Keine gewöhnliche Nachhilfe
Theodora Papanagnou vom Lehrinstitut für Orthografie und Sprachkompetenz (LOS) hilft Schülern und Erwachsenen bei Lese-Rechtschreibschwäche.
Sascha Medam & Fabian Obermann
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Eine Lese-Rechtschreibschwäche tritt häufig nicht in den ersten Schuljahren, sondern erst im Laufe der Schulkarriere auf. Laut Papanagnou wird in den ersten Schuljahren nicht mehr so stark wie früher auf eine korrekte Rechtschreibung geachtet, wodurch Probleme zu diesem Zeitpunkt noch nicht so stark ins Gewicht fallen. Im Laufe der Jahre holen diese Probleme die Schüler aber wieder ein. In der Schule werden die Aufgaben immer komplexer. "Grundschullehrer sollten während ihrer Ausbildung besser zu diesem Thema geschult werden", sagt Papanagnou. Zudem weist sie darauf hin, dass die Behandlung von Lese-Rechtschreibschwächen noch nicht für alle angehenden Lehrer Teil der Ausbildung sei. Deshalb legt sie Wert auf den Kontakt mit Lehrern und sendet Informationsmaterialien an Schulen.
Um eine bestmögliche Betreuung bieten zu können, werden die Schüler bei LOS nicht nach Klassenstufen, sondern nach Leistung in Gruppen eingeteilt. Dafür durchlaufen Neulinge einen Test, durch den die Schwächen der Schüler deutlich werden. Somit kann ein individueller Lehrplan erstellt werden, der ständig an die Leistungssteigerungen der Schüler angepasst wird. Für den Lernerfolg verwendet LOS eigens angefertigte Materialien, die wissenschaftlich überprüft werden. Ein Hauptbestandteil des Erfolges ist laut Papanagnou das Arbeiten in der Gruppe. Anders als bei Schwächen in Fächern wie zum Beispiel Mathematik profitieren die Schüler voneinander. Sie haben in der Gemeinschaft die Möglichkeit, sich über ihre Erfolge zu motivieren. Dies ist ein wichtiger Part, da es sich beim Training gegen eine Lese-Rechtschreibschwäche um ein langfristiges Projekt handelt, welches nicht innerhalb eines halben Jahres beendet werden kann.
Da die Probleme der Erwachsenen denen der Schüler ähneln, benutzen sie zum Training dasselbe Material. Abgesehen davon bringen sie auch verschiedene Beispiele aus dem Alltag mit, wie zum Beispiel E-Mails. Diese werden dann in Gruppen von zwei bis drei Personen besprochen und korrigiert, während die Schüler in größeren Gruppen arbeiten. Laut Papanagnou liegen die Lese-Rechtschreibprobleme nicht, wie häufig gedacht, an der sich ständig ändernden Sprache der Jugend. "Man kann auch sofort vom Dialekt ins Hochdeutsche switchen", so Papanagnou. Junge Menschen werden zumeist im Alltag nur noch mit kurzen Texten konfrontiert, wie zum Beispiel Nachrichten aus Whatsapp oder Facebook. Das Lesen von komplexeren und längeren Texten entfällt dabei zumeist. Hierdurch fällt es den Schülern oft schwer, das Gelesene aus einem Text wiederzugeben oder zu verstehen. Entgegen der Annahme, Schüler haben nur Probleme im Deutschunterricht, gibt es auch Probleme in Fächern wie Mathe. Obwohl sie mit dem Rechnen nie Probleme hatten, brauchen Schüler zu lange für ihre Aufgaben, da sie die Aufgabenstellung nur schwer verstehen können.
Im Unterrichten hat Papanagnou ihre Leidenschaft gefunden. Während ihrer Tätigkeit an der Uni Freiburg bemerkte sie, dass sie in Kontakt mit Menschen arbeiten möchte. Mittlerweile kann sie sich keine andere Tätigkeit mehr vorstellen.
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