Arbeiten am Wald der Zukunft
Das Martin-Schongauer-Gymnasium in Breisach hat einen "Grünen Tag" veranstaltet: Schüler der neunten Klassen besuchten den Stadtwald und pflanzten Setzlinge. Die BZ war bei der Aktion dabei.
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Der Tag hat am Dienstag seinem Namen alle Ehre gemacht. Er zeigt sich von seiner allergrünsten und sonnigsten Frühlingsseite, als die vier Schulklassen in Richtung Stadtwald marschieren. Die sattgrünen Blätter des wilden Knoblauchs bedecken einen Großteil des Waldbodens in dieser Jahreszeit. Intensiver Bärlauchduft verbreitet sich über dem Waldstück in der Nähe des neu angelegten Baumlehrpfades. Astscheren, Spaten und jede Menge Steckruten warten auf die Zukunftswaldgestalter.
Nach einer Begrüßungsrunde geht es in einzelne Gruppen wechselweise ans Werk. Der Förster Lorenz Pfeuffer übernimmt eine Pappelsteckling-Gruppe. Die etwa einen Meter langen Steckruten, wie sie im Fachjargon genannt werden, wurden zuvor von jungen Trieben der Schwarzpappel abgetrennt und im heimischen Mutterquartier am Breisacher Jägerhof angezogen.
Die Schwarzpappel sei ökologisch gesehen ein wichtiger Baum für den Auwald. Sie biete Vögeln und Schmetterlingen Nahrung und Schutz. Leider sei sie, wie viele andere Pflanzen auch, vom Aussterben bedroht, erklärt der Förster. Mit dem Pflanzen eines Pappeltriebes könne jede Schülerin und jeder Schüler heute dazu beitragen, den Bestand aufzufüllen.
In vorgegebener Reihenpflanzung gaben die engagierten jungen Waldarbeiter ihre Setzlinge einen Spatenstich tief in den Waldboden. Lilly Söllner, Lea Meyer und Leonie Schmitt haben ihre Pappelruten an einem markanten Ort eingegraben, wo sie leicht wiederzufinden sind, denn sie wollen das Wachstum des Baumes in jedem Fall im Auge behalten. Indessen hatte sich eine mit Astscheren ausgestattete Gruppe über unwegsames Gelände tiefer in den Wald gearbeitet.
Unter der Führung von Förster Jan Geyer erreichen die jungen Leute ein Waldstück von Bäumen mit starkem Wildrebenbewuchs. Die verholzte Schlingpflanze, die auch als Liane bezeichnet wird und deren Holz für erste Rauchversuche gerne genutzt werden, klettert mit Vorliebe meterhoch an Sträuchern und Bäumen. Durch ihr Gewicht und den Lichtentzug kann sie einen Baum schon mal ins Wanken bringen oder ihn sogar bis zum Absterben schädigen. Mit der Empfehlung des Försters, auf die Finger zu achten und nur einzelne Stränge, nicht gleich das ganze Büschel zu nehmen, machten sich kleine Gruppen von zwei bis drei Personen ans Werk. Mit Einsatz ihres ganzen Körpers ziehen Lukas Schulz, Janis Wiedemann und Fabian Maurer so lange an dem Wildbewuchs, bis sie den Kronenbereich des Baumes befreit haben. Dabei kommt es schon mal vor, dass ein Strang abreißt und der Ziehende zur Freude der anderen mit seinem Hinterteil auf dem Waldboden landet.
Das Fazit der drei jungen Waldarbeiter am Ende der Aktion lautet: "Unseren Baum haben wir jetzt jedenfalls gerettet". Förster Geyer ist mit den Baumretter, zufrieden, und auch Jagdhund Diego zeigt Freude am ungewöhnlichen fröhlichen Getümmel der jungen Leute.
Wie der Rheinwald in Zukunft einmal aussehen könnte und mit welchen Regeln die Ziele erreicht werden können, darüber machen sich vier Gruppen Gedanken. Sie sind nach einzelnen Aspekten aufgeteilt, sollen aus der Sicht eines Artenschützers, aus der eines Waldbesuchers, eines Holzers oder aus der Sicht einer Allgemeinwohl-Vorsorge die Zukunft des Waldes planen. Ihre Lösungen präsentieren sie in Form eines Bildes, das mit Hilfsmitteln aus dem Wald auf dem Waldweg gelegt ist. Schnell ist klar, dass das Bild eines Zukunftswaldes interessenbedingt unterschiedlich ausfällt – nicht jede Zielgruppe ist mit der anderen in Einklang zu bringen. Wer die Wildkatze schützen will, könne Flutungen des Waldes bei Hochwasser nicht gutheißen.
Wer mehr Spielplätze und sportliche Betätigungsfelder im Wald sucht, stößt auf den Unmut Ruhesuchender und den der Tierschützer. Deswegen sei das Betreiben einer multifunktionellen Forstwirtschaft die Lösung und das Ziel der Förster, sagt Revierförster Torsten Stark. Er hofft darauf, dass es ihm und seinem Forstteam gelungen ist, den Teilnehmern des "Grünen Tages" eine neue Sichtweise auf das Thema Waldpflege und Waldnutzung zu vermitteln.
Am Ende der Aktion empfiehlt der Revierförster allen Waldbesuchern, sich daheim auf Zecken zu untersuchen. Der Biss der Achtbeiner, die sich gerne an warmen und feuchten Stellen wie Kniekehlen und Achseln aufhalten, wären zwar selbst nicht das Problem – wohl aber die Krankheitserreger, die bei einem Zeckenbiss übertragen werden können. Daher sei es wichtig, sich von oben bis unten abzusuchen.