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Naher Osten

Israelische Luftangriffe lösen Fluchtwelle im Libanon aus – immer mehr Todesopfer

  • dpa & epd

  • Di, 24. September 2024, 12:56 Uhr
    Ausland

     

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Die Bomben gelten Terrorzielen, doch es leidet auch die Zivilbevölkerung: Im Libanon fliehen die Menschen massenhaft nach Norden. Im Süden setzt Israel seine Angriffe fort.

Flüchtlinge im Libanon Foto: Hassan Ammar (dpa)
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Nach den massiven israelischen Angriffen im Libanon harren Tausende Familien in Hotels oder bei Freunden und Verwandten in der Hauptstadt Beirut aus. "Wir sind mit nur mit dem Nötigsten in einer kleinen Tasche entkommen", sagte Fatima Ezzeddine der Deutschen Presse-Agentur. "Mein im Ausland lebender Bruder hat uns in einem Hotel zwei Zimmer gebucht".

Vorher habe sie zehn Stunden lang im Stau gesteckt, um aus dem Süden des Landes bis nach Beirut zu kommen, sagte sie. Bei den Luftangriffen seien ihr Nachbarhaus in Tyros stark beschädigt und mehrere Menschen getötet und verletzt worden.

An den Hauptstraßen, die aus dem Süden nach Beirut führen, herrschte am Morgen weiterhin Stau. Viele Menschen standen unter Schock und wirkten müden von der Reise. "Ich weiß noch nicht, wohin ich soll. Am wichtigsten ist, dass ich meine Familie aus dem Süden des Libanons geholt habe", sagte ein vierfacher Vater namens Ali. Eine Frau namens Lamis sagte: "Mein Vater weigerte sich erst, aber meine Mutter und meine Schwestern und ich sind gefahren und haben eine möblierte Wohnung gemietet."

Immer mehr Tote

Im Libanon sind bei israelischen Luftangriffen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Beirut bisher mehr als 550 Menschen getötet worden. Darunter seien 50 Kinder und vier Sanitäter, sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Firass Abiad vor Journalisten. Mehr als 1.800 weitere Menschen seien verletzt worden, sie würden in mehr als 50 Krankenhäusern behandelt.

Israel setzte seine Luftangriffe am Dienstag im Süden und Osten des Libanon fort. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete unter anderem von Bombardements im Ort Siddikine und nahe der Küstenstadt Tyros im Süden. Die Angriffe schienen am Vormittag aber zunächst weniger heftig zu sein als bei den massiven Bombardements vom Montag mit Hunderten Toten.

Israels Militär teilte mit, es seien erneut "Terrorziele der Hisbollah im Süden des Libanons" beschossen worden. In den vergangenen Stunden habe die israelische Luftwaffe Raketenabschussrampen, "Terror-Infrastruktur" und Waffenlager angegriffen, hieß es in der Mitteilung.

Ende der Gewalt gefordert

Der Libanon steckte schon vor der Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Die örtliche Währung hat mehr als 95 Prozent ihres Werts verloren. Schätzungsweise 80 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut. "Es ist eine Katastrophe", sagte Mustafa aus Sidkine im Süden. "Ich weiß nicht, wer verantwortlich ist, aber wir Bürger zahlen einen tödlichen Preis."

Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz zu einem sofortigen Ende der eskalierenden Gewalt aufgerufen. Zivilisten müssten in dem Konflikt zwischen den Parteien geschützt werden, verlangte eine Sprecherin des Hochkommissariats am Dienstag in Genf.

Gemäß dem Hochkommissariat sind viele Menschen im südlichen Libanon auf der Flucht, die Straßen seien überfüllt mit ihnen. Das Hilfswerk Unicef warnte vor den Auswirkungen der Gewalt auf Kinder. Zahllose Mädchen und Jungen im Libanon seien in Gefahr.
Hintergrund

Terroristen der mit der Hisbollah verbündeten Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober 2023 mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Das beispiellose Massaker löste den Gaza-Krieg aus, seither greift die Hisbollah aus Solidarität mit der Hamas den jüdischen Nachbarstaat fast täglich mit Raketen an. Israel hat seitdem auch immer wieder Ziele vor allem im Süden des Libanons massiv beschossen. Israel will die Hisbollah wieder aus dem Grenzgebiet verdrängen, um die Sicherheit seiner Bürger im Norden zu gewährleisten und Vertriebenen die Rückkehr zu ermöglichen.

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Kommentare (1)

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Uwe Kleiner

1377 seit 12. Nov 2016

Dann bereiten wir uns besser auf die nächsten fliehenden Opfer des israelischen Staatsterrors vor.


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