Fragen und Antworten
Alle Fakten zum Jugendticket für Busse und Bahnen in Baden-Württemberg
Von März an wird in Baden-Württemberg ein neues Ticket angeboten. Für 365 Euro können Schülerinnen und Schüler, Azubis und Studierende dann landesweit Busse und Bahnen im Nahverkehr nutzen.
Di, 17. Jan 2023, 11:11 Uhr
Südwest
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Was ist das Jugendticket BW?
Ein stark verbilligter Dauerfahrschein, mit dem junge Menschen alle 19 Verkehrsverbünde im Land jederzeit nutzen können, teilweise über die Landesgrenzen hinaus. Am Montag hat Minister Hermann das Projekt zusammen mit Vertretern von Kommunen, Kreisen, Verkehrsverbünden und Schülern in Stuttgart vorgestellt.
Wer kann das Ticket nutzen?
Junge Menschen bis zum 21. Lebensjahr; außerdem Schüler, Auszubildende, Studierende und Personen im Freiwilligendienst bis einschließlich 27. Für alle gilt, dass sie in Baden-Württemberg ihren Hauptwohnsitz haben müssen oder ihre Schule/Hochschule im Land liegen muss. Das Ticket sollte im entsprechenden Verkehrsverbund erworben werden.
Was kostet das Ticket?
365 Euro pro Jahr und Person. Es ist damit günstiger als viele Schülerabos, die nur in einem Verkehrsverbund gelten. Das Ticket muss zunächst für ein Jahr erworben werden, soll danach aber monatlich kündbar sein, erklärte Hermann.
Wo genau gilt das Jugendticket?
In allen 19 Verkehrsverbünden in Baden-Württemberg. "Wir werden keine weißen Flecken haben", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, Alexis von Komorowski. Das Ticket kann in allen Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs genutzt werden sowie auf der IC-Linie Stuttgart – Singen (Konstanz). Es gilt ansonsten nicht in Fernbussen und Zügen des Fernverkehrs wie ICE oder Flixtrain. Generell kann es nur in der zweiten Klasse verwendet werden.
Wann geht es los?
Benutzt werden kann das Jugendticket vom 1. März 2023 an. Erhältlich sein soll es bei den Verkehrsverbünden, online oder in den Kundenzentren, erklärte deren Sprecher, Thomas Hachenberger. Er bat um Verständnis für eventuelle Anfangsschwierigkeiten. "Wir erwarten da schon eine richtig große Nachfrage."
Was müssen Bestandskunden tun?
Nichts: Hachenberger zufolge stellen die Verbünde ihre 750.000 aktuellen Abonnements automatisch um. Die Kunden sollen allerdings kontaktiert werden und zustimmen müssen. Studierenden, die das Jugendticket erwerben, wird der Solidarbeitrag abgezogen, den sie im Rahmen von Semesterticket-Vereinbarungen mit Einzelverbünden bereits entrichten.
Was passiert an der Landesgrenze?
Wer in einem grenzüberschreitenden Verkehrsverbund wohnt oder eine Hochschule bzw. Schule besucht und entsprechend in diesem Verbund sein Ticket gekauft hat, kann damit auch den gesamten Verbund nutzen. Im Fall des Regio Verkehrsverbund Lörrach sind also auch die angeschlossenen Verbindungen in die Schweiz inbegriffen. Klärungsbedarf gibt es dem Verkehrsministerium zufolge noch bei den französischen Partnern des Tarifverbunds Ortenau.
Was sind die Ziele?
Mit dem Projekt setzt die grün-schwarze Regierung ein Vorhaben aus ihrem Koalitionsvertrag um. Das Jugendticket soll junge Menschen an den ÖPNV heranführen, sie mobiler machen und im Vergleich zum bisherigen Angebot finanziell entlasten. "Junge Menschen haben darauf gewartet – endlich einheitliche Preise, einheitliche Möglichkeiten", sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Berat Gürbüz. Im Frühjahr 2024 soll das Projekt evaluiert werden. Verbandsvertreter Hachenberger erwartet sich einen deutlichen Zuwachs an Dauerkunden: "15 Prozent sollten es schon sein."
Und das Deutschlandticket?
Weil der Bund ein altersunabhängiges, deutschlandweit gültiges Nahverkehrsticket für 49 Euro pro Monat plant, haben Oppositionspolitiker im Landtag Zweifel am nun geplanten Jugendticket geäußert. Der Verkehrsexperte der FDP-Fraktion, Hans-Peter Storz, sagte, das Jugendticket sei durch das Deutschlandticket obsolet; sein SPD-Kollege Hans-Peter Storz forderte, es müsse deutschlandweit gelten. Minister Hermann sieht aber nur eine kleine Schnittmenge zwischen den Kundenkreisen: Für die meisten Menschen, die mit dem deutlich billigeren Jugendticket angesprochen werden sollen, gehe es vor allem um einen Bewegungsradius in Baden-Württemberg. Es werde aber ein Sonderkündigungsrecht zum Umstieg aufs Deutschlandticket geben. Auch an anderen Möglichkeiten, die Angebote kompatibel zu machen, werde gearbeitet.
Gibt es sonst noch Baustellen?
Das Projekt ist bislang nur über Fördergelder finanziert. Das Land trägt bis Anfang 2026 70 Prozent der Kosten (327 Millionen Euro), die Kreise die restlichen 30 Prozent (140 Millionen). Verkehrsminister Hermann bekräftigte am Montag die Absicht der Stuttgarter Landesregierung, diese Regelung durch ein Gesetz dauerhaft zu gewährleisten. Gleichzeitig sprach die Vize-Geschäftsführerin des Städtetags, Susanne Nusser, für alle Beteiligten, als sie sagte: "Diese Millionen, die jetzt in die Tarifabsenkung fließen, die können nicht gleichzeitig an anderer Stelle für den Ausbau des ÖPNV ausgegeben werden." Ein attraktiver Tarif nutze nichts, wenn er nicht von einem attraktiven Netz begleitet werde. "Da sehen wir uns natürlich alle gemeinsam in der Pflicht."
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