In Bagdad gehören Gewalt und Korruption zum Alltag – aber inmitten von Chaos und Anarchie gibt es auch Inseln der Hoffnung.
Die nackten Füße im Schneidersitz hockt er auf dem Sofa des Pausenraums, er hat Bereitschaft. "Die ruhigen Tage", sagt der Sprengstoffexperte Major Thamer Kamal, 42, "machen mir am meisten Angst. Dann weißt du, da draußen sind sie mit dem Bau von neuen Bomben beschäftigt." Er schaut fern. Ein Fußballspiel der spanischen Liga. Plötzlich schrillt es im Pausenraum, Kamal zieht sich seufzend die Stiefel an. Er drückt den Plastikknopf am Türrahmen, den Alarm für seine Einheit im Vorübergehen. Die "Falken von Bagdad", so der Code im Funkverkehr, die Bombenentschärfer des Innenministeriums, rasen im Konvoi hinaus in den Straßenverkehr. In einem belebten Marktviertel Bagdads ist ein Sprengkörper explodiert, es besteht die Gefahr, dass weitere gezündet werden – mehr weiß Kamal zunächst nicht.
Die irakische Hauptstadt hat sich im achten Jahr nach der US-Invasion in ihren Alpträumen eingerichtet. Bagdad zog sich zurück in eine Architektur der Angst, ein ...