Fußball

Kontroverse um das Zulassen von Zuschauern beim Fußball – Eisenmann contra Keller

Am Vorschlag von DFB-Präsident Fritz Keller, der in einem BZ-Interview für die baldige Zulassung von Zuschauern zum Beispiel bei Fußball-Länderspielen geworben hatte, entzünden sich die Gemüter.  

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Das Desinfizieren eines Fußballs ist einfach im Vergleich zur Frage, wann Zuschauer wieder ins Stadion dürfen. Foto: Alexander Hassenstein (dpa)
Baden-Württembergs Sportministerin Susanne Eisenmann sieht den Plan des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) skeptisch, mittels massenhaften Präventivtests schon beim Länderspiel gegen Spanien am 3. September wieder Zuschauer in Stuttgart zuzulassen. Ein solches Vorgehen hatte DFB-Chef Fritz Keller in einem Interview der Badischen Zeitung (Montagausgabe) angedeutet.

"Bei aller Liebe zum Fußball: Während einer Pandemie gibt es wesentlich Wichtigeres als ein volles Stadion", erklärte Eisenmann (CDU) am Montag. Keller hatte im BZ-Interview wörtlich gesagt: "Gerne würden wir (der Deutsche Fußball-Bund; Anmerkung der Redaktion) schon bei der Partie gegen Spanien im September in Stuttgart wieder eine bestimmte Anzahl an Zuschauern zulassen."

Eisenmann kann Kellers Wunsch zwar nachvollziehen. Sie sagt aber auch: "In Baden-Württemberg haben wir Veranstaltungen, bei denen größere Menschenmassen zu erwarten sind, bis Ende Oktober bewusst untersagt. Natürlich beobachten wir die Entwicklung des Infektionsgeschehens weiterhin genau und überprüfen unsere Entscheidungen kontinuierlich. Weitere Lockerungen für Stadionbesuche mit möglichst vielen Zuschauern kommen für mich Anfang September allerdings eindeutig zu früh." Superspreader-Events, so Eisenmann, könne man sich auf gar keinen Fall erlauben. Ähnlich hatte sich Fritz Sörgel in der BZ vom Samstag geäußert. Der Nürnberger Pharmakologe hatte vor Präventivtests gewarnt. Sie böten keine ausreichende Sicherheit, die Stadien könnten sich zu Hotspots für Infektionen entwickeln.

DFB-Präsident Keller hatte der BZ in gesagt, dass der Verband mit Experten und Wissenschaftlern aus vielen Bereichen an einem System arbeite, das Stadionbesuche wieder ermöglichen soll. Mit der Infrastruktur seiner 25 000 Vereine könne der DFB der Gesellschaft helfen. "Die Präventivtests kommen nicht dem Fußball zugute, sondern allen", so der 63-Jährige.

Spahn hält den Mindestabstand für sehr wichtig

Sportministerin Eisenmann ist "der Meinung, dass wir die vorhandenen Testkapazitäten dazu nutzen sollten, um in Corona-Verdachtsfällen schnelle Ergebnisse zu erhalten und dem Personal aus medizinischen Berufen, Lehrkräften sowie Erzieherinnen und Erzieher – die ohne Abstand arbeiten müssen – freiwillige Testmöglichkeiten anzubieten."

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hatte sich bereits am Wochenende in der Bild am Sonntag dafür offen gezeigt. "Wenn ein gutes Hygienekonzept vorliegt und Abstand zwischen den Besuchern gewährleistet ist, können Veranstaltungen stattfinden – auch mit einer größeren Zahl an Zuschauern."

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte am Montag, grundsätzlich müssten die einzelnen Fußballclubs eigenständige Hygienekonzepte vorlegen, die von den örtlichen Gesundheitsämtern abgenommen werden müssten. "Aber entscheidend ist nicht auf dem Papier, entscheidend ist auf dem Platz, oder in diesem Falle im Stadion. Deswegen ist es wichtig, dass die jeweiligen Vereine mit ihren Gesundheitsämtern vor Ort die Konzepte so anpassen, dass das auch umgesetzt wird. Und mir ist wichtig, dass das auch genau eingehalten wird", betonte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Dabei gehe es auch um die Nachvollziehbarkeit, wer hat wo gesessen. "Wobei ich sehr dafür werbe, den Mindestabstand von 1,50 Metern im Stadion auch einzuhalten", so Spahn.

DFB und Deutsche Fußball-Liga (DFL) hatten zuletzt einen Leitfaden für die Rückkehr von Zuschauern vorgelegt.
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