Enthüllung
Freiburger Münster: Bald sind zwei Drittel des Turmhelms wieder sichtbar
Schon zehn Jahre verhüllt ein Gerüst die berühmte Maßwerkkonstruktion des Freiburger Münsterturmes. In diesem Sommer wird es um zwölf Meter zurückgebaut – dann sind zwei Drittel des Turmhelms wieder sichtbar.
Do, 9. Jun 2016, 12:07 Uhr
Freiburg
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Endspurt auf Freiburgs höchster Baustelle. In den oberen "Stockwerken" des Turmhelms läuft die Endredaktion, wie bei den Restaurateuren der Münsterbauhütte die letzte Kontrolle der Arbeiten heißt. Mit den Bauarbeiten geht buchstäblich abwärts. Denn: Aktuell arbeitet das Turmteam auf den unteren Ebenen der Maßwerk-Konstruktion. Seit Anfang 2006 befindet sich der gotische Patient in Intensiv-Behandlung. 2000 Steine haben die Bauleute untersucht, dokumentiert und bearbeitet. Viereinhalb Kilometer an Fugen wurden neu ausgefüllt. "Wir haben jeden Quadratzentimeter am Turmhelm mehrfach unter die Lupe genommen", sagte Thomas Laubscher, der Betriebsleiter der Münsterbauhütte, beim Ortstermin 94 Meter über dem Münsterplatz.
Kein anderer Kirchturm auf Erden hat diese kühne filigrane Konstruktion, wie sie die Baumeister im Mittelalter für den Freiburger Turm wählten. Dieses besondere Alleinstellungsmerkmal des Münsters wurde zur kniffligen Aufgabe für das Turmteam und die Fachleute, die hinzugezogen wurden. Denn der Turmhelm musste, nachdem innenliegende Original-Ringanker nachgegeben hatten, statisch stabilisiert werden. Vieles haben die Experten diskutiert, erwogen und wieder verworfen. Zwischenzeitlich stand die Idee im Raum, den Turmhelm mit einer Art "Fassreifen" zu sichern. Doch am Ende fand sich eine viel elegantere, weil von unten kaum sichtbare Lösung. In den Sandstein wurden Gewindestangen aus Titan getrieben, die im Turm durch einen Titanschuh und außen durch handtellergroße Titanplatten, die mit Hartblei mit dem Stein befestigt wurde, wie Tilmann Borsdorf, der Projektleiter der Turmsanierung, erklärte.
Bis zum 15. Juli müssen alle Arbeiten in den oberen Etagen abgeschlossen sein. Denn drei Tage später beginnt der Teilrückbau des Gerüstes – samt einem Teil des Bauaufzuges und der Sicherungsnetze. Der Gerüstbau am Turm bedeutete eine große Herausforderung. Das Gewicht der Konstruktion konnte nicht vom Turm aufgenommen werden. Installiert wurde deswegen ein sogenanntes selbst aussteifendes Gerüst. Das bedeutet: Dem Außengerüst wurde ein Gerüst im Inneren des Turmes entgegengesetzt. Die Last des Gerüstes lag auf Stahlträgern , von denen 140 laufende Meter am Turm verbaut wurden. Diese Träger führen durch die Maßwerköffnungen. "Der Abstand zum Buntsandstein beträgt teils nicht einmal einen Zentimeter", so Betriebsleiter Laubscher. Bei den Arbeiten auf den unteren Ebenen sind diese Stahlstützen nun den Steinmetzen und Restauratoren im Weg. "Unsere Leute können teils neun Stunden nur gebückt oder liegend arbeiten", meinte Laubscher. Auch deswegen muss das Gerüst nun rückgebaut werden.
Diese Arbeiten werden in den sechs Wochen zwischen dem 18. Juli und dem 31. August erfolgen. Das hat wiederum Folgen für den Münsterplatz. Im Radius von 30 Metern rund um das Gerüst wird eine Sicherheitszone ausgewiesen, die per Bauzaun abgesperrt werden wird. Diese Sperrung gilt jeweils von Montag bis Freitag. Betroffen sind die Flächen um das Hauptportal des Münsters. Die No-Go-Area reicht bis an das Gebäude der BW-Bank auf der Westseite und bis an die Domsingschule auf der Südseite heran. An diesen Stellen werden zwei jeweils zwölf Meter lange Fußgängertunnel installiert. Das Münsterinnere kann zu dieser Zeit nur über das Renaissanceportal (Südseite) und die "Pforte der Barmherzigkeit" (Nordseite) erreicht werden.
An den Wochentagen während der Rückbauzeit können in dem betroffenen Bereich auch keine Münstermarktstände aufgebaut werden. Der Markt wird an diesen Tagen umarrangiert. Einige Stände müssen auf die Münster- und auf die Kaiser-Joseph-Straße ausweichen. Betroffen ist auch die Gastronomie auf der Südseite: Der Goldene Engel und der Ganter-Brauereiausschank verlieren große Teile ihrer Außensitzfläche. Hier werde noch nach Lösungen gesucht, sagte Veronika Sester vom Amt für öffentliche Ordnung am Mittwoch bei der Information für Marktleute und Münsterplatzanwohner. Münsterbaumeisterin Yvonne Faller bat um Verständnis für die Einschränkungen: "Aber auch für uns sind die Arbeiten kein Zuckerschlecken."
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