Fridays for Future
Hunderttausende setzen in Deutschland ein Zeichen für den Klimaschutz
Es ist eine weltweite Protestaktion, in Deutschland kommt sie zwei Tage vor der Bundestagswahl: Mehr als 600.000 Menschen gehen für mehr Klimaschutz auf die Straße. Ihr Ziel: Druck auf die Politik.
dpa
Fr, 24. Sep 2021, 20:15 Uhr
Deutschland
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Sie sind mit Fahrrädern gekommen, zu Fuß, per Bahn und häufig gleich mit Sack und Pack. Gegen Mittag, zum Auftakt der Demonstration in Berlin, ist die riesige Wiese zwischen Reichstagsgebäude und Kanzleramt bereits voll mit Menschen. Es kommen immer mehr. Zwei Tage vor der Bundestagswahl ist das eine Ansage. Eine solche soll es nach dem Willen der Klimaaktivisten auch werden.
Rund um den Erdball organisieren die Aktivisten von Fridays for Future an diesem Freitag Klimastreiks, allein in Deutschland gibt es mehr als 450 Veranstaltungen. Die Proteste in der Hauptstadt Berlin strahlen hierzulande naturgemäß besonders aus, auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg ist dabei. Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer sagt mit Blick auf die bevorstehende Wahl: "In den in nächsten vier Jahren muss Klimaschutz schneller, gerechter und konsequenter umgesetzt werden als jemals zuvor." Sie sagte weiter: "Wir haben die Parteien dazu gezwungen, einen Sommer lang über Klimapolitik zu reden, obwohl ihre Programme dafür nicht ausreichen und das wissen sie auch selbst."
In Freiburg, zu einer der größten Demonstrationen in der gesamten Republik, kommen laut Polizei und Veranstaltern 12 000 Menschen. Das war in der Stadt und auch im Freiburger Osten zu spüren: Am Nachmittag staut sich der Verkehr bis nach Himmelreich. In der Innenstadt ziehen die Demonstranten mit Trommelwirbel und "Alle fürs Klima"-Rufen durch die Straßen. Die Zusammensetzung ist kunterbunt: Vom Schüler bis zum Opa, von der jungen Mutter bis zum Angestellten.
Auf der Bühne am Friedrichring, der für die Veranstaltung komplett gesperrt ist, sprechen die Fridays-For-Future-Vertreterinnen von einer "Klimakrise, die immer weiter eskaliert". Der Akzent liegt auch hier auf der bevorstehenden Bundestagswahl. "Keins der Wahlprogramme der großen Parteien reicht aus, um 1,5 Grad konsequent einzuhalten", sagt Jule Pehnt von Fridays For Future Freiburg, mit Blick auf die Verabredung beim Pariser Klimagipfel 2015, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Jahresmittel verglichen mit der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Etwa drei Stunden lang bewegt sich der Demozug in einer Runde um die Freiburger Innenstadt – untermalt wird das Ganze von Musik und Sonnenschein.
Großer Zuspruch: In Freiburg gehen 12.000 Menschen fürs Klima auf die Straße
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Der wahlkämpfende SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz reagiert auf die bundesweiten Demonstrationen und schreibt auf Twitter, er sei dankbar für das Engagement von Fridays for Future. "Ich sage ausdrücklich: Dass heute Klimastreik ist, ist richtig." Die Klimaschützer antworten: "Wir wollen die gute Stimmung ja nicht zerstören – aber wir bestreiken heute DEINE Regierung, Olaf."
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock schaut in Köln beim dortigen Klimastreik vorbei. Gerade bei den Grünen gibt es viele, die hoffen, dass die Proteste der Ökopartei noch einmal etwas Schub verleihen auf den letzten Metern vor der Wahl. Etliche Klimaaktivisten stehen den Grünen nahe, das ist bekannt. Vorm Reichstagsgebäude kann man am Freitag allerdings auch Transparente der Klima-Union sehen, eines neuen Zusammenschlusses von Christdemokraten, die sich für einen wirkungsvollen Klimaschutz einsetzen.
Beim Klimastreik in Berlin sind sehr viele Schüler, mitunter in Begleitung ihrer Eltern. Man trifft aber auch junge Erwachsene, Leute mittleren Alters und Senioren. Zu sehen sind Plakate mit Aufschriften wie "Hoch die Hände, Klimawende" oder "Inlandsflüge nur noch für Insekten."
Zu den Demonstranten gehören zum Beispiel Claudia und Patrick, ein junges Pärchen aus Hannover. Sie studiert Tiermedizin, er ist Koch. Sie versuchten durchaus, klimafreundlich zu leben, berichten sie. Eigentlich seien sie ja nur für einen Tag als Touristen in der Stadt. Aber wo sie schon einmal da seien, hätten sie sich einfach mal ins Gedränge gestellt. Natürlich auch, um Greta zu sehen.
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