Schutz vor Corona

Freiburger Kinderinfektiologe: Impfung für Fünf- bis Elfjährige gut verträglich

Eltern müssen sich aus Sicht von Roland Elling keine Sorgen wegen einer Corona-Impfung ihrer Kinder machen. Eine US-Analyse von 8,7 Millionen Impfungen bei Kindern habe die Verträglichkeit bestätigt.  

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Experten raten auch Kindern zur Impfung. Foto: Mareen Fischinger via www.imago-images.de
Immer mehr Menschen im Land infizieren sich mit der Omikron-Variante. Die Impfung kann vor einem schweren Verlauf schützen. Für Fünf- bis Elfjährige gibt es bislang aber nur eine eingeschränkte Impfempfehlung der Ständigen Impfkomission (Stiko). Katharina Meyer sprach mit dem Freiburger Kinderinfektiologen Roland Elling über neue Studien hierzu.

BZ: Herr Elling, zur Kinderimpfung liegen mittlerweile Millionen Daten aus den USA vor. Wie beurteilen Sie diese?

Elling: Wir haben die US-Analyse von 8,7 Millionen Impfungen bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren sehr positiv wahrgenommen. Ich war ohnehin recht optimistisch, was die Verträglichkeit der Impfung bei Kindern angeht, und es ist schön zu sehen, dass sie tatsächlich so gut verträglich ist.

BZ: Die Stiko hat im Dezember auch mit Verweis auf die dünne Datenlage die Kinderimpfung nicht allgemein empfohlen. Bräuchte es jetzt ein Update?
Elling: Ich fand es im Dezember sehr vernünftig von der Stiko, noch abzuwarten, bis die Daten vorliegen. Insofern wird die Stiko diese neuen Daten sicher genau analysieren, denn der Kenntnisstand zur Sicherheit der Impfung hat sich wirklich positiv verändert. Nach einer ärztlichen Aufklärung können sich Eltern ohne Sorge für die Impfung entscheiden: Es hat in dieser Analyse erfreulicherweise keine Hinweise gegeben, dass bei Kindern gehäuft relevante Nebenwirkungen auftreten. Auch über eine Herzmuskelentzündung wurde nach 8,7 Millionen Impfungen nur in elf Fällen berichtet. Wie effektiv die Impfung vor Omikron schützt, wissen wir allerdings nicht, aber analog zu den Erwachsenen kann man auch bei Kindern von einer guten Schutzrate vor schweren Infektionsverläufen ausgehen.

BZ: Wie gut kann man Omikron mittlerweile einschätzen?

Elling: Als es ganz initial hieß, dass die Hospitalisierungen von Kindern in Südafrika stark zunehmen, hatten wir natürlich auch Sorge. Aktuell scheint es eher so zu sein, dass die Zahlen zwar insgesamt hoch gehen, es aber prozentual nicht mehr schwere Krankheitsbilder zu geben scheint. Aber natürlich sind die Daten hier noch sehr unsicher. Es wäre aber erst einmal überraschend, wenn eine Virusvariante, die bei Erwachsenen milder verläuft, Kinder kränker machen würde. Wir sehen auch bei uns in der Klinik nach wie vor sehr wenige Kinder, die schwer an Sars-CoV-2 erkranken. Aber natürlich können bei insgesamt viel höheren Infektionszahlen auch die bei Kindern seltenen schweren Verläufe entsprechend zunehmen.
Zur Person:

Roland Elling (41) ist Funktionsoberarzt am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Freiburger Uniklinik und auch stellvertretender Leiter des Kinderimpfstützpunkts Freiburg.

BZ: In seltenen Fällen gibt es bei Kindern einen schweren Covid-Verlauf, nämlich das Entzündungssyndrom Pims/Mis-C.

Elling: Nach unseren Meldedaten wurden in Deutschland bisher insgesamt rund 550 Kinder mit Pims im Krankenhaus behandelt. Das ist ein unbehandelt lebensbedrohliches Krankheitsbild. Erfreulicherweise konnten auch hier zwei aktuelle Studien zeigen, dass bis zu 90 Prozent der Pims-Fälle bei nicht vollständig geimpften Kindern auftreten, also die Impfung einen hohen Schutz bietet. Inwieweit sich diese Schutzwirkung bei Omikron verändert, können wir derzeit noch nicht beurteilen.
BZ: Bleibt die Frage nach möglichen Langzeitfolgen der Infektion. Manche Viren können ja auch Jahre nach der Infektion noch mal angreifen.

Elling: Das Immunsystem von Kindern geht – abgesehen von Pims – immunologisch sehr geschickt und effektiv mit dem Erreger um. Und Sars-CoV-2 ist ein Virus, das nicht im Körper persistiert. Man muss keine Sorge haben, dass das Virus viele tausend Kinder schleichend chronisch krank macht. Auch Long Covid spielt nach unseren Studienergebnissen bei jüngeren Kindern keine Rolle, das fängt erst in der zweiten Lebensdekade an.

BZ: Omikron greift um sich – ist eine Impfung jetzt noch sinnvoll? Und was passiert, wenn ein Kind sich nach der ersten Dosis infiziert?
Elling: Es ist zu jedem Zeitpunkt günstig, zu impfen. Auch wenn die Infektion bei der Impfung schon im Körper ist, ist das nicht gefährlich – es beeinflusst die Erkrankung aber vermutlich auch nicht mehr positiv.

BZ: Wie sieht es mit dem Boostern von Jugendlichen aus?
Elling: Gerade hat sich die Stiko dazu geäußert, die Auffrischimpfung auch für Kinder von 12 bis 17 Jahren zu empfehlen, das halte ich auch für sehr sinnvoll.
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