Freiheit ist janz weit draußen
Sascha Flocken inszeniert Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick" am Theater Freiburg.
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Mit nur vier Schauspielern bringt das Junge Theater Freiburg den Jugendroman des 2013 verstorbenen Wolfgang Herrndorfs auf die Bühne des Werkraums (Regie: Sascha Flocken). Konrad Singer spielt Maik, Božidar Kocevski ist Tschick, Marie Bonnet verkörpert drei Rollen, Martin Weigel gleich vier. Dann ist da noch Burkhard Finckh, der in einem riesigen Kubus auf der Bühne sitzt, Trompete und Keyboard spielt und Elektrobeats darunterlegt. Finckh leitet Maiks Ausbrechen aus dessen kleiner Welt ein, indem er aus Tschicks unaufhörlichem Betteln, mit dem Lada einmal um den Block zu fahren, einen HipHop-Track bastelt, der an Sidos "Mein Block" erinnert. Das überwiegend junge Publikum nickt mit.
Irgendwann ist auch Maik (großartig verklemmt, schüchtern und pubertär: Konrad Singer) weich gerappt. So landen die Außenseiter bei Tatjanas Party. Tatjana ist das schönste Mädchen der Welt, meint Maik, der leider so langweilig ist, dass er nicht mal einen Spitznamen hat. Nur Maik. Klar, dass er nicht eingeladen war. Aber Tschick (lässig, großmäulig und sehr lustig: Božidar Kocevski) weiß, wie es läuft: "Du fällst einfach nicht auf!" Sagt’s und verpasst Maik einen knallpinken Pelzmantel.
Das Bühnenbild ist weniger knallig und setzt minimalistisch auf weiße Würfel, die mal wild durch die Gegend geworfen werden, die Frontsitze des Ladas versinnbildlichen oder den mitunter schweren Weg der Jungs, indem sie auf ihnen balancieren. Die Idee funktioniert fantastisch, wie auch die Interaktion der Schauspieler mit dem Publikum. Das johlt begeistert, wenn Tschick in ihre Richtung zwinkert, oder Maik an einem Zuschauer übt, wie er seinen Schwarm Tatjana begrüßen soll.
Es sind die Brüche, die das Stück lebendig, unterhaltsam und lustig machen. So wird die Reise von Isas imaginärer Fernsehshow unterbrochen, als Maik und Tschick diese auf der Müllkippe treffen und sie ihnen in einem physikalischen Versuch erklärt, wie man Benzin aus Autos abpumpt. Marie Bonnet spielt das obdachlose Mädchen mit der großen Klappe hemmungslos und mit viel Sarkasmus. Isa ist die Erste, die Maik und Tschick auf ihrem Roadtrip treffen, darauf folgt Martin Weigel als schießwütiger Kriegsveteran oder tolpatschige, aber liebenswürdige Sprachtherapeutin. Überhaupt, meint Maik später, heißt es ja, 99 Prozent der Menschen seien schlecht. "Aber wir sind ausschließlich dem einen Prozent begegnet, das nicht schlecht ist."
– Weitere Termine: 3., 6., 14., 20. Dezember, 2., 11. Januar, 19 Uhr, Werkraum Theater Freiburg.
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