Landtagswahl 2026
CDU-Fraktionschef Hagel will Ministerpräsident werden - und sich um AfD-Wähler bemühen
Der 36 Jahre alte Partei- und Fraktionschef der CDU in Baden-Württemberg will seiner Partei zu altem Glanz verhelfen. Die Zuversicht ist groß, die Grünen bei der Landtagswahl in einem Jahr in die Opposition zu schicken.
Ulrike Bäuerlein, Axel Habermehl & dpa
So, 30. Mär 2025, 15:15 Uhr
Südwest
Thema: Landtagswahl BW 2026
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Der designierte Spitzenkandidat der CDU bei der Landtagswahl 2026, Manuel Hagel, will sich im heraufziehenden Wahlkampf auch um die Wähler der AfD bemühen. "Das sind keine Extremisten", sagte Hagel Samstagabend vor Weggefährten und Anhängern in seiner Heimatstadt Ehingen im Alb-Donau-Kreis. "Das sind viele Menschen, die einfach gefrustet sind." Hagel riet dazu, über die Gründe zu reden, warum Menschen AfD wählten. "Wir werden die AfD nicht schlagen mit Lichterketten", sagte er in Anspielung an Demonstrationen gegen die Rechtsaußen-Partei. Man müsse die Probleme klein machen, die die AfD groß machten.
Zuvor hatte der CDU-Landesvorsitzende und Landtags-Fraktionschef erklärt, Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl 2026 werden zu wollen. Er wolle an der Spitze einer CDU-geführten Regierung dem scheidenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) im Amt nachfolgen, der nach drei Amtszeiten nicht mehr antritt. Dies gab der 36-Jährige bei einem Treffen des Landesvorstands in Friedrichshafen bekannt. Auch bei der vor Ort anschließenden Konferenz der CDU-Amts- und Mandatsträger bewarb sich Hagel und bat um Unterstützung für seine Kandidatur.
Samstagabend dann trat der Oberschwabe in einem Feststadl in Ehingen auf. Die Gäste trugen "Hagel"-Buttons mit seinem Konterfei am Revers, holten ihn mit "Manu, Manu"-Rufen auf die Bühne, hielten Schilder hoch mit dem Slogan "Was Starkes starten" – offenbar bereits ein Produkt der neuen Wahlkampf-Werbekampagne. Die Zuversicht in der Südwest-CDU ist groß wie lange nicht, da sie in Umfragen mehr als zehn Prozentpunkte vor den Grünen auf Platz eins liegt. Nach Jahren der Demütigung, erst in der Opposition, dann als Juniorpartner in der grün-schwarzen Koalition, will man die Grünen in die Opposition schicken. Schon jetzt geht Hagel wandern mit FDP-Parteichef Hans-Ulrich Rülke, der auf eine Koalition mit der Union hofft. Bevor Kretschmanns Grüne 2011 in die Villa Reitzenstein einzogen, regierte die CDU knapp 60 Jahre das Land.
"Das sind viele Menschen, die einfach gefrustet sind"
Hagel erklärte: "Ich bewerbe mich als Ministerpräsident für das schönste Land der Welt, weil ich gemeinsam mit den Menschen unsere Heimat wieder nach vorne bringen möchte." Er wolle ein Baden-Württemberg, das "stark, sicher und zukunftsorientiert" ist. Nina Warken, die Generalsekretärin der Südwest-CDU, erklärte: "Manuel Hagel inspiriert, weil er authentisch ist und Visionen mutig angeht. Deshalb haben wir ihn heute aus tiefer Überzeugung und mit einem starken, einstimmigen Votum unserer Funktions- und Mandatsträger zum Spitzenkandidaten und unserem Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert." Dem Vernehmen nach wurde seine Kandidatur per Akklamation von den Teilnehmern des Treffens bestätigt. Die Wahl zum Spitzenkandidaten soll bei einem Landesparteitag im Mai erfolgen.
Mit der Bekanntgabe von Hagels Kandidatur war seit Monaten gerechnet worden. Spätestens mit der Wahl des damals 35-Jährigen zum CDU-Landeschefs im November 2023, bei der Hagel mit 91,5 Prozent die Nachfolge von Landesinnenminister Thomas Strobl an der Spitze der Südwest-CDU antrat, standen die Zeichen klar auf diesem nächsten Schritt in Hagels steiler Karriere.
Hagel gibt sich gern als moderner Konservativer; er ist katholisch, verheiratet und hat mit seiner Ehefrau Franziska drei kleine Söhne. Er machte in Ehingen zunächst Karriere bei der örtlichen Sparkasse, schaffte es bis zum Filialdirektor. Seit 2006 ist er CDU-Mitglied. Von 2015 bis zu seiner Ernennung zum Generalsekretär der Landes-CDU im Juni 2016 war er Vize-Landeschef der Jungen Union. 2015 wurde er in den CDU-Landesvorstand gewählt. Im Alter von erst 26 Jahren kandidierte Hagel in seinem Heimatwahlkreis Ehingen 2016 erstmals bei der Landtagswahl und gewann mit dem landesweit besten CDU-Ergebnis (36,3 Prozent) das Direktmandat. Dieses verteidigte er 2021 mit 35,9 Prozent – wieder als Stimmenkönig.
Hagel gibt sich gern als moderner Konservativer
Als Generalsekretär war Hagel auch für den Wahlkampf von Susanne Eisenmann als CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 mitverantwortlich. Nach dem historisch schlechtesten CDU-Wahlergebnis zog sich Eisenmann aus der Politik zurück. Hagel griff nach der Spitze der Landtagsfraktion und wurde 2021 zum Fraktionschef gewählt. Zwei Jahre später folgte der Schritt an die Spitze der Landespartei. Damit waren erstmals in der Geschichte des Landesverbands beide Ämter in einer Hand.
Hagel wird parteiintern hoch angerechnet, dass er die teils zerstrittenen Lager der Landes-CDU zusammengeführt und auch in der Landtagsfraktion für Aufbruchsstimmung gesorgt hat. Auch der Verzicht von Strobl auf eine möglicherweise angestrebte Spitzenkandidatur zugunsten Hagels ging ohne öffentlichen Streit vonstatten. Seitdem führt in der Südwest-CDU kein Weg mehr an Hagel vorbei. Seit 2023 ist er zudem Vorsitzender aller CDU-Fraktionsvorsitzenden der Länder. Auch bei den laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD spielte Hagel als Leiter der Arbeitsgruppe Digitales eine Rolle.
Damit läuft im Südwesten 2026 alles auf das erwartete Duell Hagel gegen Özdemir hinaus. Für die Grünen hatte Cem Özdemir (59), derzeit noch geschäftsführender Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung sowie Bildung, bereits im Oktober seine Bewerbung als Spitzenkandidat angekündigt.