Start-up Accelerator
Früheres Badenova-Gebäude wird ein Zentrum für junge Unternehmer
Das große, leerstehende Firmengebäude der Badenova an der Bahnhofstraße könnte bald wieder mit Leben erfüllt werden.
Mi, 23. Mär 2016, 18:43 Uhr
Breisach
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Gebäude wird nicht abgerissen
In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend in Gündlingen informierten Bürgermeister Oliver Rein und Thorsten Radensleben, Vorstandssprecher der Badenova, gemeinsam über das Projekt, das nach Einschätzung von Rein für Breisach von "grundsätzlicher Bedeutung" ist. Wie bereits berichtet, hat der Energieversorger, an dem Breisach Anteile hält, 2015 seinen Standort an der Bahnhofstraße geschlossen, nachdem der neue Verwaltungsbau in Freiburg bezogen werden konnte. Übrig blieb lediglich eine kleine Beratungsstelle im Vodafone-Shop in der Rheinstraße.
"Es wäre einfach gewesen, das Badenova-Gebäude abzureißen und dort Mehrfamilienhäuser zu bauen", sagte der Bürgermeister. Er habe den Verantwortlichen der Badenova jedoch deutlich gemacht, dass dies nicht im Sinne der Stadt sei, die einen so nahe am Bahnhof liegenden Gewerbestandort nicht verlieren wolle. Ein Prozessentwickler der Badenova sei dann auf die Idee gekommen, in Breisach eine Art Gründerzentrum einzurichten, zumal die Freiburger Universität Räume suche, um begabte Studenten mit einer guten Geschäftsidee zu fördern. Nach und nach seien dann weitere Partner wie das Fraunhofer Institut und das Black Forest Innovation House hinzugekommen.
Gute Büro- und Lagerräume
Nach Reins Angaben eignet sich das Badenova-Gebäude sehr gut für eine Art Gründerzentrum, weil es über zahlreiche Büro- und Lagerräume verfügt. Die begabten Studenten sollen dort in der Regel zwischen sechs Monaten und zwei Jahren günstig ein Büro mieten können und zum Beispiel von einem Sekretariat, einem Rechtsanwalt und einem Fördergeldscout unterstützt werden.
Aber auch jungen, bereits gegründeten Unternehmen soll zwei bis fünf Jahre die Möglichkeit eingeräumt werden, ihr Geschäft auszubauen. Eine Kantine sei auf dem Gelände ebenfalls vorgesehen."Von einer guten Idee bis zu einem laufenden Geschäft ist es ein langer Weg. Hier können ihn Interessierte gehen. Schön wäre es natürlich, wenn sich einige von ihnen danach in Breisach mit ihrer Firma niederlassen würden", sagte Rein weiter.
Er selbst habe 2015 sehr schnell handeln und einen Förderantrag beim Land stellen müssen. Dieser sei jedoch abgelehnt worden, weil noch zu viele Fragen offen waren. Deshalb soll noch in diesem Jahr erneut ein Zuschuss beim Land für die Finanzierung des Geländeerwerbs und der Betriebskosten beantragt werden.
Erfolg im zweiten Versuch?
Damit der zweite Versuch auf jeden Fall erfolgreich ist, will die Stadt zusammen mit der Badenova und den anderen Partnern ein tragfähiges und überzeugendes Konzept erstellen. Die Kosten dafür bezifferte Rein auf voraussichtlich 184 000 Euro. Die Hälfte davon könnte aus dem Innovationsfonds der Badenova kommen, weitere Gelder von den anderen Partnern. Die Stadt Breisach müsse sich mit höchstens 20 000 Euro an der Erstellung des Konzepts beteiligen. Rein zeigte sich überzeugt davon, dass der zweite Antrag beim Land erfolgreich sein wird. Er ist von dem Projekt Gründerzentrum begeistert und nannte es "ein Glücksfall für Breisach".
Nach Angaben von Thorsten Radensleben haben die Badenova und die Breisacher Stadtverwaltung gemeinsam nach einer sinnvollen Verwertung des Standortes in Breisach gesucht. "Für relativ wenig Geld könnte man hier ein gutes Projekt auf die Beine stellen, von dem Breisach auch längerfristig profitieren kann", betonte er.
Bis es jedoch so weit ist, werden noch einige Monate ins Land gehen. In der Zwischenzeit werde die Drogeriekette DM wahrscheinlich für etwa zehn Wochen das Lager auf dem Badenova-Areal nutzen. In dieser Zeit will DM seinen Markt in Breisach renovieren, teilte Rein mit.
Die Diskussion
Für die CDU-Fraktion begrüßte Hans-Peter Geppert, dass die Badenova-Gebäude nicht abgerissen, sondern junge Menschen dort in ihrer Selbstständigkeit gefördert werden sollen. Er äußerte die Hoffnung, dass "dabei einige Firmenansiedlungen für Breisach herausspringen". Frank Kreutner (SPD) findet es gut, dass junge Menschen hier auch in Betriebswirtschaft geschult werden, weil dies eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere als Unternehmer sei.
Jürgen Langer (ULB) wies darauf hin, dass über 60 Prozent der Existenzgründungen in den ersten zwei Jahren scheitern. Deshalb sei es wichtig, die Existenzgründer gerade in der Anfangsphase intensiv zu begleiten, was in Breisach geplant sei. Solche Gründerzentren hätten eine Erfolgsquote von rund 90 Prozent. Das Vorhaben eröffne die Möglichkeit, Hightech-Unternehmen an Breisach zu binden.
Kooperation mit dem Elsass
Sebastian Pfleger (Grüne) freute sich, dass die Bereiche Mikrosystemtechnik und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen sollen. Werner Schneider (FDP/FWB) bezeichnete das Konzept als "sehr schlüssig", weil es junge Unternehmen in die Münsterstadt bringen könnte. Stefan Schnebelt (Bürgerliste) hofft ebenfalls auf viele gute Ergebnisse. Reiner Zimmermann (SPD) schlug vor, auch elsässische Partner einzubinden, um einigen von ihnen nach einer möglichen Schließung des Atomkraftwerks in Fessenheim eine neue Perspektive zu geben. Rein erklärte, dass bereits Kontakte zur Universität in Straßburg geknüpft worden seien. Einstimmig beschlossen die Gemeinderäte schließlich, dass sich Breisach mit höchstens 20 000 Euro an dem Projekt beteiligt.
Start-up Accelerator
Accelerator ist eine Institution, die Start-ups, also neu gegründete Unternehmen, in einem bestimmten Zeitraum durch Coaching zu einer schnellen Entwicklung verhilft. Im Gegenzug für die Unterstützung können die Acceleratoren dann beispielsweise einen gewissen Anteil an dem Unternehmen und somit an der zukünftigen Gewinnausschüttung erhalten.
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