"Dancing to Connect"

Jugendliche aus Freiburg entwickeln mit Tänzern aus New York Choreographien

Vertrauen ist ganz wichtig bei den Proben für die „Dancing-to-connect“-Aufführungen am Dienstag. Jugendliche mit sehr unterschiedlichen Hintergründen aus neun Schulen tanzen zusammen unter der Regie von New Yorker Künstlern. Mit dabei sind geflüchtete Jugendliche.  

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Bewegungen ausprobieren, immer im Team: So entstehen irgendwann Choreographien.  | Foto: Michael Bamberger
Bewegungen ausprobieren, immer im Team: So entstehen irgendwann Choreographien. Foto: Michael Bamberger

Kurzes Zögern, dann wagt es Soheila (15) einfach: Sie lässt sich rückwärts fallen – und wird aufgefangen von Evelina (19). Soheila lacht. Aus ihrer Anspannung wird Erleichterung. Die beiden probieren spontan alles Mögliche aus, was nur zu zweit geht.

So wie Soheila und Evelina geht es den meisten im Gymnastiksaal der Lessingschule, die offiziell "Zentrum für individuelle Bildung und Beratung mit sonderpädagogischem Schwerpunkt" heißt: Bis Mittwoch kannten sie sich nicht. Seitdem proben sie. Fünf Tage lang, jeweils vier Stunden. "Das ist sehr dicht", sagt Mira Coop von der New Yorker Battery Dance Company, aber das sei kein Problem. Seit sieben Jahren tourt sie mit dem "Dancing-to-connect"-Projekt durch 45 Länder, überall entwickeln Jugendliche in kurzer Zeit gemeinsame Tanzaufführungen. Sie leitet die Jugendlichen auf Englisch an, eine Lehrerin übersetzt ins Deutsche.

Begonnen hatte alles einst in Freiburg, wo der Choreograph Jonathan Hollander 2006 im Kontakt mit der Geschichtslehrerin Rosita Dienst-Demuth an der Lessing-Realschule "Tänze für das Blaue Haus" in Breisach entwickelt hatte. Ein Jahr später entstand "Dancing to connect" und verbreitete sich weltweit. Zum zehnjährigen Bestehen kam Jonathan Hollander mit seinen Tänzern zurück nach Freiburg. Das Ziel sei immer ähnlich, sagt er: Wenn Jugendliche ihre Probleme, Spannungen und Stimmungen kreativ ausdrücken, befreien sie sich.

Das genießen besonders neun geflüchtete Jugendliche aus der Internationalen Vorbereitungsklasse der Wentzinger-Realschule, sagt deren Lehrerin Anna Legeland: Sie könnten noch nicht gut Deutsch – hier seien sie endlich mal auf demselben Stand wie die Anderen. Sogar ein scheues, psychisch traumatisiertes Mädchen aus Afghanistan, das im Alltag kaum spreche, finde Wege, sich auszudrücken. Auch Soheila und Evelina brauchen kaum Worte, sie improvisieren – immer im Team. Bis Dienstag wird sich aus diesen ersten Versuchen eine Choreographie entwickeln.

Evelina geht aufs Theodor-Heuss-Gymnasium und trainiert seit zwölf Jahren Modern Jazz, Soheila gehört zu den geflüchteten Jugendlichen und tanzt zum ersten Mal. Überall finden sich solche gemischten Paare: Edin (11) geht in die Lessingschule, Jonathan (14) aufs Theodor-Heuss-Gymnasium. Claudia Haug, die Lehrerin an der Lessingschule ist, staunt über zwei ihrer Fünftklässler, die es nicht leicht haben und sonst immer streiten. Der eine habe eine Autismus-Diagnose, der andere sei durch seine Flucht psychisch traumatisiert. Jetzt tun sie sich zu einem harmonischen Paar zusammen.

"Dancing to connect": Dienstag, 18. Juli, 15 und 18 Uhr im Theater. Mit Jugendlichen aus neun Schulen und Tänzerinnen und Tänzern der Battery Dance Company aus New York. Eintritt 16 Euro, 8 Euro ermäßigt.

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