von der B31 kommend am rechten Ortseingang – hier könnte eventuell ein neuer Lebensmittelladen entstehen –, zum anderen das Gelände hinter dem Feuerwehrhaus. Es handele sich bislang nur um Ideen und die Umsetzung sei mit einigen Hürden verbunden.
Die Földiklinik wird erweitern und in diesem Rahmen eine Gemeinschaftspraxis für drei Mediziner einrichten. Diese Räume würde, erklärte Tatsch, die Klinik zur Verfügung stellen, um die Anwerbung der Ärzte müsste sich jedoch die Gemeinde kümmern. Eine weitere Möglichkeit für barrierefreie Praxisräume könnten sich im Ladengeschäft von Elektro Tritschler ergeben. Es wird aufgegeben, nicht aber der Reparaturservice, wie der Bürgermeister ausführte. Auch hier müsste die Gemeinde einen Mediziner anwerben. Diese Aussicht auf Praxisräume habe er bereits bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für mögliche Interessenten gemeldet, sagte Tatsch. Jedoch müsse die Gemeinde die Ansiedlung wohl auch finanziell unterstützen: "Andere Kommunen bauen ganze Ärztehäuser."
Auch in Hinterzarten will man auf Innenverdichtung setzen, um barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. "Bei uns fehlt das, was es in vielen anderen Gemeinden schon gibt", sagte Tatsch. Die Kommune hat deshalb vor einiger Zeit ein Haus samt nebenliegendem Gelände an der Ecke Winterhalder- und Bergackerweg erworben (die BZ berichtete). Auf dieser Fläche, so der Plan, sollen zwei Häuser mit insgesamt 33 Wohnungen entstehen: Im einen soll barrierefreies Wohnen, im anderen sozialer Wohnungsbau verwirklicht werden. "Doch nicht die Gemeinde kann das bauen, dafür braucht es Investoren", sagte Tatsch. Hier wolle man sich auf die Suche nach einem umsetzbaren Konzept machen.
"Man muss selbstkritisch sagen: Wir haben einiges verschlafen", machte der Rathauschef deutlich. Hinterzarten sei auf dem Gebiet erneuerbarer Energien und Klimaschutz längst nicht so weit wie andere Kommunen. In diesem oder nächsten Monat werde nun die neugeschaffene und geförderte Stelle des Klimaschutzmanagers besetzt. "Mal schauen, was er uns alles sagt." Ein Anwesender machte auf die Ergebnisse einer Bürger-Arbeitsgruppe aufmerksam, die sich beispielsweise Gedanken über mögliche Standorte für Photovoltaikanlagen – zum Beispiel die Überdachung der Parkplätze am Bahnhof – gemacht und diese auch an die Verwaltung gegeben habe. "Passiert ist nichts", kritisierte er. Ja, die Gemeinde müsse in dem Bereich aufholen, meinte Tatsch. Die Frage eines Bürgers, warum der Gemeinderat dann den Solarpark in Einsiedel vergangenes Jahr abgelehnt und damit das Projekt zum Scheitern gebracht hat, blieb unbeantwortet.
Die Gesamtschulden betragen knapp 8 Millionen Euro, wobei sie im Kernhaushalt seit einigen Jahren um die 2 Millionen liegen. "Steigerungen gibts es bei den Eigenbetrieben Wasser- und Abwasserversorgung. Hier standen und stehen hohe Investitionen an", erklärte Tatsch. Allein in diesem Jahr sind es in diesen beiden Bereichen rund 1,5 Millionen Euro. Dazu kommen Straßensanierungen, für die jedes Jahr rund 350.000 Euro aufgewendet werden. Bis 2028 werde sich die Schulden Hinterzartens auf 14,8 Millionen Euro erhöhen – darin enthalten sind der Anbau ans Feuerwehrhaus und der Rathausneubau (wir berichten noch). "Wir investieren in die Zukunft", kommentierte Tatsch diese Zahl. Doch es werde mehr und mehr zu einem schwierigen Spagat zwischen einen ausgeglichenen Haushalt und notwendigen Investitionen.