Toronto
Koch eines indigenen Restaurants verursacht wegen Speisekarte Streit um Robbenjagd
Ein kleines indigenes Restaurant in Toronto löst mit seiner Speisekarte eine Kontroverse um die Robbenjagd aus.
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OTTAWA/TORONTO. Ein kleines indigenes Restaurant in Toronto sieht sich inmitten eines Sturms. Der Grund: Eigentümer und Chefkoch Joseph Shawana bietet ein Tatar aus Robbenfleisch an. Gegner der Robbenjagd machen gegen Shawana, sein Restaurant Ku-kum Kitchen und das Tatar mobil. Für seine Unterstützer sind die Proteste Ausdruck von Respektlosigkeit gegenüber der indigenen Kultur und Heuchelei.
"Ku-kum" ist ein Wort aus der Sprache der Cree und bedeutet Großmutter. "Unsere Großmütter lehren uns jeden Tag, wie man leben muss. Meine Großmutter starb leider vor einigen Jahren. Bei ihr lernte ich kochen", erzählt Shawana.
Auf der Speisekarte seines Restaurants stehen Gerichte wie die "Three Sister Soup" – eine Suppe aus den "drei Schwestern" Mais, Bohnen und Kürbis –, Kiefernnadeln- und Zitronensorbet, Wildreis, Geflügel- und Wildgerichte wie Fasan und Wapitihirsch und eben das Robbenfleisch-Tartar: Das findet sich in der Vorspeise "Arktisches Trio" bestehend aus Lachs, geräuchertem Arctic Char und Robben-Tartar mit Bannock, einem Brot der Ureinwohner, und Wachtelei.
Nachdem das Gericht Anfang Oktober in einem Gastronomiemagazin erwähnt worden war, kam es zur Petition. In ihr wird "Ku-kum" aufgefordert, das Tartar von der Speisekarte zu nehmen. Das Fleisch stamme nicht aus indigener, sondern aus kommerzieller Robbenjagd und diese sei "gewalttätig, traumatisierend und unnötig".
"Überall ist Blut" und die Tiere litten, kritisierte Jennifer Matos, die Initiatorin der Petition. Daraufhin startete eine indianische Künstlerin in Toronto, Aylan Couchie, eine Gegenpetition. Sie ärgerte sich vor allem über negative Bewertungen des Restaurants auf diversen Internetseiten, die das Potenzial haben, "Ku-kum" zu schädigen. Sie wirft Kritikern vor, den indigenen Völkern ihre "unreflektierten Werte" überstülpen zu wollen. Sie fragt, warum ein kleines indigenes Restaurant attackiert werde, während Hunderte andere Restaurants in Toronto Fleisch servieren.
Verteidiger der Robbenjagd werfen der Gegenseite Heuchelei vor, da viele, die gegen die Jagd protestierten, bedenkenlos Steaks, Hamburger und Kalbfleisch verzehrten, sich über Blut auf dem Eis aufregten, aber nie einen Schlachthof besucht hätten und sich keine Gedanken über Schlachtviehtransporte und die Ängste der Tiere in den Schlachthöfen machten.
Er habe sich seinen Lieferanten sehr sorgfältig ausgesucht, und die Jagd auf Robben sei heute nicht mehr das, was sie vor einigen Jahrzehnten war, sondern werde von den Behörden reguliert, sagt Joseph Shawana. Er will weiter mit seinem Restaurant die gastronomische und kulinarische Seite der indigenen Kultur zeigen, die weit mehr als Robben beinhalte, sondern viele andere Gerichte. "Ich möchte meine eigene Geschichte auf den Teller zeichnen, so wie ein Maler auf Leinwand malt", sagt er. Bislang scheint ihm die Kontroverse noch nicht geschadet zu haben. "Ku-kum" sei für die nächsten zwei Wochen ausgebucht, sagt er dem kanadischen Rundfunk CBC.