Große Theaterkunst auf kleiner Bühne
Die Pink-Panther-Filme mit Peter Sellers als Inspektor Clouseau sind Kult. Javier Rodríguez Cobos macht daraus im Werkraum Schöpflin einen komischen Tanzabend - mit Video, Schauspiel und Magie.
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Das Setting ist reduziert, eine kleine Bühne mit einer Tür auf der "Art" zu lesen ist, ein weißer Stuhl mit einem Telefon und rechts ein schwarzer Sockel mit einem pinkfarbenen Tuch. Ein Herr im Smoking drückt sich zur Musik Henry Mancinis um das Objekt herum. Es soll in der Produktion um den Film "The Pink Panther" gehen, das Tuch ist also der Diamant und der Herr Sir Charles Lytton, Gentleman, Phantom und Meisterdieb. Dann folgt schon ein erster Höhepunkt, das Phantom schleicht sich an den Diamanten heran, um ihn zu stehlen. Wie eine Spinne kriecht Javier Rodríguez Cobos in einer Mischung aus Tanz und Akrobatik über den Fußboden, dreht sich, wendet sich, zieht sich am Sockel hoch, nimmt den Diamanten und lässt seinen Handschuh, seine Handschrift (?) zurück.
Neue Szene: Das Telefon klingelt, ein Mann im Hausjackett stellt sich als Inspektor Clouseau vor und nun muss der Detektiv den Räuber zur Strecke bringen. Javier Rodríguez Cobos bedient nun alle Bilder, die sich um Peter Sellers Interpretation des schusseligen Inspektors Clouseau ranken. Witzig, punktgenau setzt er die Bewegungen, macht aus der Krimikomödie eine Tanzkomödie. Er nimmt das Werk eines anderen in Besitz, um daraus etwas Neues zu erschaffen. Aus der Kunst zu stehlen, (das Schild an der Holztür im Bühnenhintergrund wurde mittlerweile erweitert) wird das Stehlen der Kunst.
Denn Javier Rodríguez Cobos tut dies im Auftrag. Im eingeblendeten Video steht er im Kostüm der Trickfilmfigur vor einem unsichtbaren Juror und spricht für die Rolle der Neuproduktion des Pink Panthers vor. Wo geht Aufgabe in Selbstaufgabe über? Javier Rodríguez Cobos soll nämlich jetzt alle Figuren des legendären Films spielen, nicht des Trickfilms, soll sich also bei der Vorlage bedienen, ohne diese zu kopieren. Was der echte Peter Sellers konnte, soll sein Nachfolger auch können.
Wenn Javier Rodríguez Cobos als Gattin mit Clouseau tanzt, schlüpft er plötzlich in zwei Rollen gleichzeitig. Er wechselt also die Rollen und die Geschlechter nicht nur, ihm gelingt die Illusion des doppelten Spiels, hier aus Kostengründen. Er geht auf alle Forderungen ein, selbst die finanziellen und ist doch nur ein Objekt der Produzenten.
Das Stück von Javier Rodríguez Cobos war eine wunderbare Mixtur aus Tanz und Akrobatik, aus Magie und Mimik, mitreißend, witzig durchaus ernst. Wie weit muss ein Schauspieler gehen für seinen Beruf und wer verdient letztlich das große Geld. Peter Sellers kam zu Vermögen. Bei Javier Rodríguez Cobos quellen Tücher aus allen Taschen, Sellers Reichtum ist für ihn aber nur eine Anzahl bunter Tücher.
Die 75 Minuten sind ein intensives Theater der Körperlichkeit, faszinierend vielseitig zwischen Illusion und Wirklichkeit pendelnd, ganz große Theaterkunst auf einer kleinen Bühne.