Hightech auf 20.000 Metern
Schwer abzuschießen und gesteuert von künstlicher Intelligenz – Ballons sind laut US-Experte ein wertvolles Spionagewerkzeug.
Paul Handley & dpa
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Der Ballon über den USA habe zwar wie ein ganz gewöhnlicher Wetterballon ausgesehen, aber gewisse Besonderheiten aufgewiesen, sagte der Experte für Überwachungsballons von der Denkfabrik Marathon Initiative in Washington, William Kim. Seine "Ladung" sei ziemlich groß gewesen – ein Hinweis auf die darin enthaltene und von Solarzellen gespeiste Elektronik zur Lenkung und das Sammeln von Informationen. Auch schien der Ballon über moderne Steuerungstechnologien zu verfügen, das US-Militär verwendet derartige Technologien für die Luft bislang noch nicht.
Laut Kim kann ein Ballon seine Höhe dank künstlicher Intelligenz allein durch das Erkennen von Luftveränderungen anpassen, um die gewünschte Richtung einzuschlagen. "Früher brauchte man entweder eine Leine oder man schickte den Ballon in die Luft und er flog einfach dorthin, wohin der Wind ihn trug", sagte der US-Experte.
Dank der Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz seien nun Ballons ohne eigenes Antriebssystem möglich. Die Steuerung durch Höhenanpassung schließe auch eine Funkverbindung zur Heimatbasis ein. Ballons hätten zudem deutliche Vorzüge gegenüber Satelliten. Anders als diese seien Ballons weitaus schwerer angreifbar, sagte Kim. Das liege zum einen daran, dass sie per Radar kaum aufzuspüren seien und ihre Nutzlast leicht übersehen werden könne.
Auch hätten Ballons den Vorteil, dass sie sich relativ lange über einem Spionageziel aufhalten können – im Gegensatz zu Satelliten, die ständig in der Umlaufbahn kreisen und von Spionagebehörden zur Aufnahme von Fotos verwendet werden. "Diese Dinger können monatelang über einer Stelle bleiben", sagte Kim.
Der Ballon-Spezialist hält trotz mutmaßlicher Spionageabsicht eine Fehlfunktion des chinesischen Ballons über den USA durchaus für "eine reale Möglichkeit". Normalerweise agierten sie in einer Höhe von 20 bis 30 Kilometern, der mutmaßliche Spionageballon über den USA sei aber nur rund 14 Kilometer hoch geflogen. Einen Ballon abzuschießen, sei nicht so einfach, wie es vielleicht klingen mag, sagte Kim weiter. "Diese Ballons verwenden Helium." Würde der Ballon beschossen, entwiche das Helium "nur sehr langsam". "Das sind keine Dinger, die explodieren oder platzen, wenn man auf sie schießt."
Als der weiße Ballon am Samstag in 18 bis 20 Kilometern Höhe über der Atlantikküste schwebte, stiegen Kampfjets auf, die ihn mit einer Luft-Luft-Lenkwaffe vom Typ AIM-9X Sidewinder zum Absturz brachte. Auf TV-Bildern und in Videos von Augenzeugen war zu sehen, wie der Ballon getroffen wurde und abstürzte. Danach sagte ein hoher Vertreter des Pentagons, dass die Bergung des Ballons in vollem Gange sei. Die Trümmer lägen rund elf Kilometer vor der Küste in einer Tiefe von etwa 14 Metern. Wegen der Gefahr für Menschen durch herunterfallende Teile hatten die USA zunächst gezögert und gewartet, bis der Ballon über Wasser abgeschossen werden konnte.
Es war allerdings nicht das erste Mal, dass ein chinesischer Beobachtungsballon in den US-Luftraum eingedrungen ist. Wie ein Pentagonbeamter enthüllte, hätten "Überwachungsballons" aus China während der vorherigen Regierung von Donald Trump "mindestens dreimal" die USA kurz überflogen. China besitze eine ganze Flotte von Überwachungsballons, so ein Pentagonbeamter laut US-Sender ABC, der den Ballon über Lateinamerika dazu zählte. Sie seien über fünf Kontinenten gesichtet worden, einschließlich Ostasien, Südasien und Europa.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ